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MÄNNER
13.08.2017

CL-Playoffs: Mythos Liverpool FC, Mythos Anfield

Die TSG trifft in den Champions-League-Playoffs auf den Liverpool FC. Einen Klub aus der Beletage des europäischen Vereinsfußballs. Einen Klub, der 2017 sein 125-jähriges Bestehen feiert. Einen Klub, der nicht nur auf eine lange, sondern vor allem auf eine bewegte Geschichte zurückblickt. Auf große Trainer, außergewöhnliche Spieler, grandiose Triumphe und erschütternde Tragödien.

Der FC Liverpool ist ein Mythos - aufgrund seiner Titel und Tragödien. Und: wegen seines Stadions. Anfield Road, Liverpool, L4 0TH. Diese Adresse. Ein Sehnsuchtsort für Fußballfans weltweit. Das Mekka aller Groundhopper. Jeder will dort ein Spiel sehen. Anfield. 54.074 Plätze. Ein Rasen. Vier Tribünen - Main Stand, Anfield Road Stand, Kenny Dalglish Stand und The Kop. Die wohl berühmteste Tribüne des Weltfußballs. Hier nimmt alles seinen Anfang, wenn die "Reds" vor heimischem Publikum spielen. Hier singen sie "You'll never walk alone". Das berühmteste Lied des Sports. Kopiert weltweit, nirgendwo erreicht.

Die Stimmung an der Anfield Road wird für die TSG im Playoff-Rückspiel am 23. August eine besondere Erfahrung und eine große Herausforderung. Als Thomas Tuchel in der vergangenen Saison mit Borussia Dortmund dort gastierte, wollte er "spüren, riechen und fühlen, wie sich das Stadion anfühlt". Anfield aufsaugen. Den Mythos aufsaugen. Liverpool aufsaugen.

Dabei wurde das Stadion gebaut, als es den LFC noch gar nicht gab. Damals, 1884 zog der FC Everton in das Stadion ein. Der Stadrivale der "Reds" gegen den auch heute noch das hochemotionale Merseyside Derby ausgetragen wird. 228 Mal trafen die Teams aufeinander, 91 Mal siegte Liverpool, 66 Mal Everton, 71 Mal trennten sich die Teams Unentschieden. Erfolgreichster Torschütze des Duells ist einer der ganz Großen der LFC-Geschichte - Ian Rush. 25 Mal traf der Stürmer in 36 Partien. Insgesamt spielte Rush 660 Mal für Liverpool und erzielte dabei 346 Tore - mehr als jeder andere im Trikot der "Reds". Rush ist eine der Klub-Legenden. Neben Kenny Dalglish und Steven Gerrard sitzt er im Pantheon des Liverpool FC.

Das Gesicht des Erfolgs

Dalglish ist für den Klub das, was Francesco Totti für den AS Rom, was Uli Hoeneß für den FC Bayern oder Lionel Messi für den FC Barcelona ist. Die wichtigste Person der Klubgeschichte. Deshalb ist eine Tribüne an der Anfield Road nach dem heute 66-Jährigen benannt. Dalglish gewann als Spieler mit den "Reds" fünf Mal die englische Meisterschaft, vier Mal den League Cup und drei Mal den Europapokal der Landesmeister. Zwei Mal wurde er zu Englands Fußballer des Jahres gewählt. Und auch als Trainer prägte er den Klub - drei natonale Titel und zwei FA-Cups brachte er nach Liverpool. Der gebürtige Schotte ist das Gesicht der größten Zeit des Klubs. Damals, Ende der 70er und Anfang der 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts dominierte das Team den europäischen Klubfußball. 

Die Ikonen Dalglish und Rush standen aber auch auf dem Platz, als der Klub 1985 eine seiner dunkelsten Stunden erlebte. Als Titelverteidiger hatte sich Liverpool erneut ins Finale des Europapokals der Landesmeister gespielt und traf dort im Brüsseler Heysel-Stadion auf Juventus Turin. Die "Reds" verloren mit 0:1. Im Gedächtnis bleibt die Partie leider vor allem aufgrund der Ereignisse davor. Liverpool-Fans stürmten eine neutrale Zone im Stadion, drängten Juventus-Fans gegen eine Wand, die später zusammenbrach - 39 Menschen starben, mehr als 500 wurden verletzt. Liverpool wurde von der UEFA im Anschluss für alle europäischen Wettbewerbe gesperrt - bis zur Saison 1991/92.

Kenny Dalglish erinnert sich: "Als wir das Hotel in Brüssel verließen, weinten italienische Fans neben unserem Teambus. Sie waren wütend und schlugen gegen den Bus. Das war völlig nachvollziehbar - 39 ihrer Freunde waren gestorben. Ich erinnere mich besonders an einen Mann, der mir durch die Scheibe direkt in die Augen schaute und weinte. Ich konnte verstehen, was diese Menschen in diesem Moment durchmachen."

Hillsborough - Die dunkelste Stunde

Nur vier Jahre später folgte die nächste Katastrophe. Hillsborough. 15. April 1989. Auf der Homepage des LFC steht "Our darkest day". "Unser dunkelster Tag". 25.000 Fans des Klubs reisten zum FA-Cup-Halbfinale gegen Nottingham Forest. Die Partie wurde im Hillsborough Stadion von Sheffield Wednesday ausgetragen. Polizei und Ordnungskräfte ließen, so lassen Untersuchungen heute vermuten, zu viele Fans in den Liverpool-Block, was eine der größten Tragödien der Fußball-Geschichte nach sich zog. 96 Liverpool-Fans ließen an diesem Tag ihr Leben. Hunderte wurden verletzt. Die Hillsborough-Katastrophe beschäftigt den englischen Fußball, die Justiz und den FC Liverpool bis heute. Den Opfern der Katastrophe wird auf der Webseite des Klubs gedacht.

