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SPIELFELD
21.11.2016

Dietmar Hopp - Nah bei den Menschen

Der Börsengang der SAP machte ihn zum Milliardär: Dietmar Hopp aber hat das nicht verändert. Er blieb zutiefst bodenständig – und gibt seiner Heimat mit der Dietmar Hopp Stiftung seit zwei Jahrzehnten unglaublich viel zurück.

Die kleine Kladde; sie hat Dietmar Hopp geprägt. Jeden Abend trug seine Mutter damals, in den 1940er Jahren, die Ausgaben des Tages dort ein; jeder Pfennig wurde gezählt. Denn jeder Pfennig war wichtig. Dietmar Hopp hat das nie vergessen. Es hat ihn angetrieben. Und dann, ein halbes Jahrhundert später, war der Moment gekommen. Die SAP-Aktie setzte an der Börse zum Höhenflug an: "In diesem Augenblick hätte ich meiner Mutter gern gesagt: Schau mal, jetzt habe ich es tatsächlich geschafft."

Wenn der TSG-Gesellschafter, inzwischen 76-jährig, solche Sätze sagt, lassen sich darin nicht einmal Spurenelemente von Überheblichkeit finden. Es ist vielmehr der Satz eines Mannes, der spürte, erreicht zu haben, was er sich als kleiner Bub vorgenommen hatte. Und der nun in der Lage war, etwas zurückzugeben: "Das zu machen, was ich immer wollte: anderen Menschen helfen." Und Dietmar Hopp hilft in einem Maß wie kaum eine andere Persönlichkeit in Deutschland. Die Stiftung, die er 1995 gründete, ist mit einem Vermögen von heute rund sechs Milliarden Euro eine der größten Privatstiftungen Europas.

520 Millionen Euro wurden in der gut 20-jährigen Geschichte der Stiftung für gemeinnützige Zwecke bereitgestellt, umgerechnet rund 70.000 Euro pro Tag. "In sechs bis sieben Jahren dürften es aufgrund der SAP-Dividenden insgesamt knapp eine Milliarde Euro sein", sagt Hopp. Er stellt es nüchtern fest. Er hat nie vergessen, wo er herkommt. Es sind bemerkenswerte Sätze eines bodenständigen Menschen: "Ich habe meinen Reichtum ja nicht durch Genialität oder aufgrund besonderer Intelligenz geschaffen, vielleicht schon eher durch ungeheuren Fleiß und Ehrgeiz. Aber es ist mir vor allem in dieser Gesellschaft ermöglicht worden, mit der richtigen Idee zur richtigen Zeit. Das ist auch Zufall, viel Glück; ein wenig wie Lotto."

"Feuerwerk an der Börse"

Es war vor allem auch ein langer und intensiver Weg. Denn mit der Gründung der Firma mit dem sperrigen Namen "Systemanalyse und Programmentwicklung GbR" am 1. April 1972 war der Weg nicht vorgezeichnet. Von Weinheim, dem Gründungsort, ging es räumlich als Untermieter zur Walldorfer Sparkasse. Erst 1980 bezog die Firma, kurz SAP, im dortigen Gewerbegebiet an der Max-Planck-Straße eigene Räumlichkeiten. Das eigens erbaute Firmengebäude befeuerte den Aufstieg des einstigen Start-Up-Unternehmens der fünf Gründer um Dietmar Hopp und Hasso Plattner. "Es ging ein Ruck durch die Firma, als alle Mitarbeiter plötzlich zusammen waren", erinnert sich Hopp. Zuvor waren die SAP-Angestellten bei den Kunden untergebracht.

"Nun hatten wir kurze Kommunikationswege. Ein riesiger Vorteil in jenen Zeiten ohne E-Mail, Handys und WhatsApp." Das Unternehmen wuchs stetig, sammelte weiter Großkonzerne in seiner Kundenliste von Boehringer bis BASF, von Linde bis Hoechst. Und schon Mitte der 1980er Jahre ebnete Dietmar Hopp den Weg zur Weltfirma. "Ab ‘83, ‘84 habe ich in meinem stillen Kämmerlein den Börsengang vorbereitet", so Hopp. "Wir mussten internationalisieren, sogar schneller als wir eigentlich wollten. Wir wären verkümmert ohne Börsengang." Es wurde eine unglaubliche Blüte.

