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U23
26.02.2019

Andreas Ludwig: Heimkehr als Führungsspieler

In der U23 ist Andreas Ludwig der älteste Spieler und damit zwangsläufig eine Führungsfigur. Nach bewegten Stationen in Ulm, Hoffenheim, Heidenheim, Aalen, München, Utrecht und Magdeburg spielt der 28-Jährige nun wieder für die TSG. In seiner neuen Rolle als Leitwolf kann er einiges an die jüngeren Teamkameraden weitergeben und ihnen berichten – von seinem Bundesligadebüt bei den Bayern, einer rasanten Halbzeit im Weserstadion, dem Busunfall in Namibia oder der niederländischen Eredivisie und einem vibrierenden Stadion in Rotterdam.

Als der vierte Offizielle im Januar 2010 in der Münchener Arena nach der Halbzeitpause der Bundesligapartie zwischen Bayern München und der TSG die Anzeigetafel mit der Nummer 31 hochhob und damit das Bundesligadebüt des damals 19-jährigen Andreas Ludwig ankündigte, hatte die steil ansteigende Karriere des offensiven Mittelfeldspielers aus Ulm ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht. Ein halbes Jahr zuvor hatte er noch als Juniorenspieler mit den Regionalliga-Herren des SSV Ulm bei Eintracht Bamberg gespielt und nun kreuzte er in der Bundesliga mit Bastian Schweinsteiger und Mark van Bommel die Klingen. „Das Bayern-Spiel war natürlich etwas ganz Besonderes. Dass es für mich so schnell gehen würde, damit hatte ich nicht gerechnet“, sagt „Lude“, wie Andreas Ludwig von seinen Mitspielern genannt wird.

Zwischen dem 19-jährigen Talent aus der Arena in München-Fröttmaning und dem 28-jährigen Führungsspieler, der heute für die U23 im Dietmar-Hopp-Stadion aufläuft, liegen eine Handvoll Bundesligaspiele, fünf weitere Stationen und ein prägender Busunfall – aber der Reihe nach.

Harte Doppelbelastung in Ulm

Das erste Trikot, das sich Ludwig überstreiften, war das der Bambini seines Heimatvereins TSV Blaustein am Rande von Ulm. Nebenbei verfolgte der fußballbegeisterte Knirps die Spiele des SSV Ulm und war als Zaungast auch in der Saison 1999/2000, der einzigen der Ulmer in der Bundesliga, dabei. „Ich war oft im Stadion – auch beim 1:9 gegen Leverkusen“, merkt der gebürtige Ulmer an, der somit als damals Neunjähriger Zeuge des höchsten Bundesligasieges der vergangenen 34 Jahre wurde.

Vier Jahre später holte der SSV den talentierten Mittelfeldspieler für seine U15 – und Ludwig war ein Ulmer „Spatz“. Als solcher schaffte er es bereits als A-Jugendlicher zur Herrenmannschaft, die damals wieder bis in die Regionalliga abgestiegen war. Sein Trainer damals: Markus Gisdol. Nebenbei absolvierte „Lude“ eine Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann. „Damals habe ich von 6 bis 14 Uhr im Betrieb gearbeitet und stand um 15 Uhr auf dem Trainingsplatz. Das war schon eine prägende Zeit“, so Ludwig, der sich vor seinem Wechsel nach Hoffenheim noch nicht ernsthaft mit dem Gedanken beschäftigt hatte, einmal ausschließlich mit dem Fußballspielen sein Geld zu verdienen.

Gisdol und Rangnick als größte Förderer

Dass es den damals 18-Jährigen zur TSG zog, hatte vor allem mit Markus Gisdol und Otmar Rösch zu tun, die damals als Chef- und Co-Trainer vom SSV Ulm zur Hoffenheimer U23 wechselten und ihren hoffnungsvollen Mittelfeldspieler gleich mitnahmen. „Die beiden waren für mich damals eine große Hilfe und Markus Gisdol hat auch danach immer viel von mir gehalten“, erinnert sich Ludwig, der heute rückblickend auch den damaligen Trainer des TSG-Bundesligateams, Ralf Rangnick, als seinen Förderer bezeichnet. Nach rund drei Monaten durfte er bei den Profis mittrainieren und weitere drei Monate später machte er mit 19 Jahren in München sein erstes Bundesligaspiel.

Nebenbei feierte er mit der U23, für die Ludwig weiterhin hauptsächlich auflief, den Aufstieg in die Regionalliga. Im Sommer 2011, zwei Jahre nach seinem Wechsel von Ulm nach Hoffenheim, ließ ihn der Wunsch nach mehr Spielpraxis auf höherem Niveau dann eine Leihe zum damaligen Drittligisten 1.FC Heidenheim eingehen. Doch nach nur einem halben eher enttäuschenden Jahr kehrte er zur TSG zurück. „Ich war damals froh, wieder in Hoffenheim zu sein“, sagt Ludwig, der sich über die U23 wieder an das mittlerweile von Holger Stanislawski trainierte Profiteam heranarbeiten sollte.

