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SPIELFELD
27.11.2018

Lutz on Tour: Robuste Künstler

Exklusiv für LIVE und achtzehn99.de analysiert Lutz Pfannenstiel, früherer "Welttorhüter" und heute Leiter Internationale Beziehungen und in der Scouting-Abteilung bei der TSG aktiv, die Gegner der TSG Hoffenheim in der Gruppe F der UEFA Champions League. Heute: Schachtar Donezk.

Die vergangene Partie unseres heutigen Gegners Schachtar Donezk in der UEFA Champions League erlebte Lutz Pfannenstiel hautnah mit – als TV-Experte für den Streamingdienst DAZN. So sah der 45-Jährige das 0:6-Debakel der Ukrainer bei Manchester City. Blenden lassen aber sollte sich die TSG von diesem Ergebnis besser nicht. Das sieht auch Pfannenstiel so. "Man darf Donezk trotz dieser Klatsche nicht unterschätzen", sagt der ehemalige Torwart. "Wenn sie einen guten Tag haben und du ihnen Platz lässt, können sie jede europäische Mannschaft schlagen."So wie im vergangenen Jahr, als sie in der Gruppenphase der UEFA Champions League Manchester City noch besiegten. In dieser Spielzeit aber war Donezk chancenlos gegen imposante "Citizens". "Pep Guardiola hat die Schwachstellen von Schachtar erkannt und hat sie taktisch regelrecht zerlegt", hat Pfannenstiel analysiert.

Auch das Hinspiel dürfte der TSG reichlich Selbstvertrauen verliehen haben – das 2:2 in Charkiw war schließlich alles andere als ein glückliches Remis für die TSG. "Da waren wir die bessere Mannschaft, die drei Punkte verdient gehabt hätte", sagt Pfannenstiel. "Mit der gleichen Mentalität und Einstellung müssen wir nun in das Rückspiel gehen. Ich bin guter Dinge, weil wir auch schon beim Auftritt in der Ukraine gezeigt haben, dass Donezk ein Gegner ist, der unserer Spielweise liegt."

Der ukrainische Serienmeister präsentierte zuletzt Schwachstellen – aber er ist der TSG auch in einem Punkt überlegen. "Schachtar ist eine international sehr erfahrene Mannschaft, ein echtes Champions-League-Team", sagt Pfannenstiel. "Da haben sie Routine sammeln können. Die Königsklasse ist für sie nichts Besonderes. Die Spiele gegen die ganz großen Klubs – egal, ob Manchester, PSG oder Liverpool – sind für sie kein Abenteuer." Zum 13. Mal nimmt Schachtar nun an der Gruppenphase der UEFA Champions League teil, einzelne Spieler aus dem aktuellen Team kommen bereits auf mehr als 60 Spiele in der Königsklasse. Eine Melange aus erfahrenen und jungen Spielern, vor allem aber auch eine "starke Mischung aus ukrainischer Robustheit sowie brasilianischer Spielfreude", wie Pfannenstiel festhält.

Prominente Abgänge

Seit nunmehr über einem Jahrzehnt steht Schachtar auch für das System, für Spieler aus Brasilien der erste Step in Europa zu sein, ehe sie später zu absoluten Top-Klub des Kontinents wechseln, so wie etwa Fernandinho (Manchester City), Willian (Chelsea), Fred (Manchester United) oder Douglas Costa (Bayern München, Juventus Turin). "Das machen sie seit Jahren richtig stark, refinanzieren sich und investieren zugleich immer wieder in neue Talente", sagt Pfannenstiel. So hat Schachtar dem früheren Vorzeigeklub Dynamo Kiew den Rang als Nummer eins des ukrainischen Fußballs abgelaufen.

