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HOFFI-CLUB
23.02.2017

Die Spielwiese der TSG

Habt Ihr Euch schon mal gefragt, warum der Rasen in der WIRSOL Rhein-Neckar-Arena auch im tiefsten Winter stets schön grün ist? SPIELFELD erklärt, wie eigentlich eine Rasenheizung funktioniert – und klärt auf, was passiert, wenn das Grün komplett ausgetauscht wird. So wie im Januar in der TSG-Spielstätte.

In der Winterpause fanden zwar keine Fußballspiele in der WIRSOL Rhein-Neckar-Arena statt, dennoch herrschte Hochbetrieb im Sinsheimer Stadion. Erst wurde das Spielfeld für das Wintergame der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) aufwändig in eine Eisfläche verwandelt. Der Rasen war zuvor abgetragen worden. Unmittelbar nach dem letzten Bundesliga-Heimspiel der TSG gegen Bremen am 21. Dezember wurde mit dem Abschälen der Wiese vom erdigen Untergrund begonnen.

Pünktlich zum ersten Heimspiel des Jahres 2017 gegen Mainz 05 konnten sich Spieler und Fans über einen neuen Untergrund freuen. Denn nach dem Eishockey-Match zwischen Mannheim und Schwenningen wurde ein neuer Rollrasen ausgelegt. Auf der Homepage der TSG ist in einem Video zu sehen, wie viel Aufwand der Austausch des Rasens erfordert hat. In diesem Jahr war der Vorgang noch komplizierter, da die niedrigen Temperaturen die Arbeit und das Anwachsen des neuen Rasens erschwerten. Doch zum Glück hat die TSG auch bei der Spielfeld-Pflege einen absoluten Fachmann in ihren Reihen: Greenkeeper Maik Grimm.

Der Rasen-Fachmann und sein Team haben das aufwändige Projekt geleitet. "Da wir die Gelegenheit genutzt haben, um auch die unter dem Rasen liegende Rasentragschicht auszutauschen, war wirklich viel zu tun. Wir haben 2400 Tonnen Material dafür befördert, das entspricht der Kapazität von rund 90 LKW", erklärt Grimm, der mit seinen insgesamt elf Mitarbeitern rund sieben Tage in der Arena am neuen Spielfeld arbeitete.

Die Arbeitsschritte zeigen den enormen Aufwand für das Rasenteam der TSG:

- Zwei Tage wurden benötigt, um den alten Rasen und die Rasentragschicht zu entfernen.

- Zwei weitere Tage lang wurde der neue Rasen, der aus Willich am Niederrhein stammt, aufgetragen.

- Im Anschluss wurden zwei Liter Sand pro Quadratmeter mit einem Tellerstreuer verteilt und mit einem von einem Traktor gezogenen, 25 Meter breiten Besen eingebürstet.

- Danach wurde der Rasen geschnitten und gelocht: Pro Quadratmeter erhielt er 250 Löcher, die kugelschreiberdick sowie acht Zentimeter tief sind und das Anwachsen des Rasens fördern.

- Zum Abschluss wurde der Rasen angewalzt, um einen besseren Kontakt mit dem neuen Boden zu bekommen, und schließlich gewässert.

 Und nun ist sie da – die neue Spielwiese der TSG-Profis.

 WIE BLEIBT DER RASEN IM WINTER BESPIELBAR?

Manchmal reiben sich Fans verwundert die Augen, wenn sie bei Schnee und Eis in ein Stadion kommen und die grüne Rasenfläche sehen. Dass die Spiele der Bundesliga auch im tiefsten Winter kaum noch abgesagt werden, liegt an den unsichtbaren Helden der Bundesliga: Rasenheizungen in den Stadien ermöglichen bei Minusgraden, dass die Partien unter guten Bedingungen angepfiffen werden können – und die Spielflächen nicht im Schneetreiben verschwinden.

Seit der Saison 2007/08 muss jedes Stadion der Erst- und Zweitligisten nach einer Vorgabe der Deutschen Fußball-Liga (DFL) mit einer Rasenheizung ausgestattet sein. Für Spieler und Fans ist dies ein großer Vorteil, denn früher fielen viele Spiele aufgrund der Witterung aus – oder der schlechte Untergrund gefährdete nicht bloß den Spielfluss, sondern auch die Gesundheit der Profis und natürlich den Rasen selbst.

Das Spiel der TSG Hoffenheim beim FC Augsburg am 21. Januar beispielweise wäre früher wohl verlegt worden, trotz der Rasenheizung waren vereiste und zugeschneite Stellen auf dem Platz gut sichtbar. Ein extremes Beispiel für den Nutzen einer Rasenheizung war auch das Spiel der TSG bei Hertha BSC im November 2015, als das Berliner Olym­piastadion plötzlich eingeschneit wurde. Zwar überforderte die enorme Menge Schnee die Rasenheizung zu Beginn, im Lauf des Spiels gewann sie aber den Kampf gegen den weißen Nieder­schlag und sorgte dafür, dass der grüne Rasen wieder zum Vorschein kam: Bis dahin halfen der leuchtend orangefarbene Ball und Hütchen auf Höhe der Strafräume den Spielern und Unparteiischen bei der Orientierung.

