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26.12.2014

Dietmar Hopp: "Eine
große Beruhigung"

TSG-Gesellschafter Dietmar Hopp blickt im großen Interview bei achtzehn99.de auf das Jahr 2014.

Das Jahr 2014 neigt sich dem Ende entgegen - Zeit zurück zu blicken. Die TSG Hoffenheim spielt in der Bundesliga begeisternden Fußball und präsentiert sich gefestigt. Herr Hopp, wie haben Sie die Entwicklung in den vergangenen Monaten wahrgenommen?

Dietmar Hopp: Es war Ostern 2013, als wir am Tiefpunkt angekommen waren. Damals hatten wir uns schon mit dem Abstieg abgefunden und haben deshalb beschlossen die sportliche Leitung auszutauschen. Wir haben Markus Gisdol als Trainer und Alexander Rosen als Sportdirektor gewinnen können. Sie sollten Zeit haben, eine Mannschaft aufzubauen, die möglichst rasch den Wiederaufstieg in die Bundesliga schafft. Es ist Gott sei dank anders gekommen und wir haben eine wie ich finde wunderbare Saison 13/14 erlebt mit 72 Toren – allerdings auch 70 Gegentoren, tolle Spiele, Platz neun am Ende. Das war eine wirkliche Erfolgsstory und ich möchte sagen, es war ein absoluter Glücksgriff, diese sportliche Leitung zu engagieren. Die Mannschaft hat sich zwischenzeitlich gefestigt, sie spielt tatsächlich in der ersten Hälfte der Tabelle und Ausdruck dieser Verbesserung in der Mannschaft ist die Tatsache, dass wir neue Nationalspieler haben, wir können stolz darauf sein: Kevin Volland und Sebastian Rudy sind in der deutschen A-Nationalmannschaft, Roberto Firmino bei den Brasilianern und Niklas Süle bei der U21 Deutschlands. Leider hat sich Niklas nun verletzt und muss eine längere Pause in Kauf nehmen. Aber ich hoffe sehr, dass dieser hoch talentierte und willensstarke Spieler rasch wieder zurückkommen wird.

Die Neuausrichtung betrifft aber nicht nur die Profiabteilung. Es hat sich insgesamt viel getan in der TSG 1899 Hoffenheim Fußball-Spielbetriebs GmbH?

Dietmar Hopp: Parallel zur deutlichen Verbesserung im sportlichen Bereich hat es tatsächlich auch auf allen anderen Ebenen erhebliche Fortschritte gegeben. Im Marketing beispielsweise wurde der Trend abnehmender Einnahmen gedreht. Es wurde die Marke Hoffenheim erfolgreich platziert. Im Bereich Medien und Kommunikation sind wir aus der Defensive herausgekommen, wir können jetzt auch agieren, nicht nur reagieren und schließlich haben wir auch eine ganze Menge Innovationen. Im Sport unseren Footbonauten, wir haben ein modernes Trainingssteuerungs-System mit der SAP als erste genutzt, als Pilotkunde, wir haben im Bereich des Marketing Innovationen. Das sind alles Projekte, die angelaufen aber noch nicht zu Ende sind. Und für die Fans haben wir auf dem Stadiongelände ein Fanhaus errichtet und haben den so genannten HoffExpress, der hier durch die Lande fährt. Fortschritte also allenthalben. Das macht mich sehr glücklich.

In der GmbH geht es natürlich vor allem um die Profis, aber was wäre die TSG ohne ihre Talentschmiede. Die erfolgreiche Arbeit des e.V. dürfte Ihnen viel Freude machen?

Dietmar Hopp: Besonders viel Freude macht mir zunächst, dass sich der Verein und die GmbH als eine Familie verstehen. Und der Verein ist zurecht sehr stolz auf das Nachwuchsleistungszentrum, das in Hoffenheim und teilweise in Zuzenhausen entstanden ist. Alle U-Mannschaften belegen Spitzenplätze und die U19 und die U17 überwintern gar als Tabellenführer. Ich freue mich auch sehr, dass wir nun in Dirk Mack einen kompetenten und innovativen neuen Leiter für das Nachwuchsleistungszentrum gefunden haben. Apropos Innovationen: Auch im e.V. haben wir eine ganze Reihe davon. Ich denke da an die Akademie-Arena in der die Heimspiele aller Mannschaften bis zur U17 ausgetragen werden. Die dort gerade entstehenden beiden Plätze sind ausgestattet mit der bereits angesprochenen SAP-Technik zur Trainingssteuerung und vieles andere mehr. Der Breitensport ist mir auch ein wichtiges Anliegen. Entsprechend wird er stark gefördert in der TSG.

Herr Hopp, was waren Ihre Meilensteine im Jahr 2014?

