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AKADEMIE
17.05.2020

Historische Spiele (16): Herzschlagfinale an der Silbergasse

Ein Wochenende ohne Akademie-Spielberichte ist irgendwie seltsam. Leider wird sich das vorerst nicht ändern. Auf achtzehn99.de blicken wir daher in diesen Wochen in loser Reihenfolge auf „historische Partien“ zurück, erzählen die dazugehörigen Geschichten nach und rufen sie wieder in Erinnerung. Heute: Die Last-Minute-Süddeutsche-Meisterschaft 2018 der U19.

Noch war nichts verloren – obwohl der psychologische Vorteil eindeutig beim FC Bayern München lag: Würden die Roten beim FC Augsburg gewinnen, wäre das Heimspiel der TSG gegen den VfB Stuttgart trotz des Derbycharakters bedeutungslos. Bei einem Ausrutscher der FCB würde aber die Süddeutsche Meisterschaft erneut in den Kraichgau wandern – und das zum vierten Mal in fünf Jahren!

Der letzte Spieltag der A-Junioren-Bundesliga Süd/Südwest 2017/18 hatte es also in sich. Dass es überhaupt noch einmal so spannend wurde, hatte sich das Team von Trainer Marcel Rapp selbst zuzuschreiben: Am drittletzten Spieltag hätte es im Dietmar-Hopp-Stadion gegen den einzigen Widersacher alles klar machen können, unterlag aber nach zweimaliger Führung mit 2:3. Platz eins, den die Hoffenheimer seit dem zweiten Spieltag belegten, war futsch. Christoph Baumgartner, der das zwischenzeitliche 1:0 erzielt hatte, drosch vor Wut einen Ball durch die Katakomben. Die TSG war mit einem Punkt weniger, aber dem deutlichen besseren Torverhältnis auf Platz zwei abgerutscht. Da beide Mannschaften am 25. Spieltag Siege einfuhren, ging es in dieser Konstellation auch per Fernduell in den finalen Showdown.

0:1 zur Halbzeit

Der VfB hatte eine durchwachsene Saison gespielt und lag satte 23 Zähler hinter den Hoffenheimern. Auf dem Papier waren die Stuttgarter also Außenseiter, zumal es für sie um nichts mehr ging. Dass sie aber ein Derby nicht abschenken würden, war jedermann klar. Vor einem ähnlichen Dilemma standen die Bayern. In Augsburg würde es auch für sie nichts umsonst geben. Allerdings fuhr die Elf von Trainer Sebastian Hoeneß mit dem Selbstbewusstsein von elf Siegen hintereinander in die Fuggerstadt – der bis heute zweitlängsten Serie in der Geschichte der Süd/Südwest-Staffel.

Die Handy-Displays derjenigen, die eine direkte Verbindung nach Augsburg hatten, leuchteten das erste Mal in der sechsten Minute auf. 1:0 für Augsburg! Blöd nur: Fast zeitgleich klingelte es auch im Hoffenheimer Tor. Eric Hottmann war durch eine Lücke in der TSG-Defensive geschlüpft und zeigte kein Mitleid. Wenn überhaupt, so war die Rapp-Truppe nur wenige Sekunden lang virtueller Tabellenführer. „Zu Beginn der Partie waren wir eher verkrampft gegen eine gute Stuttgarter Mannschaft. Es war brutal schwer. Wir lagen früh 0:1 hinten und hatten Glück, dass wir nicht noch das 0:2 gekriegt haben“, so Coach Rapp zur Anfangsphase. Der strahlende Sonnenschein spiegelte nicht gerade die Stimmungslage auf der Bank wider.

Torgarant David Otto

Sollten die Hoffenheimer nach dieser fantastischen Saison tatsächlich auf der Zielgeraden straucheln und am Ende mit leeren Händen dastehen? Schon der Auftakt in diese Spielzeit war denkwürdig gewesen. 3:0 gewann die U19 beim 1.FC Heidenheim, an jenem Abend, als die Profis ihr Champions-League-Debüt zu Hause gegen den Liverpool FC feierten. Christoph Baumgartner, der Neuzugang aus Österreich, hatte sich auf der Alb mit dem 1:0-Führungstreffer gleich mal gut eingeführt und sollte auch in den darauffolgenden Monaten Spielmacherqualitäten unter Beweis stellen. Die anderen beiden Tore markierte David Otto.

