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AKADEMIE
05.10.2017

Arne Stratmann: Über Wuppertal und Madrid zur TSG

Es gab zwei Momente im Leben Arne Stratmanns, die seinen späteren Werdegang entscheidend beeinflusst haben. Ein Stadionbesuch beim Wuppertaler SV weckte als Kind seine Liebe zum Fußball, ein Praktikum in Hoffenheim infizierte ihn als Student mit dem TSG-Virus. Heute ist der 28-Jährige U12-Cheftrainer in der Akademie. Achtzehn99.de erzählt seine Geschichte, die mehr zu bieten hat, als diese zwei Momente.

„Am Anfang hatte ich hier schon meine Probleme mit dem Dialekt, aber nach und nach habe ich mich daran gewöhnt“, sagt Stratmann, der am 7. Mai 1989 in Wuppertal geboren wurde und in der Stadt mit der Schwebebahn aufgewachsen ist. „Als ich 2014 nach Heidelberg gezogen bin, um meinen Master in Sportwissenschaft und Spanisch zu machen, wusste ich relativ wenig über die TSG“, gibt er zu. „Da ich für mein Studium zwei Pflichtpraktika benötigte, habe ich mich in Hoffenheim beworben.“ Und so kam Stratmann, der seinen Studienschwerpunkt auf den Kinder- und Jugendfußball mit dem Profil „Entwicklung und Talent“ gelegt hatte, mit dem Kinderzentrum und dessen damaligem Leiter Dominik Drobisch in Kontakt.

Für Fußball interessiert hat sich Stratmann schon als kleiner Junge. Beide Eltern sind Sportlehrer, wodurch die spätere Affinität für eine Trainertätigkeit gewissermaßen schon in die Wiege gelegt worden ist. „Mein Vater ist ziemlich fußballverrückt. Er hat mich als vierjährigen Knirps zu einem Zweitliga-Spiel im Stadion am Zoo zwischen dem Wuppertaler SV und dem TSV 1860 München mitgenommen“, so Stratmann. Der WSV gewann 5:2, doch Fan der Blau-Roten wurde der kleine Arne trotzdem nicht. Warum? „Ich bin kurz darauf dem SSV Germania Wuppertal beigetreten und als C-Jugendlicher zum Stadtteil-Klub Cronenberger SC gewechselt. Das ist mein Heimatverein“, betont er. „Der CSC ist die Nummer zwei in der Stadt und steht in enger Rivalität mit dem WSV – weshalb ich kein Fan des WSV sein konnte.“

Hospitation bei Atlético

Am Ende seines zweiten A-Jugend-Jahrs wurde Stratmann gefragt, ob er nicht nebenbei den Trainerschein machen und eine Mannschaft trainieren wolle. Er wollte – und kickte noch nebenbei für die zweite Mannschaft des CSC in der A-Klasse. „Da aber abzusehen war, dass es zur ganz großen Karriere nicht mehr reichen würde, habe ich entschieden, mich voll auf den Job als Trainer zu konzentrieren.“ Zumal ihm das großen Spaß machte. Von der U11 bis zur U17 coachte er mehrere Teams – und der Leistungsgedanke war beim CSC durchaus schon vorhanden. „Das kam mir entgegen, da ich durchaus leistungsorientiert bin.“

Die Leidenschaft für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen war schon immer da, Stratmann intensivierte sie während seiner Zeit als Zivildienstleistender, als er in einem Jugendtreff in einem sozialen Brennpunkt Wuppertals tätig war. Nebenbei organisierte er Fußball AGs in Grundschulen und arbeitete bei einer privaten Fußballschule, über die ihm auch eine Hospitation bei Borussia Dortmund vermittelt wurde. Eine weitere Hospitation führte ihn während der Semesterferien für sechs Wochen zu Atlético Madrid. „Ich wollte meine Spanischkenntnisse verbessern und eine spannende Auslandserfahrung sammeln.“ Bei den „Colchoneros“ arbeitete er unter anderem an Projekten, die sich mit dem Aufbau von Fußballschulen im Ausland beschäftigten oder herauszufinden versuchten, was die besten Akademien Europas auszeichnet.