Kenny Dalglish, damals Trainer der "Reds", sagt im Rückblick: "Ich werde diesen Tag im April 1989 nie vergessen. Wenn ich auch nur an das Wort 'Hillsborough' denke, kommen viele grausame Erinnerungen hoch. Die Gedanken an diese Katastrophe werde ich für den Rest meines Lebens in mir tragen."

Die Ära Gerrard

Im Sommer 1989 trat aber auch ein nicht einmal zehn Jahre alter Junge in die Jugend der "Reds" ein, der den Klub später für fast zwei Jahrzehnte prägen sollte - Steven Gerrard. 710 Spiele absolvierte er für die "Reds" und führte das Team dabei 473 Mal als Kapitän aufs Feld. Häufiger als jeder andere Spieler der Klubgeschichte. "Stevie G" führte Liverpool dahin zurück, wo man im Nordwesten Englands lange nicht war - an die Spitze des europäischen Vereinsfußballs. Beim UEFA-Cup-Sieg 2001 stand er als 20-jähriger Youngster in der Startelf und erzielte beim 5:4-Sieg gegen Deportivo Alaves ein Tor.

2005 folgte der Triumph in der Champions League. Istanbul wurde am 25. Mai des Jahres zum Schauplatz eines der unglaublichsten Spiele in der Geschichte des Wettbewerbs. "One night in May" heißt ein Film, der diesen Abend in der türkischen Metropole nacherzählt. Ein Abend, der in die Geschichte des FC Liverpool einging. Ein Abend, an dem Steven Gerrard einer, wenn nicht der Hauptdarsteller war. Der damals 24 Jahre alte Mittelfeldspieler führte die "Reds" als Kapitän aufs Feld, erzielte ein Tor und trug so einen großen Teil zum größten Comeback bei, das der Fußball seit langer Zeit gesehen hatte. Die "Reds" lagen nach 44 Minuten mit 0:3 gegen den AC Mailand zurück. Das Spiel? Gelaufen. Scheinbar. Das Team von Rafael Benitez drehte die Partie. In sechs Minuten. Gerrard. Smicer. Alonso. Minute 54, 56 und 60. Liverpool kam ins Elfmeterschießen und dort wurde "Hampelmann-Keeper" Jerzy Dudek zum Helden. Liverpool stand wieder ganz oben. Gerrard ist das Gesicht des Klubs, das Gesicht des Triumphs. Er gewinnt zudem zwei mal den FA Cup mit den "Reds".

Das Warten auf den Meistertitel

Eines vollbrachte Gerrard aber in 17 Jahren bei den Liverpool-Profis nicht, er gewann nie eine englische Meisterschaft mit dem Klub. Der letzte Titelgewinn stammt aus der Saison 1989/90. Damals war die Premier League noch nicht gegründet. Mehr als 25 Jahre ohne Titel in der nationalen Meisterschaft. Für Klub und Fans eine beinahe unerträglich lange Zeit. Seit 2011 ist der Klub aus der Stadt der Beatles nicht mehr englischer Rekordmeister; Manchester United stürmte an Liverpool vorbei. Die nationale Konkurrenz aus Manchester und London ist Liverpool enteilt: United, City, Chelsea und Arsenal machten den Titel meist unter sich aus und Liverpool konnte auch schwächere Jahre der großen Konkurrenten nicht nutzen. Selbst Leeds United, die Blackburn Rovers und Leicester City sicherten sich eine Meisterschaft. Eine Tatsache, an der man in Liverpool zu knabbern hat.

Gerrards Karriere blieb in dieser Hinsicht unvollendet, eine Legende ist er in Liverpool dennoch. Im Mai 2015 absolviert er sein letztes Spiel an der Anfield Road. Mit seinen drei Töchtern ging es danach auf eine minutenlange "Ehrenrunde". "You'll never walk alone", das Lied aller Fußballlieder - da war es wieder. Und es brachte Anfield zum Beben. Als Gerrard für immer im Spielertunnel verschwand, berührte er ein letztes Mal das Logo des Klubs. Ein großer Abgang für einen großen Spieler.

Das Duell mit der TSG

Im darauffolgenden Sommer kreuzten sich die Wege der "Reds" und der TSG zum ersten Mal. Roberto Firmino wechselte vom Kraichgau in die Premier League. Wenige Monate später, nach der Entlassung von Brendan Rodgers, zog es auch Jürgen Klopp an die Anfield Road. Der deutsche Erfolgstrainer soll in Liverpool eine Ära prägen und den Klub einmal mehr an die Spitze führen. Er soll den Premier-League-Titel in die Stadt holen und auch Europa aufmischen. Liverpool will an frühere, glorreiche Zeiten anknüpfen.

"Ich weiß alles über die großartige Geschichte dieses Klubs. Wir gehen in eine neue Richtung, wir wollen emotionalen Fußball spielen. Das ist wichtig hier an der Anfield Road", sagte er bei seiner ersten Pressekonferenz. Emotionen und der FC Liverpool - eine Liebesbeziehung der besonderen Art. Klopp geht kleine Schritte auf dem Weg zum großen Erfolg und nun steht ihm, steht dem Klub die TSG im Weg. Und die hat mit Julian Nagelsmann eigene Pläne. Ohne Rücksicht auf die große Geschichte des Gegners. Ohne Rücksicht auf große Namen. Ohne Rücksicht auf den Mythos Anfield Road. Ohne Rücksicht auf den Mythos FC Liverpool.

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