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MÄNNER
19.03.2012

Srdjan Lakic im Interview

Am letzten Tag der Winter-Transferperiode wechselte Srdjan Lakic zunächst auf Leihbasis zu 1899 Hoffenheim. achtzehn99.de sprach mit dem gebürtigen Kroaten – über seine Verletzung, seine Kindheit, seine Idole und seine Rolle im Kader der Kraichgauer.

Srdjan, in der letzten Woche konnte man dich auf dem Trainingsgelände schon wieder mit dem Ball am Fuß sehen. Wie ist der aktuelle Stand deines Rehaprogramms?

Wir arbeiten schon wieder intensiv mit und ohne Ball. Das gibt mir ein gutes Gefühl. Nachdem mich die Verletzung etwas zurück geworfen hat.


Lange dürfte es nicht mehr dauern bis wir dich wieder auf dem Platz sehen, oder?

Nein. Wenn alles nach Plan verläuft, kann ich im Laufe der Woche wieder ins Mannschaftstraining einsteigen. Es gibt ja auch noch ein bisschen was zu tun.

Gerade im Angriff drückt bei der TSG derzeit der Schuh. Wie schwer fällt es dir, der Mannschaft in dieser Phase nicht helfen zu können?

Es gibt nichts Schöneres als ein Derby. Das sagt eigentlich schon alles. Es war kein schönes Gefühl tatenlos zuschauen zu müssen.

Kurz nach deinem Wechsel bist du gleich wieder auf deine alten Kollegen getroffen. Eine Geschichte, die nur der Fußball schreiben kann.

Es war toll, aber vor allem weil es der erste Sieg war, den ich mit Hoffenheim feiern konnte. Die anderen Geschichten sollte man nicht so aufbauschen. Da übertreiben die Medien manchmal.


Vor dem halben Jahr in Wolfsburg warst du in Kaiserslautern. Gegen die Roten Teufel geht es in rund drei Wochen. Wie ist dein Bezug in die Pfalz?

Ich habe knapp drei Jahre in Kaiserslautern verbracht und mich dort sehr wohl gefühlt. Mein Sohn ist gebürtiger Pfälzer, mit dem FCK sind wir aufgestiegen und ich persönlich habe dort eine erfolgreiche Bundesliga-Saison gespielt. Ich erinnere mich sehr gerne an Lautern zurück.

Deine Heimat ist Kroatien, genauer gesagt Dubrovnik. Was sollte man sich auf jeden Fall anschauen, wenn man dort im Urlaub ist?

Ein Muss ist die Altstadt. Dubrovnik hat eine lange und reiche Geschichte, da gibt es viel zu sehen. Außerdem gibt es tolle Strände am Stadtrand. Es ist auf alle Fälle eine Reise wert! Ich selbst bin zweimal im Jahr dort und besuche meine Familie und Freunde.


In Dubrovnik bist du auch aufgewachsen und hast den Bürgerkrieg als Kind miterlebt. Welche Erinnerungen hast du daran noch?

Keine guten. Ich hatte das Glück, dass ich noch sehr jung war und vieles gar nicht mitbekommen habe oder das, was ich sah, nicht verstanden habe. Es sind schlimme Dinge passiert. Aber die Leute dort versuchen das hinter sich zu lassen und schauen nach vorne. Das ist die Hauptsache.


Was haben dich diese Erfahrungen für dein weiteres Leben gelehrt?

Ich habe schon als Kind gelernt, dass es im Leben nicht immer einfach ist und dass man sich durchkämpfen muss. Aber auch, wie wichtig Freunde und Familie sein können, wenn man sich auf sie verlassen kann. Vielleicht machen einen solche Erfahrungen auch willensstärker. Das kann ich aber nicht beurteilen, weil ich es nicht anders kenne. Für mich sind diese Erfahrungen ja ganz normal.

Wer waren die Helden deiner Kindheit?

Da gab es viele! Ich war schon immer ein großer Sportfan, schon als kleines Kind. Besonders habe ich mich natürlich für Fußball interessiert. Mein absolutes Vorbild

in dieser Zeit war Davor Suker. Er war ja der Held der Nation. Später kamen dann internationale Stars dazu. Manchester United hat mir besonders zugesagt. Als ich

mit elf Jahren mein erstes Tor geschossen habe, habe ich ein Manchester-Trikot geschenkt bekommen.



Nicht nur du warst Sportfan, ganz Kroatien ist sportverrückt. Hast du andere Sportarten außer Fußball betrieben?

Früher habe ich Wasserball gespielt. Dubrovnik ist traditionell eine Wasserball-Hochburg. Fast jedes Kind, das dort geboren wird, fängt erst mal damit an. Das galt auch für mich.