Enorme Entwicklungsmöglichkeiten

Sein Praktikum bei der TSG begann Stratmann im Februar 2015. Acht Wochen begleitete er den organisatorischen Bereich, kümmerte sich um die Breitensport-Angebote und schnupperte in die Akademie hinein. „Das hat so Spaß gemacht, dass ich direkt im Anschluss bis Sommer als Trainer für die TSG Fußballschule gearbeitet habe.“ Dass Stratmann nicht gerade bei null anfangen musste, sondern eine gewisse Vorerfahrung als Trainer im Kinderbereich hatte, zahlte sich natürlich aus. In enger Zusammenarbeit mit Drobisch, Fußballschule-Chef Sebastian Bacher und dem Kinderperspektivteam- sowie damaligem U12-Cheftrainer Paul Tolasz empfahl er sich für weitere Aufgaben. Eineinhalb Jahre assistierte er Tolasz in der U12, in der Rückrunde 2016/17 wurde er Co-Trainer der U13. „Die zeitliche Belastung ist hoch, aber ich bin diesen Rhythmus durch meine jahrelange ehrenamtliche Tätigkeit gewöhnt.“

Seit diesem Sommer ist Arne Stratmann nun U12-Cheftrainer. Knapp zweieinhalb Jahre vom Praktikanten zur Festanstellung – das macht den Wuppertaler glücklich, zumal ihm seine Aufgabe viel Freude bereitet. „Die Lernbereitschaft und -fortschritte bei den Kids sind sehr groß, dasselbe gilt auch für den Fairplay-Gedanken“, erklärt er seine Faszination für diesen Altersbereich. „An der TSG gefällt mir, dass die Trainer hier enorme Entwicklungsmöglichkeiten haben und viele Aufgaben übernehmen können“, schwärmt Stratmann, der nebenbei auch Koordinator Sport in der Fußballschule ist und die U11 des Kinderperspektivteams trainiert. „Das macht Sinn, schließlich kommt ein Großteil der Jungs dann zu mir in die U12.“

Erstes Etappenziel erreicht

Dass die U12 aus Leistungsgründen nicht mehr im Liga-Betrieb spielt, sondern sich ausschließlich in Turnieren und Vergleichsspielen mit anderen Leistungszentren messen kann, sei natürlich nicht so einfach zu vermitteln. „Auch ich mag Wettkämpfe und liebe es, zu gewinnen. Aber in erster Linie geht es hier um Ausbildung. Und die Turniere haben ja auch einen hohen Anreiz.“ Die aktuellen Ausbildungsziele lauten „Grundlagen des gemeinsamen Verteidigens sowie des Positionsspiels“.

In diesen Tagen wird Stratmann seine Master-Arbeit abgeben und sein Studium abschließen. Seine Freundin ist nun ebenfalls aus Wuppertal nach Heidelberg gezogen. „Ich fühle mich sehr wohl“, so Stratmann, der sich zu 100 Prozent mit seiner Aufgabe identifiziert. „Ich habe sozusagen ein erstes Etappenziel erreicht. Ich arbeite mit Kindern und Jugendlichen zusammen und bringe ihnen das Fußballspielen bei“, sagt er zufrieden.

Zeit also, sich neue Ziele zu stecken? „Ja“, sagt Arne Stratmann. „Ich würde gerne eines Tages als Experte im Kinderfußball anerkannt sein.“ Eine überraschende Antwort, die man im Zeitalter immer jünger werdender Bundesliga-Trainer nicht unbedingt erwartet hätte. Ein ambitioniertes Ziel ist es dennoch. Irgendwann einmal zum Beispiel die Reputation eines Horst Wein zu genießen, wäre für Stratmann auch eine große Sache.

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