Dietmar Hopp: Es war ein erfolgreiches Jahr. Deshalb möchte ich mich da auf den Fußball beschränken, sonst wird das zu umfangreich. Natürlich war es der WM-Titel. Mein Tipp für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft war Halbfinale, weil ja absehbar war, wenn alles planmäßig läuft, dass wir dann im Halbfinale auf Brasilien treffen und da war meine Einschätzung die, dass wir keine Chance haben. Ich war in Brasilien, habe live das Spiel gegen Algerien gesehen, das nicht so berauschend war, und dann die Partie gegen Frankreich. Da hatte ich erstmals Hoffnung geschöpft, dass wir möglicherweise doch den Titel gewinnen können, weil Brasilien parallel geschwächelt hat. Ich war dann zu Hause als die richtigen Höhepunkte, also das Halbfinale und Finale anstanden. Diese Spiele habe ich dann hier auf der Großbildleinwand gesehen gemeinsam mit Freunden. Es war einfach wunderbar. Ein weiterer absoluter Höhepunkt ist die Entwicklung unserer Profi-Mannschaft, die herausragend ist, wenn ich zurückdenke an die bereits beschriebene Zeit Anfang und Mitte 2013. Wer hätte gedacht, dass wir heute so dastehen? Und besonders schön für mich war, weil gerade die Jugendarbeit meine Herzensangelegenheit ist, dass wir kurz vor Beginn der WM in Hannover im U19-Endspiel gegen Hannover 96 nach einem 5:0 den Titel des Deutschen Meisters gewinnen konnten.

Wenn wir nochmal weiter zurückblicken, was waren denn Ihre Gründe die TSG zu unterstützen und ab wann kann die TSG ohne die finanzielle Hilfe von Dietmar Hopp auskommen?

Dietmar Hopp: Im Jahr 2005 hat der Sportausschuss der Region, in dem namhafte Firmen vertreten sind, beschlossen, alle Anstrengungen zu unternehmen, wieder Bundesligafußball in der Rhein-Neckar-Region zu etablieren. Hoffenheim war seinerzeit die Mannschaft, die hier in der Region in der höchsten Klasse spielte, das war die Regionalliga gewesen, also habe ich mich an die Spitze dieser Bewegung gesetzt. Das hat aber auch noch einen wichtigen anderen Grund gehabt. Unsere Jugendarbeit war schon damals sehr erfolgreich, alle Mannschaften spielten in der jeweils höchsten Klasse. Diesen Jugendlichen Perspektive und Vorbilder zu geben war ein weiteres Ziel meines Engagements gewesen. Also habe ich beschlossen vom Jahr 2005 bis etwas ins Jahr 2010 massiv zu investieren in die TSG. Es wurde eine bundesligataugliche Infrastruktur geschaffen – ein Stadion, ein hochmodernes Trainings- und Verwaltungszentrum, aber auch eine Profi-Mannschaft, die in der Bundesliga mithalten kann. Schließlich war es notwendig Strukturen zu schaffen, die es erlauben wie ein Wirtschaftsunternehmen zu agieren, denn Fußballvereine sind nichts anderes als Wirtschaftsunternehmen. Und schließlich war es wichtig, unsere so erfolgreiche Nachwuchsarbeit ohne Abstriche fortzusetzen. Außerdem sollte die TSG mit ihrer nachhaltigen Philosophie ein Identifikationsobjekt für die Jugend der gesamten Region darstellen. Ich habe aber von Beginn an gesagt, dass es mein Ziel ist, dass die TSG möglichst schnell auf eigenen Beinen steht, das heißt: sich selbst finanzieren kann. Das ist sicherlich nicht so schnell gelungen wie ich mir das gewünscht hätte, aber zwischenzeitlich sind wir doch so weit, dass ich sagen kann: Ich gehe davon aus, dass wir von der nächsten Saison an nachhaltig schwarze Zahlen schreiben werden. All das, was ich der TSG mit auf den Weg gegeben habe, ohne Steuergeld in Anspruch zu nehmen, ohne öffentliche Zuschüsse zu erhalten, das hat den Verein in eine Position gebracht auf die ich sehr stolz bin. Das gilt für die gesamte Infrastruktur und vor allem die vorbildliche Jugendarbeit.

Was bedeutet denn in diesem Zusammenhang die Erlaubnis des Ligavorstands, die Mehrheit an der TSG 1899 Hoffenheim Spielbetriebs GmbH übernehmen zu können?

Dietmar Hopp: Diese Erlaubnis verschafft mir angesichts der hohen Investitionen die ich getätigt habe vor allem Beruhigung. Ich habe ein ausgesprochen vertrauensvolles Verhältnis zum Präsidenten der TSG, Peter Hofmann. Durch die Entscheidung, die Mehrheit übernehmen zu können, wird sich gar nichts ändern. Aber keiner weiß, ob nicht eines Tages andere Leute in der Verantwortung stehen, die eine Agenda haben, die meinen Interessen und meinem Engagement zuwider läuft. Das könnte dazu führen, dass mit meinen Investitionen in einer Art und Weise umgegangen wird, wie sie mir nicht gefallen können. Insofern ist es für mich persönlich eine große Beruhigung und ganz wichtig ist es für meine Erben.

Herr Hopp, vielen Dank für das Gespräch


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