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SPIELFELD
15.04.2020

Jacob Bruun Larsen: Alles nach Plan

Jacob Bruun Larsen hat mit 21 Jahren schon viel erlebt: Als Teenager zog er aus seiner Heimat Dänemark nach Dortmund, nahm an den Olympischen Spielen teil, erzielte Tore in der Bundesliga sowie der Champions League und debütierte im Nationalteam. Im Winter wechselte der Angreifer nun zur TSG Hoffenheim, wo er einen Vertrag bis 2024 unterschrieb – auch dank bester Empfehlungen seines Freundes Robert Skov.

13 kann mitunter ein schwieriges Alter für Jungs sein. Der Stimmbruch sorgt für einen Schub auf dem Weg zum Erwachsenwerden, neben Sport und Schule drängen weitere Interessen in den Fokus und auch die Beziehung zu den Eltern kann mal etwas schwieriger werden. Jacob Bruun Larsen hatte zu dieser Zeit ein wunderbares Verhältnis zu Mama und Papa. Auch, weil sie ihn täglich zum Training fuhren und wieder abholten– an manchen Tagen sogar zweimal.

In dieser Zeit trafen die Eltern eine Entscheidung, um den Sohn über die pubertären Veränderungen des Lebens hinaus nicht weiter zu verwirren: Sie verschwiegen ihm Neuigkeiten. Und zwar durchaus wissenswerte für einen 13-jährigen Jungen, der sein Herz längst an den Fußball verloren hatte: Drei Vereine hatten den jungen Dänen eingeladen, in der Zukunft doch fern der Heimat zu spielen. Drei Klubs, die selbst bei den meisten Profis ein Funkeln in den Augen auslösen: PSV Eindhoven, Borussia Dortmund, FC Liverpool.

Heute lacht der mittlerweile 21-Jährige über das Familiengeheimnis, das erst ein Jahr später gelüftet wurde. Auch wenn er es damals gern früher gewusst hätte, den Schritt der Eltern kann er nachvollziehen. „Sie haben damals aus Sorge um meine Entwicklung entschieden, dass ich für Angebote solcher Klubs noch nicht bereit war. Auch mit 14 konnte ich das erst einmal nicht glauben. Ich bin ein Junge einer Kleinstadt, habe bei Lyngby BK gespielt.“

„Ich bin ein Perfektionist“

Der Fußball änderte sich in diesen Wochen für die Familie Bruun Larsen. „Bis dahin hatte ich einfach nur gespielt, plötzlich aber ging es um große Verträge und den Umzug in ein fremdes Land. Das war schon sehr intensiv damals.“ Und so ging Jacob wenig später auf Europa-Tour. PSV, BVB, LFC – bei allen Klubs trainierte das Talent und hinterließ bleibenden Eindruck. Das Rennen machte schließlich Borussia Dortmund – und Jacob begann mit den Vorbereitungen: Er lernte Deutsch. Heimlich. Zuhause. „Ich bin ein Perfektionist. Als der Wechsel im Winter feststand, wollte ich mich perfekt vorbereiten und die Sprache lernen. Da noch niemand von der Entscheidung wissen durfte, lernte ich heimlich bei uns zu Hause Deutsch mit einer Lehrerin.“ Sorge vor dem großen Schritt hatte er nicht: „Ich habe viele Gespräche mit meinen Eltern geführt und war absolut bereit. Ich wollte unbedingt ins Ausland, weil alle großen dänischen Fußballer in fremden Ligen spielten. Und ich wusste, dass man für eine Profikarriere früh die richtigen Entscheidungen treffen muss.“

Gesagt, getan: In Dortmund zog er in ein Jugendhaus – und lernte wenig später den Profifußball kennen. Jürgen Klopp lud den mittlerweile 16-Jährigen zum Training der Bundesliga-Mannschaft ein. Eine „brutal schöne“ Erfahrung: „Ich hätte nie geglaubt, dass das so früh passieren könnte. Es war eine wegweisende Erfahrung. Ab da wusste ich: So gut sind die anderen, so gut muss ich werden, um dorthin zu kommen. Wenn man so eine Chance bekommt, will man mehr, ich hatte Blut geleckt.“