Wie lange bist du dabei geblieben?

(lacht) Ehrlich gesagt, nicht sehr lange. Wasserball war einfach nicht mein Sport. Ich habe immer eine Ausrede gesucht, um nicht zum Training gehen zu müssen. Wenn ich dann mal da war, bin ich meistens gar nicht erst ins Becken gestiegen sondern habe den Ball mit dem Fuß hoch gehalten. Irgendwann hat mir meine Mutter dann verboten, weiter Wasserball zu spielen, weil ich ständig krank war. Wir hatten damals in Dubrovnik nur ein Freibad und dort haben wir bis Oktober, manchmal sogar bis in den November trainiert. Da wurde es dann richtig kalt.

Wie war die fußballerische Jugendausbildung in Kroatien?

Mit Deutschland ist das nicht zu vergleichen, weder was die Infrastruktur noch was die Qualität der Trainer angeht. Ich kann mich glücklich schätzen, dass ich es trotz dieser Mängel auf ein solches Niveau gebracht habe.


Wie groß ist die Diskrepanz zwischen der Bundesliga und der kroatischen Profi-Liga, in der du ja auch lange gespielt hast?

Das ist ein harter Vergleich, weil die Bundesliga eine der stärksten Ligen überhaupt ist – was die durchschnittliche Qualität angeht, vielleicht sogar die stärkste. Dagegen liegt die Profi-Liga in Kroatien noch Jahre zurück. Bevor sich die kroatische Liga mit der Bundesliga vergleichen kann, muss noch einiges passieren. Ich

hoffe, dass die Verantwortlichen diese Schritte einleiten. Talentierte Spieler gibt es mehr als genug.

Wie ist die Stimmung in den Stadien in Kroatien?

Das kommt immer drauf an. Als ich angefangen habe, waren die Stadien gut gefüllt und die Stimmung vor allem bei den Derbys sehr ausgelassen. In uns Kroaten steckt ja auch ein wenig Südländer und die sind bekannt dafür, ihre Emotionen raus zu lassen. Es hat aber nachgelassen. Zu manchen Spielen kommen heute noch ein paar tausend Leute.

Du giltst als klassischer Strafraumstürmer. Die werden häufig nur an ihren Toren gemessen. Ist das für dich eher Fluch oder Segen?

Von beidem etwas. Es ist etwas ungerecht, dass man nur anhand der Anzahl der Tore gemessen wird. Auch wenn ein Stürmer in erster Linie dafür da ist, Tore zu schießen, kann er auch ohne Treffer ein gutes Spiel abliefern. Dafür hat man als Stürmer aber auch die Möglichkeit, durch ein Tor ein schlechtes Spiel vergessen zu machen. Wenn ich 90 Minuten nichts mache, in der 91. aber den Siegtreffer zum 1:0 schieße, bin ich der Matchwinner. Davon sollte man sich als Stürmer

nicht verrückt machen lassen. Mit der Zeit lernt man, sich von der Meinung der anderen nicht mehr so beeindrucken zu lassen.

In Hoffenheim gehörst du zu den erfahreneren Spielern. Fühlst du dich als Führungsspieler?

Das müssen andere beurteilen. Natürlich gebe ich den Jüngeren im Team mal einen Tipp, weil ich vielleicht schon etwas mehr erlebt habe. Man kann aber auch mit 28 Jahren von den Jüngeren etwas lernen.


Wie hat sich der Fußball insgesamt in den letzten Jahren verändert?

Fitness und Handlungsschnelligkeit sind immer wichtiger geworden. Fast alle der heute erfolgreichen Mannschaften spielen ein intensives und kompaktes System. Das ist sehr kräfteraubend. Ohne eine gute Fitness ist so ein Spiel gar nicht möglich. Immer wichtiger wird auch die mannschaftliche Geschlossenheit. Ein hartes Pressing ist nur dann erfolgreich, wenn alle in der Mannschaft mitmachen. Die Teamleistung wird immer wichtiger, die Bedeutung einzelner Akteure nimmt immer mehr ab. Wenn man heute erfolgreich sein will, geht das nur als Team.



Zu guter Letzt: Was ist drin für Hoffenheim in dieser Saison?

Noch ist ja nichts entschieden. Unser Kader hat ein riesiges Potenzial, auch wenn wir zuletzt zwei Rückschläge hinnehmen mussten. Wenn wir es schaffen, wieder Leistungen wie in Wolfsburg oder Bremen abzurufen, können wir immer noch eine erfolgreiche Saison spielen.

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