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AKADEMIE
03.09.2018

Kai Herdling: Vom Profi zum U16-Cheftrainer

Den Fußballer Kai Herdling muss man nicht mehr porträtieren. Von 2002 bis 2016 schnürte der gebürtige Heidelberger für die TSG die Fußballschuhe und ist nicht nur den Hoffenheimer Anhängern ein Begriff. Der Cheftrainer Kai Herdling ist hingegen noch unbekannt – aber genauso ambitioniert, wie es der Spieler war. Achtzehn99.de stellt ihn vor.

Kai Herdling sitzt entspannt in seinem neuen Büro im Funktionsgebäude der Akademie-Arena. Am Türschild stehen neben seinem zwei weitere Namen: Sebastian Haag, U14-Trainer, und Wolfgang Heller, U15-Trainer. „Das ist eine nette Geschichte“, sagt Herdling. „Wolfgang war mein Trainer in der Kreisauswahl, jetzt teilen wir uns ein Büro.“ Lange ist es her, Herdling kickte damals für die SpVgg Neckarsteinach und die SG Heidelberg-Kirchheim, die TSG Hoffenheim trug sämtliche Auswärtsspiele noch in Baden-Württemberg aus. Den Aufstieg des Dorfvereins von den unteren Klassen bis in die Bundesliga hat Herdling also hautnah miterlebt.

Nach dem Ende seiner aktiven Karriere vor zwei Jahren stieg Herdling nahtlos ins Trainergeschäft ein und arbeitete als Co-Trainer Marco Wildersinns für die Hoffenheimer U23. „Ich habe sofort gemerkt, dass mir der Job Spaß macht“, sagte Herdling damals. Jetzt ist er ein paar Altersklassen runtergegangen, um selbst die Chefrolle einzunehmen. Seit diesem Sommer leitet der 34-Jährige hauptverantwortlich das U16-Training und hat seit dem Vorbereitungsauftakt am 1. Juli schon viele neue – und teilweise kuriose – Erfahrungen gesammelt.

Hospitation bei Julian Nagelsmann

Als Herdling im Alter seiner heutigen Spieler war, scheuerte er sich auf den Hartplätzen des Fußballkreises Heidelberg noch die Knie auf. „Das ist überhaupt gar kein Vergleich“, sagt er mit Blick auf die heutigen Möglichkeiten, die ihm und seinem Co-Trainer Matthias Cuntz in der Akademie-Arena zur Verfügung stehen. Das Trainerteam wird von Torwarttrainer Marjan Petković und vom neuen Athletiktrainer Johannes Engert komplettiert.

„Die ersten Wochen waren sehr intensiv. Zur neuen Position und dem neuen Umfeld kommt hinzu, dass ich es eben nicht mehr mit Erwachsenen, sondern mit 14- und 15-jährigen Jugendlichen zu tun habe“, sagt Herdling. Und auch der generell veränderte Tagesablauf sei eine große Umstellung. „Früher habe ich bis 16:30 Uhr trainiert, bin nach Hause und habe abends meine Kinder ins Bett gebracht. Das ist jetzt natürlich anders.“

In den zwei Jahren als U23-Co-Trainer hat sich der Ex-Profi ausführlich mit dem Gedanken beschäftigt, als Chef an der Seitenlinie zu stehen, und Trainingspläne ausgearbeitet. „Ich habe meine eigenen Ideen vom Fußball entwickelt: Eine Mischung aus dominantem Ballbesitzfußball mit viel Tempo in allen Aktionen und vor allem in den Umschaltsituationen.“ Was man eben von einem ehemaligen Angreifer so erwarten kann. „Klar bin ich ein Freund des offensiven Fußballs, aber ich kann den Jungs auch defensive Strukturen vermitteln.“

Selbstverständlich müsse auch er noch vieles dazu lernen, sein einstiger Kreisauswahl-Trainer und heutiger Zimmerkollege Wolfgang Heller habe ihm an der einen oder anderen Stelle Starthilfe gegeben. Während der Vorbereitung der Profis in Windischgarsten fuhr Herdling zudem ein paar Tage nach Österreich, um Julian Nagelsmann über die Schultern zu schauen. „Was mir an ihm imponiert, ist seine Teamführung und die Art und Weise, wie er den Spielern vermittelt, wie er spielen möchte.“ Es gibt noch einen weiteren Trainer, dessen Arbeit und Spielstil Herdling sehr schätzt: Jürgen Klopp. Das mag auch daran liegen, dass er ein Faible für die Reds hat und ihn mit seinem ehemaligen Mitspieler Roberto Firmino noch immer eine Freundschaft verbindet.

Kurioses Vorrundenaus in Südkorea

Herdling hat einen starken Jahrgang übernommen. Die 2003er wurden als U15 Süddeutscher Meister. Druck verspüre er deshalb aber überhaupt nicht. „Natürlich wollen wir in der Oberliga Baden-Württemberg viele positive Ergebnisse und maximalen Erfolg erzielen, aber wir machen uns nicht verrückt.“ Die ersten Tests – 8:1 gegen den FC-Astoria Walldorf und 8:0 gegen Darmstadt 98 – verliefen schon mal recht vielversprechend.

Im August nahm die U16 an einem internationalen Jugendturnier auf der südkoreanischen Insel Jejudo teil. Das erste Match gegen die Suwon Samsung Bluewings endete mit einem spektakulären 4:4. „Da waren die Jungs noch im Jetlag und haben den Start völlig verschlafen. Kein Wunder, das Spiel war um 3 Uhr morgens unserer Zeit“, so Herdling. Nach einer 0:1-Niederlage gegen Betis Sevilla gewannen die Herdling-Schützlinge die abschließende Partie gegen die Südkoreaner vom Yokohama FC mit 2:1 und waren somit punkt- und torgleich mit Suwon, so dass das Los über Viertelfinale oder Turnier-Ende entscheiden musste. „Das hätte ich mir auch nicht träumen lassen, dass ich vier Wochen nach meinem Dienstantritt als Cheftrainer die falsche Kugel ziehe und deswegen ausscheide.“ Es soll für lange Zeit die letzte Niete sein, die Herdling gezogen hat.

Saisonstart am 15. September gegen Stuttgarter Kickers

„Losgelöst von den Ergebnissen ist es natürlich nicht optimal, in der Vorrunde auszuscheiden. Aber in Sachen Kultur und Bildung haben wir gute Erfahrungen gemacht und Dinge gesehen, die hängen bleiben.“ Auf der Rückreise legten die Hoffenheimer noch einen neunstündigen Zwischenstopp in der chinesischen Millionenmetropole Schanghai ein.

Zurück in Deutschland geht nun die Vorbereitung auf den Saisonstart am 15. September zu Hause gegen die Stuttgarter Kickers in die entscheidende Phase. Am Samstag gewann die U16 einen Test gegen den TSV 1860 München mit 4:0. „Man merkt, dass das eine homogene Mannschaft ist. Sie hat einen guten Charakter und die Spieler sind sehr lernwillig“, blickt Herdling zuversichtlich auf sein Premierenjahr als Chef. Der 34-Jährige hat sich neben dem Teamerfolg auch persönliche Ziele gesetzt: „Ich möchte auf jeden Fall die Fußballlehrer-Lizenz erwerben.“

Gestern Bundesliga-Profi, heute Cheftrainer – jeweils bei der TSG Hoffenheim. „Ich habe diesem Klub viel zu verdanken und freue mich, wenn ich etwas zurückgeben kann.“

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