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SPIELFELD
12.06.2017

Die Mama geht - Martina Moser zieht Bilanz

Die vergangenen Wochen hätten bei den Bundesliga-Frauen der TSG Hoffenheim kaum besser laufen können. Nach einer ernüchternden Hinrunde sammelte die Mannschaft von Chef-Trainer Jürgen Ehrmann in der Rückserie fleißig Punkte. Ein versöhnlicher Abschluss für Martina Moser, die nach fünf Jahren bei der TSG in die Schweiz zurückkehrt.

Der Umzug ist geplant, die neue Wohnung gemietet und die Kartons gepackt. Bei Martina Moser werden langsam die Zelte abgebrochen. Fünf Jahre hat die 31-Jährige im Kraichgau gewohnt. „Ich habe mich hier immer Zuhause gefühlt“, betont die Schweizer Rekordnationalspielerin. „Die Freude auf das Neue, was jetzt kommt, ist groß und wird die Wehmut vielleicht zumindest anfangs ein bisschen verdrängen.“ Für Moser geht es nach drei Stationen im deutschen Frauenfußball zurück in ihre Heimat. In der Schweiz schließt sie sich dem FC Zürich an, wo sie nicht nur ihre Fußballschuhe schnüren wird, sondern auch beruflich eine neue Herausforderung findet. „Mein Plan war schon immer, dass es für mich irgendwann wieder zurückgeht“, erzählt sie. „Nach der guten Saison habe ich im Grunde den perfekten Zeitpunkt erwischt.“ Ihre letzte Spielzeit bei der TSG ist die beste der Vereinsgeschichte.

Dass Moser sich mit einem „Happy End“ von der TSG Hoffenheim verabschieden kann, erschien in der Winterpause noch als ein schier unmögliches Unterfangen. Für das vierte Bundesliga-Jahr hatte sich die Mannschaft von Chef-Trainer Jürgen Ehrmann kein klares Ziel gesteckt, doch noch vor dem Abschluss der Hinrunde ergab sich die Vorgabe für die folgenden Monate von ganz allein.  Die TSG startete mit drei Niederlagen in die Saison, zwei davon knapp und unglücklich.

Ernüchternde Hinrunde

Einem Traumtor von Judith Steinert war zu verdanken, dass sich die Hoffenheimerinnen im Oktober gegen den FF USV Jena den ersten Saison-Sieg sicherten. Zwar gewann die Mannschaft von Jürgen Ehrmann auch gegen Bayer Leverkusen, doch nach einer bitteren 0:1-Pleite gegen den Aufsteiger MSV Duisburg war die TSG dort, wo sie auf keinen Fall hinwollte: im Abstiegskampf. „In Duisburg hatten wir unseren Tiefpunkt erreicht“, erinnert sich Moser. „Wir sind in Rückstand geraten und konnten diesen trotz langer Überzahl nicht drehen. Da sind bei uns schon Zweifel aufgekommen.“

Zwar verbesserte die TSG ihr Punktekonto durch den ersten Heim-Punkt der Saison gegen den 1. FFC Frankfurt und einem Sieg gegen Borussia Mönchengladbach vor der Winterpause noch auf zehn Zähler, doch das Pokal-Aus gegen Zweitligist Werder Bremen kurz vor Weihnachten war geradezu bezeichnend für die ernüchternde Hinrunde. „Wir haben bis auf eine Ausnahme alle Spiele mit nur einem Tor Unterschied verloren“, hadert Moser. „Aus den Begegnungen, in denen Punkte für uns drin waren, haben wir zu oft nichts mitgenommen. Dann darf man den Kopf aber nicht hängen lassen, gerade als Spielführerin.“

"Den Kopf nicht hängen lassen"

Zur Saison 2012/13 wechselte Martina Moser vom Bundesligisten VfL Wolfsburg zur TSG in die 2. Bundesliga Süd. „Viele haben meine Entscheidung damals nicht verstanden“, erzählt sie. „Aber allein wegen der ersten Saison mit dem spannenden Kampf um den Aufstieg, hat es sich allemal gelohnt.“ In Wolfsburg sei sie eine von vielen gewesen, blickt Moser zurück, bei der TSG sei sie schnell in eine Führungsrolle hineingewachsen. Gerade einmal ein Jahr nach ihrem Wechsel übernahm die Schweizerin bei der TSG von der verletzungsbedingt ausfallenden Susanne Hartel die Kapitänsbinde.

Eine Spielerin wie Moser zu haben, die eine professionelle Einstellung vorlebt, Kritik äußert und vor allem ihre fußballerische Erfahrung an ein junges, lernwilliges Team weitergeben kann, erwies sich für die TSG nicht nur im schwierigen ersten Bundesliga-Jahr als sehr wertvoll. „Es liegt wohl in meiner Natur, dass ich gern die Mama-Rolle übernehme“, gibt sie schmunzelnd zu. „Meine direkte Art kam sicherlich nicht immer gut an, aber ich habe in den letzten Jahren als Führungsspielerin viel dazugelernt. Beispielsweise verschiedene Spielertypen auch unterschiedlich anzupacken.“

Die Mama geht

Vier Jahre führte Martina Moser die TSG als Spielführerin aufs Feld. Von Spielzeit zu Spielzeit sammelte die Mannschaft von Chef-Trainer Jürgen Ehrmann mehr Punkte, hatte nach dem ersten Bundesliga-Jahr am Saisonende nie wieder wirklich mit dem Abstieg zu tun. Der entscheidende Punkt sei, dass viele Spielerinnen nun routinierter seien, so Moser. Man kenne die Stadien, die Gegner und die Abläufe und das bringe die Mannschaft einen großen Schritt nach vorne. Mit der gewonnenen Erfahrung der vergangenen Jahre kratzte die TSG auch in ihrer vierten Saison in Deutschlands höchster Spielklasse trotz verkorkster Hinrunde die Kurve.

Nach dem Jahreswechsel lief es plötzlich. Gegen die SGS Essen verpasste die TSG zum Auftakt vor heimischer Kulisse zwar in letzter Minute einen Dreier und musste sich mit einem Punkt begnügen, die verbleibenden Heimspiele gegen Jena, Leverkusen, Duisburg, Sand und Mönchengladbach gewann die Mannschaft unter Spielführerin Martina Moser dann aber allesamt. Dazu kam ein Auswärtspunkt gegen Freiburg und ein mehr als überzeugender Auftritt beim 1. FFC Frankfurt, für den sich die TSG mit einem 3:1 belohnte. „Wir sind sehr glücklich, dass der Aufwärtstrend dann doch noch kam“, freut sich Moser über die insgesamt zufriedenstellende Saison. „Der Zusammenhalt hat gestimmt und deshalb war vielleicht das ein oder andere Mal in der Rückrunde das Glück dann auch auf unserer Seite.“

Dass der Teamgeist auch in Zukunft stimmt, sich die Mannschaft weiter positiv entwickelt und damit auch in der kommenden Saison gute Ergebnisse erzielt, das wünscht sich Martina Moser. „Wenn Spielerinnen gehen, bekommen andere die Chance, in etwas hineinzuwachsen“, bekräftigt sie. „Es wird neue Führungsspielerinnen geben, die Verantwortung übernehmen und die Mannschaft zu Siegen führen.“ Doch alle bei der TSG wissen auch, dass Martina Moser zusammen mit Kristin Demann (FC Bayern München) und Christine Schneider (Karriereende) eine riesige Lücke hinterlassen wird.

 

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