Am 4. November 1988 ertönte die Börsen-Glocke: Inhaber-Aktien zum Stückpreis von 750 D-Mark wurden ausgegeben. "Eine Aktie ist so wachstumsorientiert wie das Unternehmen, das dahintersteht", lautete das Motto. Es sollte sich bewahrheiten. Es war "von Beginn an eine Erfolgsgeschichte", sagt Hopp. Und über Nacht wurde er ein mehr als reicher Mann. "Ich habe nie mitgerechnet, wie viel Geld man virtuell gewonnen oder verloren hat durch Kursschwankungen", verrät Hopp. "Ich wollte die Aktien ja nie verkaufen." Ohnehin sei es so: "Von einer gewissen Summe an spielt es überhaupt keine Rolle, ob sie mehr oder etwas weniger haben", erklärt Hopp. Mit der Präsentation des Anwendungsprogramms R/3 auf der Computermesse Cebit 1992 begann dann "das Feuerwerk an der Börse", das SAP rund um die Jahrtausendwende schließlich auf einen Unternehmenswert in Höhe von 150 Milliarden Euro katapultierte.

"Es war bewegend"

Zu diesem Zeitpunkt hatte Dietmar Hopp längst seine Zukunft geplant. 1998, im Alter von nur 58 Jahren gab der Gründer den SAP-Vorsitz ab und wechselte in den Aufsichtsrat. Es war ein Einschnitt in der Unternehmens-Geschichte. Die Angestellten versammelten sich vor der Kantine, sangen "Marmor, Stein und Eisen bricht", viele weinten. "Es war bewegend", sagt Dietmar Hopp und man spürt seine Emotion dabei noch heute. "Aber für mich war klar, dass ich lieber zu früh gehe als zu spät". Drei Jahre zuvor hatte er die Entscheidung getroffen, die ihn heute noch abhebt von vielen anderen wohlhabenden Menschen. Dietmar Hopp übertrug zwei Drittel seiner SAP-Aktien in seine Stiftung, getreu des eigenen Mottos: "Eigentum verpflichtet. Reichtum verpflichtet noch viel mehr."

Und mit dem gleichen Engagement und Herzblut, mit dem er die Weltfirma SAP schuf, kümmerte sich Hopp von Beginn an um seine Stiftung. Ihm war klar: "Ich kümmere mich hier um Menschen in dieser, in meiner Region. Diese Gesellschaft, diese Menschen haben mir meinen Aufstieg ermöglicht. Ihnen möchte ich etwas zurückgeben." Glück vermehrt sich, wenn es geteilt wird. Der Ursprung des ersten Stiftungsprojekts war sehr persönlich: Dietmar Hopp hatte stets "echten Horror" davor gehabt, dass einer seiner beiden Söhne an Krebs erkranken könnte. Er wollte das damit verbundene Leid auch anderen Eltern ersparen oder zumindest mildern und versorgte die Uniklinik Heidelberg mit einem hochmodernen Bestrahlungsgerät, durch das Gehirntumore bei Kindern wesentlich genauer und ohne Kollateralschäden behandelt werden konnten. "Ich habe anschließend so viele Zuschriften von dankbaren Eltern bekommen", sagt Hopp ergriffen. "Es ist ein wunderschönes Gefühl, helfen zu können. Das ist so viel mehr wert als vieles andere."

Nachwuchs als Lebensader der TSG

Seine karitativ engagierte Frau Anneli ermunterte ihn anschließend, sich mit der Stiftung auch im sozialen Bereich, speziell für die ältere Generation, zu engagieren – und so wurde der Altenwohnstift in Walldorf begründet, das Hospiz in Wiesloch gebaut. Eine schöne, weil sehr nahe, sehr persönliche Erfahrung. "Hier kenne ich die Leute, hier können wir die Projekte auch mit unseren Mitarbeitern begleiten, hier wird mit dem Geld kein Schindluder getrieben", sagt Dietmar Hopp, dessen Stiftung sich neben Medizin und Soziales zudem in den beiden Förderbereichen Bildung und Jugendsport engagiert. "Ich erinnere mich genau, dass der Sport mir unglaublich viel gegeben hat", sagt Hopp.

