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AKADEMIE
14.06.2018

WM-Serie (1/13): Nick und die Sbornaja

Die 21. Fußball-Weltmeisterschaft zieht uns bis zum 15. Juli in ihren Bann. 32 Nationen kämpfen in Russland um den Titel. Wir fiebern mit, aber nicht nur mit der deutschen Elf. Auf achtzehn99.de präsentieren Spieler, Trainer und Mitarbeiter der TSG Akademie ihr Land. Den Anfang macht Nick Breitenbücher aus der U15, der in Deutschland geboren ist, aber einen engen Bezug zu Russland hat.

Das sagt unser Mann

Nick Breitenbücher, Jahrgang 2003, kam im Sommer 2014 als U12-Spieler zur TSG und stürmte in der abgelaufenen Saison mit der U15 zur Süddeutschen Meisterschaft. Zwar wurde Nick in Deutschland geboren, doch seine Eltern stammen aus der ehemaligen Sowjetrepublik Kasachstan. Im Gegensatz zu den Baltenstaaten oder etwa den Ukrainern fühlen sich die Kasachen aus der Sowjet-Ära eher dem damaligen „Mutterland“ Russland zugehörig. Und so schlagen auch in Nicks Brust zwei Herzen, wobei er sich für das heute beginnende Turnier festgelegt hat: „Ich bin für Russland!“

Trotz der großen Entfernung hat Nick eine enge Beziehung zu seiner zweiten Heimat: Viele Verwandte seiner Mutter leben dort und er schätzt die vielen Sehenswürdigkeiten, wie etwa den Moskauer Kreml, das Lenin-Mausoleum oder das Schloss Peterhof in St. Petersburg.

Die Partien der „Sbornaja“, wie die russische Nationalmannschaft genannt wird, sind für ihn durchaus etwas Besonderes. „Ich will natürlich, dass sie alles geben und das Beste aus sich herausholen. Früher habe ich die Spiele immer mit meiner Familie verfolgt, jetzt muss ich einige in Zuzenhausen schauen“, sagt Nick, der seit vergangenem Sommer im Spielerwohnheim der TSG untergebracht ist. Als Lieblingsspieler bezeichnet er Fëdor Smolov vom russischen Erstligisten FK Krasnodar: „Er ist ein sehr guter Stürmer und schießt viele Tore.“

Was das Abschneiden der russischen Nationalmannschaft bei der Heim-WM angeht, gibt sich Nick aber eher zurückhaltend. „Für das Eröffnungsspiel gegen Saudi-Arabien tippe ich 2:1, weil ich denke, dass beide Mannschaften gut sind, aber das Publikum in Moskau den entscheidenden Unterschied macht. Ich traue Russland schon zu, die Gruppenphase zu überstehen, aber danach werden sie wahrscheinlich früh ausscheiden.“

Und wer ist Nicks WM-Favorit? „Frankreich. Sie haben eine sehr gute Mannschaft, die mit ihren Top-Stürmern Kylian Mbappé und Antoine Griezmann viele Tore schießen wird.“

Der Weg nach Russland

Als Ausrichter mussten die Russen keine Qualifikation spielen. Sie stehen seit der offiziellen Vergabe am 19. Dezember 2008 bereits als erster Teilnehmer fest. Russland ist zum ersten Mal überhaupt Gastgeber eines großen Turniers, noch nie fanden hier Welt- oder Europameisterschaften statt.