„Plötzlich hat es einen Riesenschlag gegeben“

Gleich zu Beginn seines Neuanfangs ging es mit dem Regionalligateam der TSG ins Trainingslager nach Namibia. Die Begegnungen und Eindrücke aus Afrika sind Ludwig noch heute in bleibender Erinnerung geblieben. Genauso wie das Ende. „Wir waren mit dem Bus auf dem Weg zum Flughafen. Ich saß neben Denis Thomalla in der letzten Reihe. Plötzlich hat es einen Riesenschlag gegeben.“ Der Bus überschlug sich und zahlreiche Spieler und Betreuer der TSG wurden verletzt. Ludwig selber brach sich bei dem Busunfall zwei Brustwirbel und konnte das Krankenhaus in Namibia erst nach dem Abflug seiner Teamkameraden verlassen. „Im Endeffekt sind wir alle noch glimpflich davongekommen, aber ab und zu denke ich schon noch an den Unfall.“

Aus der Bahn werfen ließ sich Ludwig aber von dem Schreck und den angebrochenen Wirbeln nicht. Zwar reichte es in der Rückrunde nur noch für vier Einsätze in der Regionalliga, doch in der darauffolgenden Saison 2012/13 war er bei der U23 gesetzt, trainierte unter seinem einstigen Förderer Markus Gisdol regelmäßig bei den Profis und absolvierte fünf weitere Bundesligaspiele. Besonders in Erinnerung geblieben ist dem Mittelfeldmann die Partie am 4. Mai 2013 bei Werder Bremen: Zur Halbzeit kam der damals 22-Jährige für Sebastian Rudy beim Stand von 0:2 aus Hoffenheimer Sicht in die Partie und half mit, in 45 rasanten Minuten noch ein 2:2 zu holen. Den Ausgleich durch Sven Schipplock bereitete „Lude“ in der ersten Minute der Nachspielzeit per Kopf vor. „Dieses Spiel war natürlich ein Highlight in meiner Karriere. Die Stimmung im Weserstadion war richtig gut und dann unsere Aufholjagd…“

Es war das fünfte und somit vorletzte Bundesligaspiel des technisch beschlagenen Mittelfeldmanns. Die starke Konkurrenz auf seiner Position, wo Ludwig Spieler wie Roberto Firmino oder Kevin Volland vor sich hatte, bewog ihn in der Winterpause der folgenden Saison 2013/14 zu einer erneuten Leihe. Diesmal war der damalige Zweitligist 1860 München das Ziel, für den er in der Rückrunde zehn von 15 Spielen absolvierte. Vor allem in der Partie gegen den VfR Aalen glänzte Ludwig, als er beim 4:0-Heimsieg ein Tor und eine Vorlage beisteuerte.

Liebe auf den ersten Blick in Utrecht

Angesichts der abgelaufenen Leihe zu den Münchener Löwen und der starken Konkurrenz in Hoffenheim folgte im Sommer 2014 schließlich der vorläufige Abschied von der TSG und Ludwig wechselte fest zu eben jenen Aalenern in die Zweite Liga. „Das war damals ein guter Schritt, denn ich habe beim VfR eine ordentliche Saison gespielt und konnte wieder mit meiner Freundin Hanna in der Heimat leben.“

Ludwigs Heimatverbundenheit zeigt sich im Gespräch immer mal wieder und dennoch wagte er nach seinem ersten Jahr in Aalen und dem Abstieg mit dem VfR den Schritt ins Ausland. Der FC Utrecht aus der niederländischen Eredivisie verpflichtete Ludwig – ein Glücksfall für den Mittelfeldspieler. „Meine Freundin und ich haben uns direkt in die Stadt verliebt. Die vielen Grachten und die angenehme Atmosphäre haben es uns leicht gemacht, uns wohlzufühlen.“ Auch sportlich kam Ludwig gut in Utrecht an. „Der damalige Trainer Erik ten Hag (heute Cheftrainer bei Ajax Amsterdam, Anm. d. Red.) hat mir von Anfang an gesagt: Wir haben dich nicht einfach so geholt, du sollst hier eine wichtige Rolle spielen. Und so war es dann auch.“