Überhaupt Otto. Der machte munter da weiter, wo er in der Vorsaison aufgehört hatte, traf auch in den folgenden Partien und lieferte sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit dem Mainzer Kennet Hanner López (heute TSG-U23!) in der Kategorie „Spiele in Serie mit mindestens einem Treffer“. Beide kamen schließlich auf neun Spiele und erzielten in diesem Zeitraum 13 Tore. Otto brachte es am Saisonende auf 26 Buden und teilte sich die Torjägerkanone mit dem Münchner Manuel Wintzheimer.

Noah Schorn kommt…

Die beste Möglichkeit im ersten Abschnitt hatte Enes Tubluk nach einer flachen Hereingabe des gut aufgelegten Linksverteidigers Emilian Lässig. Doch mit dem 0:1-Rückstand ging es in die Halbzeit. In Augsburg hatte sich bis zur Pause ebenfalls nichts getan. Das machte Hoffnung.

Dass die Hoffenheimer eine so starke Runde gespielt hatten lag auch an der Tatsache, dass sie eine eingespielte Truppe waren. Neben Otto standen mit Alfons Amade, Lennart Grimmer, Domenico Alberico und Emilian Lässig, der in allen Partien zum Einsatz gekommen war, mehre Jungs auf dem Platz, die mit dem Trainer Marcel Rapp drei Jahre zuvor als U16 souverän die Oberliga-Meisterschaft gewonnen hatten.

Nun war also der zweite Titel zum Greifen nah, aber mindestens ein Tor musste sehr. Sollten die Bayern ausgleichen, sogar zwei. Unmittelbar nach Wiederanpfiff die Nachricht aus dem Rosenaustadion: Augsburg hatte auf 2:0 erhöht. Hoffenheim drückte aufs Gaspedal. Tubluk, Baumgartner, Otto, Alberico und Moody Chana ließen noch gute Gelegenheiten liegen. In der 54. Minute nahm Rapp den ersten Tausch vor: Für Tubluk kam Noah Schorn. Der war es gewohnt, von der Bank zu kommen: 15 Mal in 21 Spielen war das der Fall, für einen Treffer hatte es in dieser U19-Saison allerdings noch nicht gereicht.

…und schießt die TSG zum Titel

Die Zeit lief davon. Einwurf für die TSG auf Höhe des VfB-Sechzehners. Baumgartner, dieser unermüdliche Antreiber, forderte die Kugel von einem Balljungen und brachte sie blitzschnell ins Spiel. Über Otto kam sie in zentraler Position zu Schorn – und der zog aus 17 Metern einfach mal trocken ab. Das Spielgerät flog in die rechte Ecke, Keeper Jerome Weisheit streckte sich vergeblich. Tor! 1:1, Süddeutscher Meister. Nein, noch nicht! 22 Minuten noch, 22 Minuten, in denen der VfB kein Tor mehr schießen durfte. 3:0 für Augsburg. Dramatik in der Silbergasse.

TSG-Torwart Stefan Drljača musste noch die eine oder andere brenzlige Situation überstehen. Doch dann war Schluss! „Je länger das Spiel ging, desto mehr Kontrolle haben wir gekriegt“, sagte Rapp, nachdem er die Glückwunsche von VfB-Coach Heiko Gerber entgegengenommen hatte. „In der zweiten Halbzeit waren wir dann spielbestimmend. Es war eine Frage der Zeit, bis wir ein Tor schießen. Hinten raus zittert man dann natürlich, das ist klar.“ Zum vierten Mal in fünf Jahren war die TSG Hoffenheim Süddeutscher Meister – jedesmal wurde der Titel im Dietmar-Hopp-Stadion unter Dach und Fach gebracht – und qualifizierte sich für das Halbfinale um die Deutsche Meisterschaft gegen den FC Schalke 04. Doch das war in diesem Moment noch weit weg.

