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U23
09.11.2017

Simon Lorenz: Prototyp des offensiven Innenverteidigers

Am vergangenen Samstag, beim 1:1 gegen den 1.FC Saarbrücken, musste Simon Lorenz rotgesperrt zuschauen. Ausgerechnet gegen das Spitzen-Sturmduo der Regionalliga Südwest, Patrick Schmidt und Kevin Behrens, konnte der 20-jährige Innenverteidiger nicht zeigen, was er draufhat. Dennoch: Unterm Strich läuft es gut für den gebürtigen Buchener, dessen Karrierekurve kontinuierlich nach oben zeigt.

Als er noch in der Hoffenheimer U15 spielte, war Simon Lorenz mit 1,55 Metern Körpergröße der Kleinste im Team. „Ich war den anderen physisch unterlegen. Zwar habe ich meine regelmäßigen Einsatzzeiten bekommen, ein bisschen Sorgen habe ich mir dennoch gemacht.“ Eine Untersuchung beim Kieferorthopäden sollte Abhilfe schaffen und prognostizierte Lorenz, bis auf 1,76 Meter zu wachsen. Heute misst er stolze 1,86 Meter, hat auch an Muskelmasse ordentlich zugelegt – und muss sich im Herrenfußball vor niemandem verstecken.

Zum Fußball kam er gemeinsam mit seinem Kindergarten-Freund Benedikt Gimber, der knapp einen Monat vor Lorenz ebenfalls in Buchen geboren ist. Als ihr Jugendverein TSV Sulzbach in der D-Jugend keine Mannschaft melden konnte, wechselten die Zwei zur SV Schefflenz, wo mit Johannes Bender bereits sein heutiger U23-Teamkollege spielte. Damals war Lorenz noch im offensiven Mittelfeld zu Hause und fiel den TSG-Verantwortlichen bei Turnieren sowie den Partien um die Badische Meisterschaft auf. Einen frühzeitigen Wechsel in die Akademie lehnte Lorenz jedoch ab. „Das war mir zu viel Fahrerei, und wir hatten in Schefflenz einen hohen Spaßfaktor.“

Jahr für Jahr Meister

Doch als sich Lorenz und sein Kumpel Benedikt Gimber immer mehr von ihren Mitspielern fußballerisch abhoben, war der nächste Schritt unausweichlich. Im Sommer 2009 schlossen sich beide der U13 der TSG an. „Wir wurden auf Anhieb Meister“, erinnert sich Lorenz, was angesichts der Tatsache, dass es die Hoffenheimer mit teilweise zwei Jahre älteren Gegenspielern zu tun hatten, nicht selbstverständlich war. Aber der 97er Jahrgang gewöhnte sich daran, Meister zu werden. Ein Jahr später gelang ihm das als U14, in der Saison 2011/12 gewann er schließlich den Titel in der Regionalliga Süd und durften sich beste Mannschaft Süddeutschlands nennen. „In jener Zeit wurden immer wieder neue Spieler geholt, und es war nicht immer leicht für mich, mich zu behaupten. Doch Angst, nicht in die nächsthöhere Altersstufe übernommen zu werden, hatte ich nie.“

Lorenz begann zu wachsen, und in dieser Zeit reifte auch die Erkenntnis, auf einem guten Weg zu sein und Profi werden zu können. In der U16 hieß sein Trainer Julian Nagelsmann, fast schon überflüssig zu erwähnen, dass am Saisonende der Titel bejubelt wurde. Während er physisch zulegte, wanderte Lorenz auf dem Feld immer weiter nach hinten. Erst vom offensiven ins defensive Mittelfeld, seit der U23 hat er sich als Innenverteidiger festgespielt.

Verletzung verhindert Finalteilnahme 2015

Nach dem Abitur am Sinsheimer Wilhelmi-Gymnasium hat Lorenz eine einjährige Lernpause eingelegt. „Gechillt“, wie es neudeutsch heißt. „Das war mit meinen Eltern so besprochen“, stellt der 20-Jährige klar. „Durch die Doppelbelastung mit Leistungsfußball und Schule hatte ich viele Jahre kaum Freizeit.“ Schon in der U17 war er in der Kader-Hierarchie aufgestiegen und längst nicht mehr „der Kleine“, sondern Stammspieler und eine jener Führungsfiguren, die in der Kabine auch mal den Mund aufmachen.

