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CAMPUS
13.10.2015

Florian Rudy: Der Marathon-Mann

Seit diesem Sommer ist Florian Rudy Praktikant in der achtzehn99 AKADEMIE. Der ältere Bruder des TSG-Profis und Nationalspielers Sebastian verstärkt dabei den Trainerstab der U19, für die er 2006/07 selbst in der Junioren-Bundesliga spielte. Im Gespräch mit achtzehn99.de erinnert sich der 26-Jährige an diese Zeit und outet sich als „verrückt“.

Trotz seines jungen Alters kann „Flo“ Rudy bereits auf eine bewegte Vergangenheit zurückblicken. 1989 in der „Eishockey-Stadt“ Villingen-Schwenningen geboren, spielte er bis zu seinem 13. Lebensjahr neben Fußball und Tennis auch tatsächlich Eishockey. „Doch das wurde dann zu viel – und ich habe mich für den Fußball entschieden.“ Es war die richtige Wahl, denn über die heimatnahen Klubs FC Dietingen und SV Zimmern – wo er sogar mit Sebastian in einem Team spielte – landete er als C-Jugendlicher beim VfB Stuttgart, wurde aber nach einem Jahr aussortiert.

Mit 15 zog der Stürmer zu Hause aus, bei den Großeltern in Kaiserslautern ein – und kickte für den FCK. Es folgte der Wechsel zur TSG und zu Gasteltern in Zuzenhausen. Unter Trainer Guido Streichsbier (heute U18-Bundestrainer) erzielte er Tore wie am Fließband und stieg in der Folgesaison in die U19 auf, für die er in der Saison 2006/07 in der Junioren-Bundesliga debütierte. Der Weg zum Profi schien vorgezeichnet – doch es kam anders.

Cosmos holt Raúl statt Rudy

Nach dem Abitur in Bammental folgte Flo Rudy dem Lockruf des Karlsruher SC und schloss nebenbei eine Lehre zum Finanzassistenten bei einer Bank ab. Anschließend heuerte er in seiner Geburtsstadt beim Oberligisten FC 08 Villingen an und hatte ein großes Erlebnis, als es in der ersten DFB-Pokal-Runde 2009/10 im Stadion „Im Friedengrund“ gegen den Zweitligisten FC St. Pauli ging. „10.000 Zuschauer haben für eine hitzige Atmosphäre gesorgt, aber leider haben wir 0:2 nach Verlängerung verloren.“ Doch so richtig kam er nicht vom Fleck und versuchte unter Coach Heiko Herrlich sein Glück bei der SpVgg Unterhaching. In der Vorbereitung traf Rudy gegen den SV Heimstetten vier Mal ins Schwarze, was Herrlich zu der Bemerkung veranlasste: „Der Junge weiß, wo das Tor steht.“ Problem: Herrlich war kurz darauf weg, das neue Trainergespann setzte nicht auf Rudy.

„Ich wollte mich unbedingt durchbeißen“, sagt Rudy, dem von seinen aktuellen Akademie-Kollegen eine große Portion Ehrgeiz bescheinigt wird. Eine Leihe zum SV Heimstetten bescherte ihm zwar Einsatzzeiten, befriedigte aber nicht seinen Anspruch auf professionelles Niveau. In der vergangenen Saison hielt er sich bei der Hoffenheimer U23 fit und liebäugelte mit einem Engagement in den USA, spielte unter anderem bei New York Cosmos, den Fort Lauterdale Strikers und Atlanta United vor, das 2017 in die Major League Soccer aufgenommen wird. Pikant: Der Wechsel zu Cosmos schien bereits fix, dann verpflichteten die New Yorker keinen Geringeren als Raúl González Blanco – und meldeten sich nicht mehr.

„Ich habe mir vorgenommen, mit 26 einen Schlussstrich zu ziehen, wenn ich es bis dahin nicht geschafft haben sollte“, so Rudy, der lieber ganz mit dem Fußballspielen aufgehört hat, als in unteren Ligen noch ein paar Lorbeeren einzuheimsen. Im Oktober hat er ein Sportbusinessmanagement-Studium in Düsseldorf begonnen, das sechs Semester dauert und für das er sein Praktikum benötigt. Bis Weihnachten wird der Modellathlet, der neben Sebastian noch drei weitere jüngere Geschwister hat, mehrmals die Woche bei den Trainingseinheiten der U19 auf dem Platz stehen und selbst Übungen leiten.

Werbespot mit Cacau

„Das Trainerteam hat sehr viel Ahnung vom Fach und mich super integriert“, schwärmt Rudy von seinem neuen Teilzeit-Job – und stellt acht Jahre nach seiner eigenen A-Jugend-Zeit in Hoffenheim fest: „Da hat sich einiges verändert, da liegen Welten dazwischen. Das fängt bei der Ausstattung an und hört bei der Leistungsdiagnostik auf.“ Etwas Wehmut, wenn er auf die Karriere seines Bruders schaut? „Nein. Ich gönne ihm alles und freue mich für ihn. Mir selbst habe ich nichts vorzuwerfen, ich habe alles probiert.“

Mittlerweile wohnt Florian Rudy in Neckargemünd. Die Planungen für die Zukunft laufen. Nach seiner Zeit in Hoffenheim würde er gerne ein Auslandspraktikum absolvieren, generell zieht es ihn in die USA oder nach Australien. Sollte es im Sportbereich nicht klappen, hat er noch ein zweites Standbein: Nachdem er vor knapp einem Jahr gemeinsam mit dem ehemaligen VfB-Stürmer Cacau in einem Werbesport für eine Versicherung auftauchte, meldete sich wenige Tage später eine Modelagentur und wollte ihn in ihre Kartei aufnehmen. Seither wird Rudy ab und zu von weltbekannten Modelabels gebucht.

Seinen sportlichen Ehrgeiz hat Rudy aber nicht verloren. Und er ist ab und an für verrückte Sachen zu haben. Als ihm zu U17-Zeiten Physiotherapeut Julius Illes sein altes Rennrad vermachte, fuhr er damit kurzerhand nach Dietingen zu seinen Eltern. Schlappe 190 Kilometer. Kürzlich entschloss er sich, die 10-km-Runde, die die Akademie-Trainer zwischen Hoffenheim und Zuzenhausen hin und wieder laufen, gleich vier Mal zu drehen. Nicht etwa erst über einen Halbmarathon auf den Marathon hinarbeiten, sondern gleich die volle Distanz gehen. Kein Ziel ist zu hoch.

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