In seinen zwei Jahren in Utrecht machte „Lude“ 42 Partien in der Eredivisie und erreichte 2016 mit seinem Team das Pokalfinale. „Wir haben gegen Feyenoord gespielt. Leider findet das Finale in den Niederlanden immer im Rotterdamer De-Kuip-Stadion statt, womit Feyenoord also einen Heimvorteil hat. Das De Kuip und die Fans dort sind Wahnsinn. Wenn man durch den Tunnel einläuft, vibriert das ganze Stadion. Zwar haben wir eine gutes Spiel gemacht, aber leider 1:2 verloren. Wir waren wohl etwas zu jung, um uns in solch einem Match gegen abgezockte Profis wie Dirk Kuyt oder Eljero Elia durchzusetzen. Dennoch war es das größte Spiel meiner Karriere – und ein absoluter Höhepunkt.“

Gute Jahre in den Niederlanden

Auch außerhalb des Fußballs verbrachte Ludwig in Utrecht schöne Jahre. Er heiratete seine Hanna, lernte Niederländisch und knüpfte Freundschaften, die zum Teil noch heute halten. Mit seinem damaligen Mitspieler Sébastien Haller (heute Eintracht Frankfurt, Anm. d. Red.) und dessen Frau waren die Ludwigs im vergangenen Jahr sogar auf Ibiza im Urlaub. Und auch in Utrecht schauten sie kürzlich wieder vorbei. „Ich war positiv überrascht, wie oft ich noch erkannt und wie herzlich ich begrüßt wurde“, berichtet Ludwig.

Nach zwei Jahren in den Niederlanden zog es ihn dennoch zurück nach Deutschland und er wechselte in die Dritte Liga zum 1.FC Magdeburg. „Im Nachhinein bereuen wir unseren verfrühten Abschied aus Utrecht etwas, denn eigentlich lief ja alles gut und wir haben uns sehr wohlgefühlt. So sehr, dass wir uns sogar vorstellen könnten, später noch mal in Holland zu leben.“

Beim FCM kam „Lude“ nicht richtig in Tritt. Zwar stieg er mit den Blau-Weißen in die Zweite Liga auf, doch einen festen Platz in der eingespielten Mannschaft gab es für ihn nicht. „In Magdeburg war vieles anders als in Utrecht. Es war nicht einfach, aber auch diese Erfahrung nehme ich für mich mit“, so Ludwig, den sein Weg im vergangenen Sommer schließlich zurück nach Hoffenheim führte. „Marco Wildersinn hat sich schon früh bei mir gemeldet und mir eine Perspektive bei der TSG aufgezeigt, die sehr verlockend war. Natürlich war es kein einfacher Schritt, mit 27 in die Regionalliga zu gehen. Aber ich kann hier eine neue Rolle als Führungsspieler einnehmen und außerdem meine ersten Trainerscheine machen. Diese Möglichkeiten bieten nicht viele Vereine und sie haben letztlich den Ausschlag gegeben.“

„Trainertätigkeit interessiert mich sehr“

In seiner Rolle als Ältester im Team fühlt sich „Lude“ nach dem ersten halben Jahr ausgesprochen wohl. „Die Jungs akzeptieren mich und ich versuche, ihnen zu helfen, wo ich kann. Wir haben richtig talentierte Spieler in der Mannschaft, konnten unser wahres Leistungsvermögen allerdings in der Hinrunde nicht immer auf den Platz bringen. Aber ich weiß, dass die Jahre nach der Juniorenzeit ein großer Lernprozess sind, bei dem ich unsere jungen Spieler gerne begleite.“

Nebenbei wird „Lude“ demnächst seine Trainer-B-Lizenz machen. Bereits in den Niederlanden hat er sich zum Fitnesstrainer ausbilden lassen und aktuell erwirbt er im Fernstudium die Lizenzen als Personal Coach und als Ernährungsberater. „Die Trainertätigkeit interessiert mich sehr und ich habe in meiner Karriere ja auch den einen oder anderen erlebt. Mit Marco Wildersinn bin ich hier natürlich ebenfalls im regelmäßigen Austausch und ich fände es spannend, das einmal selber zu machen.“

Zunächst aber will „Lude“ noch ein paar Jahre selber auf dem Platz stehen und von seinen Erfahrungen in den ersten drei Ligen Deutschlands sowie seinen zwei Jahren in der Eredivisie etwas weitergeben. Obwohl er sich mit 28 noch im besten Fußballeralter befindet, ist er realistisch, was die Ambitionen im Profifußball angeht. „Mit höherklassigem Fußball wird es nun sicherlich schwierig für mich, aber ich habe mich ja auch bewusst und voll und ganz für meine neue Aufgabe bei der TSG entschieden. Und die Möglichkeiten, die mir hier geboten werden, will ich nicht so ohne Weiteres aufgeben.“

 

>>> Hier geht es zum Spielerprofil von Andreas Ludwig <<<

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