"Die Bewegung, das Gemeinsame, das Miteinander." Es hat ihn geprägt. So hat er die SAP geführt, so sah er von Beginn auch sein Engagement für die TSG, welche die Nachwuchsförderung stets als Kernstück, als Lebensader des Klubs verstand. Daher war auch die Gründung des Vereins "Anpfiff ins Leben" im Jahr 2001 eine Herzensangelegenheit. "Es ist unglaublich, wie die Kinder profitieren. Sie treiben Sport, kommen weniger auf dumme Gedanken, erhalten soziale Kompetenz und werden dazu schulisch gefördert und gefordert." So entstand ein enges, großes Netz. "Wir engagieren uns nun von Kita bis Hospiz, von der Wiege bis zur Bahre", sagt Hopp. Er hat quasi das ganze Leben im Blick. Nicht nur seins, sondern das der Menschen.

Statussymbole hatten ihn persönlich nie gekümmert: "Ich brauche keine Yacht und ich interessiere mich nicht mal für besonders tolle Autos." Sein Glück bezieht er aus anderen Begegnungen. "Die Arbeit mit der Stiftung löst große Zufriedenheit aus", sagt Hopp. "Es sind unglaublich spannende Projekte." Er erzählt mit Eifer vom Baby-Screening, mit dem genetische Defekte erkannt werden können oder von der Stammzellforschung. Die medizinische Entwicklung hat ihn stets fasziniert. Und so gehört Dietmar Hopp, abseits der Stiftung, zu den größten Privatinvestoren in der Biotech-Branche. Mehrere hunderte Millionen Euro flossen in junge Unternehmen, getrieben von der Hoffnung, vielleicht eines Tages ein wirksames Krebsmedikament auf den Markt zu bringen. Und mit dem Wunsch, da lässt Dietmar Hopp gar keine Zweifel zu, dass sich sein Investment irgendwann rechnet. "Geld verdienen war immer ein Ziel. Das verliert man nicht aus den Augen, auch wenn man genug hat, zudem entstehen in der Biotech-Branche hochinteressante Arbeitsplätze."

Das Glück, anderen Menschen eine Freude zu bereiten, wird auch niemals kleiner. In den zurückliegenden Wochen erfreuen den 76-Jährigen die Eröffnungen der verschiedenen "alla hopp!"-Anlagen in der Region. Durch die bisher größte Förderaktion der Dietmar Hopp Stiftung entstehen insgesamt 19 generationsübergreifende Bewegungs- und Begegnungsanlagen. "alla hopp!" ist ein einzigartiges, gemeinsam mit Experten wie Pädagogen und Landschaftsarchitekten, entwickeltes Konzept für Bewegung und Begegnung in der Region. Alle Generationen sollen sich in den frei zugänglichen Anlagen kostenfrei bewegen, fit halten und erholen können.

Deutscher Stifterpreis

"Die Menschen hier in der Region schätzen es sehr", sagt Hopp, der 2014 für sein Engagement in Hamburg den Deutschen Stifterpreis verliehen bekam. Die Ehrung hat ihn berührt, auch wenn der öffentliche Applaus nie sein Antrieb war. Erst recht nicht im privaten Bereich, wo seine vielen kleinen und größeren Gesten und Hilfestellungen für bedürftige Menschen unbemerkt bleiben. Es ist Ausdruck seiner Grundeinstellung, die er auch öffentlich vertritt. Der Reichtum hat ihn nicht geblendet, er hat vielmehr den Blick geschärft: "Ich halte es für richtig, nicht zusätzlich die Leute zu belasten, die sowieso auf Kante leben. Da sollten in unserem Land lieber die Reichen zur Kasse gebeten werden." So hat er auch schon eine Erhöhung des Spitzensteuersatzes ins Spiel gebracht. Und die Verlegung des eigenen Wohnsitzes zum Zweck der Steuervermeidung grenzt für den heimatverbundenen Dietmar Hopp an Verrat: "Steuerflucht ist mir zuwider. Dem Land, in dem man Reichtum erlangt hat, keine Solidarität zu erweisen: Dafür habe ich null Verständnis."

Dietmar Hopp ist nah bei den Menschen und bekommt entsprechend viel zurück. Als er im Januar an der Universitätsklinik in Heidelberg eine neue Herzklappe eingesetzt bekam, blickte er in der Kardiologie auch auf modernste Apparaturen. Und manchmal stand darunter ein kleines Schild: "Gespendet von der Dietmar Hopp Stiftung." Sein Kommentar: "Ich habe den Ärzten nur gesagt, dass ich hoffe, dass ich meine eigenen Geräte nie mehr sehen muss." Dietmar Hopp lächelt. Er hat Glück gehabt.

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