In seinem ersten U19-Jahr hatte er das Pech, aufgrund einer Verletzung die Halbfinals gegen Leipzig und das Endspiel um die Deutsche Meisterschaft zu verpassen und von der Tribüne aus mit ansehen zu müssen, wie Leroy Sané den FC Schalke zum 3:1-Sieg führte. Ein Jahr später verpasste er nur ein einziges Spiel und erzielte sieben Treffer. An einen denkt er besonders gerne zurück: Im Heimspiel gegen den damaligen Spitzenreiter TSV 1860 München hämmerte Lorenz einen Freistoß zur 1:0-Führung ins Netz (Endstand 2:0). „Das Schöne: Ich hatte das vorher angekündigt“, schmunzelt er. Viele weitere Freistoßtore folgten.

Ärgerlich: Beim 5:0-Kantersieg gegen die Junglöwen in der Rückserie zog er sich einen Bänderriss zu, musste zum Saisonabschluss erstmals zuschauen und saß bei den Halbfinals gegen Bremen erneut draußen. Zwar wurde er rechtzeitig für das Endspiel wieder fit und stand gegen Borussia Dortmund (3:5) in der Startelf, spielte aber unter Schmerzen. Die Niederlage trübt die Erinnerung etwas, als schönsten TSG-Moment bezeichnet Lorenz daher auch die Titel, die er von der U13 bis zur U16 gewonnen hat, sowie die „Rekordsaison“ 2014/15 mit der U19, als das Nagelsmann-Team viele vereinsinterne Bestmarken aufstellte.

Starkes Duo mit Stefan Posch

Im A-Junioren-Endspiel 2016 lief Lorenz letztmals als Sechser auf, seit seinem U23-Debüt ist er als Innenverteidiger gesetzt. Gemeinsam mit Stefan Posch, der sich in den Bundesliga-Kader gespielt hat und auf regelmäßige Einsatzzeiten kommt, bildete er ein starkes Paar. „Ich freue mich sehr für Poschi, dass er seine Chance bekommen und genutzt hat. Das zeigt mir auch, dass der Profi-Stab uns auf dem Schirm hat.“

Die Umstellung vom Junioren- zum Herrenfußball war dem Buchener kaum anzumerken. Doch auch wenn er 34 Mal in der Startelf stand und 32 Mal durchspielte, erkennt er an: „Natürlich ist das ein anderes Niveau. Die Stürmer haben in der Regionalliga eine deutlich höhere Qualität. In der A-Junioren-Bundesliga war es am Ende fast schon langweilig.“ Das klingt selbstbewusst – und ist auch so gemeint.

Der Umfang sei nun deutlich höher, vor allem, was den Aufwand außerhalb des Trainings auf dem Platz betrifft, so Lorenz. Bei den Profis hat er auch schon die eine oder andere Einheit absolviert und festgestellt: „Hier werden einfach viel weniger Fehler gemacht und das Spiel ist viel schneller.“ Das macht den Unterschied aus.

Vorbild Boateng

Mittlerweile hat Lorenz eine Wohnung in Zuzenhausen bezogen. „Ich fühle mich wohl bei der TSG“, sagt er – und bezieht das sowohl auf den Verein als auch auf seine Position. „Früher mussten Innenverteidiger einfach nur groß sein und zerstören, heute sind sie auch als Spielmacher gefragt und genauso häufig an Ballaktionen beteiligt wie Sechser.“ Vorbilder in diesem Sinne sind der Madrilene Sergio Ramos sowie der Münchner Jérôme Boateng. Nun ja, Bayern-Sympathisant sei er auch, gesteht Lorenz. „Aber das legt sich natürlich, je älter man wird. Zumindest bin ich nach Niederlagen des FCB nicht mehr schlecht gelaunt“, grinst er.

Während Benedikt Gimber sämtliche U-Nationalmannschaften – teilweise auch als Kapitän – durchlaufen hat, blieb Lorenz ohne Länderspiel-Einsätze (in der U18 stand er einmal auf Abruf, wurde aber nicht nachnominiert). Nach einem gemeinsamen U23-Jahr trennten sich die Wege der beiden Kindergarten-Kumpel. Gimber, derzeit auf Leihbasis beim SSV Jahn Regensburg, blickt mittlerweile auf einige Zweitliga-Einsätze zurück. Für Lorenz heißt es derzeit noch: Regionalliga Südwest. Sein Vertrag läuft bis Saisonende, noch viel Zeit also für den torgefährlichen Innenverteidiger, sich für höhere Aufgaben zu empfehlen. Vor einer Woche beim 2:2 in Mannheim sah er nach einem Foul im Mittelfeld eine überzogene Rote Karte und fehlte daher drei Tage später im Spitzenspiel gegen Saarbrücken. Es war sein erster Platzverweis überhaupt.

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