Bei der TSG dagegen "gab es noch nie Probleme", wie Greenkeeper Maik Grimm erläutert. Und die Vorkehrungen sind getroffen: "Die Heizung ist momentan schon auf 16 Grad Wassertemperatur eingestellt."

WAS KOSTET EINE RASENHEIZUNG?

Dass sich Rasenheizungen im Profifußball nicht schon viel früher durchgesetzt haben, lag lange Zeit an den hohen Kosten. Knapp eine Million Mark war vielen Vereinen und Städten der Einbau nicht wert – zumal die Nutzung pro Tag auch mehrere Tausend Mark verschlang. Die Technik gibt es aber schon lange. Bereits 1972 wurde im Münchner Olympiastadion die erste Rasenheizung in Deutschland verlegt. Das Frankfurter Waldstadion wurde zwar kurze Zeit später ebenfalls nachgerüstet – doch es dauerte bis in die 1990er Jahre, ehe sich die Technik in deutschen Stadien etablierte. Da in diesem Zeitraum viele Stadien modernisiert wurden, zogen Rasenheizungen flächendeckend in den Profifußball ein, ähnlich wie Airbags mit der Zeit zur Standard-Ausrüstung eines jeden Autos gehörten.

Mittlerweile gibt es – wie bereits oben beschrieben – keine Bundesliga-Arena mehr ohne die nützliche Hilfe, auch Kunstrasenplätze werden häufig mit der Technik ausgestattet. Die WIRSOL Rhein-Neckar-Arena erhielt bei ihrem Bau in den Jahren 2007/08 natürlich auch sofort eine Rasenheizung. Die Kosten für die Anlagen und ihren Gebrauch sind durch den Fortschritt und die größere Nachfrage mittlerweile gesunken, mehrere Hunderttausend Euro müssen die Klubs aber dennoch investieren, um eine Anlage zu erstellen. 

UND WIE FUNKTIONIERT ES TECHNISCH?

Technisch ist eine Rasenheizung mit einer Fußbodenheizung zu vergleichen – die in vielen Haushalten die klassischen Heizkörper verdrängt haben. Wie im Wohnzimmerboden liegen auch unter dem Spielfeld in der WIRSOL Rhein-Neckar-Arena in gleichmäßigen Abstand  Rohre, durch die warmes Wasser geleitet werden kann. Durch die aufsteigende Wärme werden gefrorene Plätze aufgetaut und Schneedecken abgeschmolzen.

In der Sinsheimer Arena hat die Firma REHAU die Rasenheizung installiert, und zwar 28 Zentimeter unter der Grasnarbe. Damit der Schnee überall gleichmäßig schmilzt und der Platz gleichmäßig mit Wärme versorgt wird, wurden die Rohre in ein Schienensystem mit festen Abständen eingebaut. Über den wärmenden Rohren wird eine weitere Erdschicht verlegt, auf der schließlich der Rasen ausgerollt wird – das war in der Winterpause zu sehen, als die WIRSOL Rhein-Neckar-Arena eine neue Grasnarbe erhielt. Die Rasenheizung wird bei solch einer Prozedur aber nicht berührt – und die Arbeiter bekommen sie nicht einmal zu sehen.

Wie bei Zimmerpflanzen zu Hause sind extreme Temperaturveränderungen aber auch für den Stadionrasen schädlich. Also werden die Heizungen nicht einfach aufgedreht und wieder komplett abgeschaltet. Sie werden von einer witterungsabhängigen Regelungsanlage gesteuert und konstant bei einer Temperatur von zwei bis vier Grad Celsius gehalten, um die Rasenpflanzen zu schützen und das Feld dennoch schnee- und eisfrei zu halten. Da sich die Rasenheizung recht tief unter der Oberfläche befindet, kann der Rasen ohne Einschränkungen gepflegt, maschinell bearbeitet und gedüngt werden. Eine Grundvoraussetzung muss aber gegeben sein, um eine reibungslose Funktion zu gewährleisten: Der Platz benötigt ein funktionierendes Drainagesystem, um die Wassermengen, die durch den schmelzenden Schnee entstehen, aufzufangen und abfließen zu lassen. Denn ansonsten wird aus dem weißen Feld ein See, auf dem das Fußballspielen ebenfalls unmöglich ist. In Sinsheim wurden deshalb spezielle Teilsickerrohre verbaut, die Regen- oder Schmelzwasser unter dem Rasen aufnehmen und ableiten.

Im Stadion bekommen Fans und Spieler davon nichts mit, Rasenheizungen verursachen weder Geräusche noch werden sie sichtbar. Nur die Spielwiese rückt in den Blickpunkt – und das ist das Wichtigste, um die Spiele auch im Winter auszutragen: für die Profis und die Fans.

 

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