BEKANNTE NAMEN

Die aus der Bundesliga bekannten Deutsch-Russen Konstantin Rausch und Roman Neustädter wurden kurz vor Toreschluss von Trainer Stanislav Čerčesov, den älteren Lesern noch aus seiner aktiven Zeit bei Dynamo Dresden (1993-95) bekannt, gestrichen. Dafür stehen mit Keeper Igor Akinfeev (32) sowie den beiden Abwehrspielern Jurij Žirkov (34) und Sergej Ignaševič (38) einige erfahrene Haudegen im Team, die den Altersschnitt (28,8; nur fünf Mannschaften sind älter) nach oben drücken. Interessant: Mit Ausnahme von Ersatztorwart Vladimir Gabulov (Brügge) und Mittelfeldmann Denis Čeryšev (Villarreal) sind alle Spieler in der russischen Premjer Liga aktiv. Besonderes Augenmerk liegt auf den Zwillingsbrüdern Aleksej und Anton Mirančuk, die den Hauptstadtklub Lokomotive Moskau gerade zu seiner dritten russischen Meisterschaft und bis ins Europa-League-Achtelfinale geführt haben, wo die „Eisenbahner“ allerdings am späteren Sieger Atlético Madrid scheiterten. Die Russen haben sogar einen waschechten Brasilianer in ihren Reihen: Mário Fernandes wechselte 2012 zu ZSKA Moskau, nahm 2016 die russische Staatsbürgerschaft an und darf seit 2017, seit er also fünf Jahre ohne Unterbrechung in Russland spielt, für die russische Nationalmannschaft auflaufen. Der Abwehrspieler blickt auch auf einen Einsatz für die Seleção zurück.

WM-Historie

Zehn Jahre nach der Gründung des russischen Fußballverbands 1912 ging Russland gemeinsam mit anderen Nationen in der Sowjetunion auf. Bis zu deren Zerfall 1990 gab es also keine rein-russische Nationalmannschaft bei Fußball-Weltmeisterschaften. Die sowjetischen Auswahlteams setzten sich in der Regel aus Russen, Ukrainern und Georgiern zusammen, erstmals nahmen sie 1958 an einer WM teil und scheiterten erst im Viertelfinale an Gastgeber Schweden (0:2). Zwischen den Pfosten stand damals Lev Jašin, der vielen noch als bester Torhüter aller Zeiten gilt und der in diesen Tagen auf Plakaten und Hauswänden die Besucher der WM-Austragungsorte grüßt.

Den größten Erfolg feierte die „Sbornaja“ 1966 in England, als sie – immer noch mit Jašin im Tor – erst im Halbfinale der Bundesrepublik Deutschland im Goodison Park von Liverpool mit 1:2 unterlag. Im Spiel um Platz drei zogen die Sowjets dann gegen Portugal erneut mit 1:2 den Kürzeren. Legendär war auch das Team in den 80er Jahren mit Torwartlegende Rinat Dasaev und dem Ukrainer Oleg Blochin, das zwar zu den stärksten der Welt zählte, aber jeweils im Viertelfinale äußerst unglücklich an Polen (1982) sowie an der „goldenen Generation“ Belgiens (1986) scheiterte.

Als eigenständiges Land hat Russland drei Mal an einer WM teilgenommen, aber nie die Vorrunde überstanden. Jedesmal stand unterm Strich Platz drei in der Gruppenphase, in neun Spielen gab es nur zwei Siege.

Fakten

Verband
RFS | Rossijskij Futbol'nyj Sojuz [Russischer Fußballbund]

Gründung
1912

Spitzname der Nationalmannschaft
Sbornaja („Nationalmannschaft“)

WM-Teilnahmen
3 | 1994, 2002, 2014 (als Russland)
7 | 1958, 1962, 1966, 1970, 1982, 1986, 1990 (als Sowjetunion)

Größter WM-Erfolg
Halbfinale 1966 (4. Platz)

WM-Duelle gegen Deutschland
1966, Halbfinale, BR Deutschland – Sowjetunion 2:1

Trainer
Stanislav Čerčesov (seit Juli 2016)

FIFA-Weltrangliste
70.

Große Klubs
ZSKA Moskau, Spartak Moskau, Lokomotive Moskau, Dinamo Moskau, Zenit St. Petersburg, Rubin Kasan

Aktueller Meister / Pokalsieger
Lokomotive Moskau / FK Tosno

Einwohner (Weltrangliste)
144,5 Millionen (9.)

Fläche
17.098.242 km2 (Verhältnis zu Deutschland 48:1)

Termine
Do., 14.06., 17 Uhr: Russland – Saudi-Arabien [Moskau]
Di., 19.06., 20 Uhr: Russland – Ägypten [St.-Petersburg]
Mo., 25.06., 16 Uhr: Uruguay – Russland [Samara]

Alle Zeiten MESZ.

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