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SPIELFELD
22.01.2018

David Otto: "Wir werden perfekt ausgebildet"

David Otto hat beim 1:1 gegen Rasgrad in der Europa League sein Profi-Debüt gefeiert. Der Stürmer führt zudem mit 19 Treffern aus 13 Spielen die Torjägerliste der U19-Bundesliga an und wurde zur U19-Nationalmannschaft eingeladen. Im Interview spricht der Abiturient über die jüngsten Ereignisse, seinen Werdegang – und das Faible für den Lehrerberuf.

David, es ging sportlich rasant zu im letzten halben Jahr. Kannst Du da überhaupt sagen, was für Dich der sportliche Höhepunkt war?

David Otto: "Stimmt schon, das ist nicht so leicht. Vor der Saison hätte ich das nicht für möglich gehalten, in der vorigen Spielzeit habe ich insgesamt zehn Tore gemacht und jetzt schon bis zur Winterpause 19. Das ist natürlich eine deutliche Steigerung. Das Halbjahr mit der U19 war fast perfekt, der erste Profi-Einsatz ist aber immer etwas Besonderes, unvergesslich und unbeschreiblich. Europa League, international zu spielen, ist nochmal etwas ganz Spezielles. Dass ich mein Profi-Debüt gleichzeitig mit vier anderen Spielern feiern konnte, macht es nochmal schöner und schweißt uns alle noch mehr zusammen."

Vorne haben gegen Rasgrad Dein U19-Sturm-Vorgänger Philipp Ochs und Robin Hack gespielt, später auch Meris Skenderovic. Macht es die Chance auf den Profi-Fußball noch realistischer, wenn ehemalige Teamkameraden und U19-Spieler bereits im Profi-Kader stehen?

Otto: "In Hoffenheim ist das super, gute Leistungen in der U19 werden registriert und auch belohnt. Gegen Rasgrad hat man ja gesehen, wie viele Jungs eine Chance bekommen haben, auch als Belohnung für ihre guten Leistungen in der Akademie. Dass man sich auch auf höchstem Niveau mal zeigen kann, motiviert ungemein."

Dass so viele Offensivspieler aus der TSG Akademie kommen, ist schon außergewöhnlich, auch im Vergleich mit anderen Bundesliga-Klubs.

Otto: "Das stimmt, wir spielen in Hoffenheim auch in der Jugend immer offensiv. Da hat man es als Stürmer leichter, weil man mehr Tore schießt und die natürlich auch entsprechend wahrgenommen werden. Und meine ehemaligen Trainer Julian Nagelsmann, Matthias Kaltenbach und Domenico Tedesco arbeiten nun erfolgreich in der Bundesliga und werden von den absoluten Top-Klubs umworben. Das zeigt mir, dass ich hier in Hoffenheim eine super Ausbildung gehabt habe. Ich hatte überragende Trainer, wie jetzt auch Marcel Rapp, unter dem ich ja auch schon in der U16 und U17 gespielt habe. Jeder von ihnen hat mich ein Stück weitergebracht."

Wie geht es 2018 für Dich weiter?

Otto: "Ich werde nun fest bei den Profis trainieren und wohl in der U19 oder der U23 zum Einsatz kommen. Die Einheiten mit der Bundesliga-Mannschaft sind für mich und meine Entwicklung natürlich super. Es ist ein großer Schritt von der U19 direkt zu den Profis, aber wir werden hier perfekt ausgebildet. Das halbe Jahr wird mir sehr guttun, ich werde es für meine Entwicklung brauchen und will natürlich irgendwann auch mal in der Bundesliga spielen.“

Im Gegensatz zu vielen anderen Top-Talenten hast Du auch nicht in allen DFB-Auswahlteams gespielt. Warum bist Du erst in der U18 erstmals nominiert worden?

Otto: "Bei mir war es eine kontinuierliche Entwicklung. Ich war immer einer der guten Spieler, seitdem ich in der U14 zur TSG gekommen bin, aber nie der Top-Spieler. Da standen lange andere im Fokus. Ich habe körperlich ab der U15 zudem einen Sprung gemacht und bin in zwei Jahren 20 Zentimeter gewachsen. Dazu habe ich mich bei der TSG entwickelt, wurde dann in der U18 auch vom DFB eingeladen und war in dieser Saison auch im Trainingslager der U19.“

Und wie bist Du in der U14 zur TSG gekommen?

Otto: "Ich habe bis dahin in meinem Heimatverein 1. FC 08 Birkenfeld gespielt, wurde dort aber schon in die badische Auswahl eingeladen, anschließend dann von der TSG und vom KSC zum Probetraining. Beim Heimatverein zu bleiben war eine echte Option, auch von meinen Eltern aus, da sie mich nicht zum Training fahren konnten. Ich habe aber gemerkt, dass ich unbedingt nach Hoffenheim wollte, die TSG hat den Bus-Transfer angeboten und den Wechsel so ermöglicht. Erst nach dem Abitur bin ich 2017 nach Hoffenheim gezogen, wo ich in einer WG mit meinem U19-Kumpel Emilian Lässig wohne."

In der Schule warst Du ähnlich erfolgreich, trotz der Doppelbelastung hast Du das Abitur mit einem Schnitt von 1,8 bestanden …

Otto: "Ich habe Glück gehabt, dass mir das Lernen nicht so schwerfiel. Also war der Aufwand überschaubar, die Belastung nicht ganz so hoch. Aber klar, mein Tagesablauf war morgens in der Schule zu sein, mit dem TSG-Bus hierher fahren und abends zurück nach Pforzheim. Da blieb nicht viel Freizeit. Darum bin ich froh, dass ich diesen Stress nicht mehr habe. Das ist sicher ein Aspekt für meine Leistungssteigerung, ich bin erholter und kann mehr trainieren."

Gab es Lehrer, die angesichts Deiner Noten traurig über Deine Fußballer-Laufbahn waren und gesagt haben: Mach’ doch was Anständiges!

Otto: „Ich glaube, mein Vater ist am ehesten traurig. Er ist auch Lehrer und sagt immer: 'Mach doch mal was anderes, lies öfter mal ein Buch, sonst geht völlig die Bildung verloren.'“

Stimmst du ihm dazu?

Otto: "Nils Petersen hat ja zuletzt etwas in die gleiche Richtung gesagt, und er hat ja im Grundsatz schon recht: Als Fußballer macht man seinen Sport, aber die Weiterbildung bleibt da oftmals auf der Strecke. Diese Gefahr besteht schon."

Auch Deine Mutter unterrichtet, sogar an Deinem ehemaligen Gymnasium …

Otto: "Das war für beide nicht immer einfach. Wenn sich meine Lehrer bei meiner Mutter über ihren Sohn beschwert haben, war es natürlich blöd. Und natürlich hat sie so auch viel mitbekommen, wenn man mal eine Freundin in der Schule hatte, konnte man das nicht verbergen, das wurde von den anderen Lehrern sofort gepetzt (lacht)."

Bei dem Elternhaus – wäre der Lehrerjob auch eine Option?

Otto: "Wenn ich früher nach einem Plan B gefragt wurde, habe ich oft gesagt, dass ich mir vorstellen könnte, auch Lehrer zu werden. Das ist immer noch so. Meine Eltern hatten immer viel Zeit für mich. Auch wenn sie viel nach dem Unterricht vorbereiten oder korrigieren mussten, waren sie ja meist früh zu Hause. Wenn ich einmal Kinder habe, würde ich auch gern viel Zeit für die Familie haben. Das finde ich eine schöne Vorstellung.“

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