U17-Meistertitel gegen Hoffenheim

Für den Musterschüler folgten der U17-Meistertitel mit dem BVB, die Olympia-Teilnahme 2016 und zwei weitere Meisterschaften mit der U19, eine davon errungen in Sinsheim, durch einen 5:3-Sieg über die TSG Hoffenheim. Zudem weitere Einheiten bei den Profis – und bald darauf die ersten Spiele. DFB-Pokal, Bundesliga, Champions League sowie das erste Tor in der Königsklasse beim Debüt im Oktober 2018 gegen den AS Monaco. Der Angreifer sammelte unvergessliche Erfahrungen, die seine Altersgenossen nicht einmal an der Konsole erreichten. Schnell wurde ihm das Prädikat „Supertalent“ angeheftet. Eine Medaille mit Kehrseite.

„Es war eine Auszeichnung, aber die Erwartungen von Fans und Medien wurden so natürlich hochgekocht. Da ist es dann wichtig, ein gutes, vernünftiges Umfeld zu haben. Das hatte ich. Am Ende bedeuten diese Wörter nichts. Du musst immer wieder aufs Neue auf dem Platz liefern, nur darum geht’s. Da ist es egal, was geschrieben wurde, das sollte keinen Einfluss auf dich als Fußballer oder als Mensch haben.“

In der Bundesliga setzte Bruun Larsen Glanzlichter, ein Ziel blieb im Dortmunder Sammelbecken für Supertalente aber auf der Strecke: ein Stammplatz und damit regelmäßige Spielzeit über 90 Minuten. Es war an der Zeit für eine Analyse des Karriereplans. „Ich habe mir die Frage gestellt, wie viel Spielzeit ich in Dortmund bekommen werde. Es ist das Wichtigste für einen jungen Fußballer, mit Anfang 20 entwickelt man sich sehr stark.“

Der Wechsel wurde beschlossen, an Interessenten mangelte es nicht. Doch die TSG Hoffenheim stach schnell heraus: „Es war mir wichtig, zu einem Verein mit offensiver Spielphilosophie zu gehen. Ich hatte sehr gute Gespräche mit Alfred Schreuder, habe alle Bausteine bei meinen Überlegungen mit einbezogen und bei Hoffenheim das beste Gefühl.“

Enge Freundschaft mit Robert Skov

Einer dieser Bausteine ist Robert Skov (23). Das dänische Duo der TSG kennt sich bereits von den Olympischen Spielen 2016, bei denen sie die jüngsten Teilnehmer des dänischen Teams waren. Seitdem verbindet sie eine enge Freundschaft. „Ich habe natürlich auch mit Robert gesprochen. Ich kenne ihn sehr lange und vertraue ihm. Er würde mir sagen, wenn ihm hier etwas nicht gefällt. Er hatte aber nur Gutes über Verein und Trainer zu berichten.“ So hatte der Angreifer auch keine „Sorge“, ebenfalls zum Außenverteidiger umgeschult zu werden, wie er lachend erzählt: „Das wäre nicht gut, mein Defensivverhalten ist dafür noch zu schwach. Ich wollte immer Tore schießen und suche immer den Abschluss. Das hat mir schon als Kind alles bedeutet.“

Jacob Bruun Larsen hofft nun darauf, in Hoffenheim wieder regelmäßig zu jubeln – und international zu spielen. Die bisherigen Erlebnisse haben Lust auf mehr gemacht. „Ich bin sehr dankbar über all die Erfahrungen, die ich bislang machen durfte. Aber man kann immer noch etwas drauflegen. Wenn man ein Ziel erreicht hat, muss man sich ein neues Ziel setzen und an der Erfüllung eines neuen Traumes arbeiten. Und darum bin ich nun hier.“

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