„Die Jungs haben es richtig gut gemacht. Schlussendlich haben wir die meisten Tore geschossen und die wenigsten gekriegt, deshalb haben wir es verdient, Meister zu werden“, so Rapp. Baumgartner, der zwei Wochen zuvor noch wutentbrannt durch die Katakomben gestapft war, stimmte derweil auf dem Rasen zur Humba an.

TSG 1899 Hoffenheim – VfB Stuttgart 1:1 (0:1)
Hoffenheim: Drljača – Amade, Chana, Grimmer, Lässig, Wöhrle, Lengle (90. Mawana), Alberico, Baumgartner, Tubluk (54. Schorn), Otto.
Stuttgart: Weisheit – Almeida Morais, Grözinger (80. Manduzio), Rios Alonso, Schuckenböhmer, Mayer (75. Mack), Toptik (75. Bux), Günes, Hottmann, Bätzner, Hadzic.
Tore: 0:1 Hottmann (7.), 1:1 Schorn (68.). Zuschauer: 300. Schiedsrichter: Leroy Gallus. Karten: Gelb für Lengle, Amade / Mayer, Rios Alonso, Almeida Morais.
Sinsheim, Dietmar-Hopp-Stadion, 5. Mai 2018

Historische Spiele

1 | Triumph im Schatten des Olympiastadions | U19: TSG Hoffenheim – Hertha BSC 2:1 | Finale DFB-Junioren-Pokal 2010

2 | Ein Meistertitel zum Geburtstag | U16: TSG Hoffenheim II – VfB Stuttgart II 3:2 | Entscheidungsspiel um die B-Jugend-Oberligameisterschaft 2013

3 | Das eingelöste Versprechen | U19: TSG Hoffenheim – SV Werder Bremen 3:1, 2:0 | Halbfinals um die Deutsche A-Junioren-Meisterschaft 2016

4 | Meisterstück in Walldorf | U23: FC-Astoria Walldorf – TSG Hoffenheim II 0:1 | Entscheidender Sieg zum Aufstieg in die Regionalliga 2010

5 | Rapps goldenes Händchen gegen City | U19: TSG Hoffenheim – Manchester City 5:2 | Sieg im ersten Youth-League-Gruppenspiel 2018

6 | Im Fernduell die Nerven behalten | U15: TSG Hoffenheim – SC Freiburg 3:1 | Entscheidender Sieg zur Süddeutschen C-Jugend-Meisterschaft 2016

7 | Schmerzhaftes Treffen mit einem späteren Weltstar | U19: FC Schalke 04 – TSG Hoffenheim 3:1 | Finale um die Deutsche A-Junioren-Meisterschaft 2015

8 | Meisterfeier auf dem Halberg | U15: SV Wehen – TSG Hoffenheim 2:3 | Entscheidender Sieg zur Süddeutschen C-Jugend-Meisterschaft 2013

9 | Pokalfight gegen Grifos Pforzheimer | U19: 1.CfR Pforzheim – TSG Hoffenheim 4:7 n.V. | Sieg im BFV-Pokal-Finale 2011

10 | U17 triumphiert nach „Tennismatch“ | U17: TSG Hoffenheim – Borussia Dortmund 6:4 | Finale um die Deutsche B-Junioren-Meisterschaft 2008

11 | Internationales Glanzlicht der U14 | U14: Hertha BSC – TSG Hoffenheim 2:4 | Europafinale des Premier Cups in Berlin 2017

12 | Die legendäre Regenschlacht | U19: TSG Hoffenheim – Real Madrid 4:2 | Youth-League-Viertelfinale 2019

13 | Zwei spätere Weltmeister im Gmelin-Stadion | U19: TSG Hoffenheim – FC Bayern München 1:3 | A-Junioren-Bundesliga Süd/Südwest 2006/07

14 | Nervenschlacht gegen die Knappenschmiede | U19: FC Schalke 04 – TSG Hoffenheim 0:1, 0:0 | Halbfinals um die Deutsche A-Junioren-Meisterschaft 2014

15 | Zehn Tore und Happy End gegen Leipzig | U19: RB Leipzig – TSG Hoffenheim 2:3, 2:3 | Halbfinals um die Deutsche A-Junioren-Meisterschaft 2015

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