Bei der aktuellen Mannschaft sieht Lutz Pfannenstiel vor allem offensiv "viel individuelle Qualität am Start", insbesondere bei der starken Samba-Fraktion im Team, deren Gewicht mit dem Portugiesen Paulo Fonseca auf der Trainerbank eher noch zugenommen hat. "Die Brasilianer sind der Schlüssel dieses Teams", sagt Pfannenstiel. In der Defensive aber überwiegen die Einheimischen. So wie Torwart Andrij Pyatov, 34, der bereits seit 2007 in Donezk spielt. Ein sehr erfahrener Torwart, aber einer, wie Pfannenstiel beobachtet hat, "der gegen pressende Mannschaften wie Manchester City bei jedem Rückpass Probleme hat statt kurz vor dem Herzinfarkt steht. Er fühlt sich nicht wohl in der Rolle als spielender Torwart."

In der Abwehrreihe "solide Verteidiger", nicht mehr, teilweise wie Ismaily mit Stärken in der Offensive – aber auch immer wieder einmal mit einem Lapsus. Auf der Außenbahn steht der talentierte Mykola Matvienko parat. Innenverteidiger Yaroslav Rakytskyy könnte für Pfannenstiel ein möglicher Schwachpunkt sein: "Er ist nicht gerade der Beweglichste“, sagt Pfannenstiel und scherzt: „Gegen flinke Spieler wie Reiss Nelson hat er, beziehungsweise seine Hüfte, Probleme."

Im Mittelfeld sorgt Taras Stepanenko für die Balance. "Er ist der defensive Halt im Mittelfeld. Ein solider Spieler, der sehr erfahren ist und auch schon lange in der ukrainischen Nationalmannschaft spielt." Davor zumeist Maycon, der gegen Manchester City allerdings enttäuschte. Lutz Pfannenstiel sieht den Brasilianer Alan Patrick "da viel stärker. Er verfügt über eine gute Mischung aus Aggressivität, Technik und auch kompaktem defensiven Verhalten."

Taison ist der Start der Mannschaft

Der Star der Mannschaft ist zweifelsohne Linksaußen Taison. Der 30-Jährige spielte gegen Manchester City allerdings in ungewohnter, zentraler Position. "Das hat ihm seiner größten Stärke beraubt", findet Pfannenstiel. "Er ist ein Spieler, der über außen kommen muss, der dann ins Tempodribbling und ins Eins-gegen-Eins geht, der eine hohe Geschwindigkeit und Beweglichkeit mitbringt. Sein Markenzeichen ist das ständige von Außen in die Mitte zu ziehen. Taison weiß genau, was er macht." Das Lob des TSG-Scouts fällt hymnisch aus: "Taison ist ein Spieler, der bei jeder Bundesliga-Mannschaft und auch bei den meisten Premier-League-Mannschaften durchweg einer wäre, der dem Team seinen Stempel aufdrücken würde."

In der vordersten Linie kann sich Schachtar auf Junior Moraes, 31, verlassen. Für Pfannenstiel "ein Spieler mit eingebauter Tor-Garantie, mit viel Qualität und starkem Abschluss". Komplettiert wird die starke Offensivreihe von Rechtsaußen Marlos, der ebenfalls stark im Eins-gegen-Eins wie im Dribbling agiert. "Sie haben, gerade offensiv, enorme Qualität, aber sie haben eben auch enorme Schwächen", sagt der 45-Jährige. "Diese Schwächen müssen wir konsequent bespielen, dann sind sie an einem guten Tag für uns zu knacken." Denn gegen Schachtar soll jetzt abermals Historisches gelingen: die Qualifikation für eine K.o.-Runde im Europapokal. "Es ist für uns eine einzigartige Chance, mit einem Sieg sicher in die Europa League zu rücken, wir haben alles in der Hand, um zumindest europäisch zu überwintern."

Und dann? "Wenn wir Donezk schlagen, ist auch Gruppenplatz zwei, das Achtelfinale der UEFA Champions League, noch drin. Da ist noch längst nicht alles entschieden."

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