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SPIELFELD
20.04.2020

Baumgartner: „Wir richten den Blick nach oben”

Christoph Baumgartner hat sich in dieser Spielzeit bei den TSG-Profis durchgesetzt. Der 20-Jährige, der bereits seit 2017 in Hoffenheim spielt, überzeugt als Torschütze und Vorbereiter. Im SPIELFELD-Interview spricht der Österreicher über die aktuelle Bundesliga-Pause, die Verlegung der Europameisterschaft ins nächste Jahr und über seine persönliche Entwicklung.

Christoph, die Bundesliga pausiert, die Unterbrechung wurde am Freitag, den 13. März, bekanntgegeben. Einen Tag später solltet Ihr gegen Hertha BSC antreten. Wie hast Du auf die Absage reagiert?

„Am liebsten wäre es mir natürlich, wenn wir ganz normal weiterspielen könnten – jedes Wochenende und mit Zuschauern. Aber es ist nun mal nicht möglich. Und da geht es dann auch nicht darum, was wir wollen, sondern, was für die Gesundheit der Bevölkerung am wichtigsten ist. Wir haben als Profi- Sportler eine Verantwortung, eine Vorbildfunktion. Auf den Fußball wird gesellschaftlich geschaut. Darum gab und gibt es meiner Meinung nach keine andere Option als die Absage und die Pause. Auch wenn es für uns Spieler genauso schade ist wie für die Fans.“

Redet Ihr innerhalb der Mannschaft über das Thema?

„Wir sprechen darüber, man kann sich den Ereignissen im TV oder in den sozialen Netzwerken ja auch nicht entziehen. Es ist in unserem Alter eher unwahrscheinlich, dass das Virus schlimme Folgen für die Gesundheit hat, aber wir versuchen uns natürlich auch alle bestmöglich zu schützen, da wir bei einer Infizierung ja auch für ältere Menschen gefährlich sein können. Dieses Bewusstsein ist in dieser Zeit ganz wichtig für unsere Generation. Und natürlich sprechen wir auch darüber, wie es mit dem Fußball weitergeht und wie jeder Einzelne mit der Situation umgeht – beruflich und privat.“

Eine Fortsetzung wird nur ohne Zuschauer möglich sein. Hast Du Dir das bislang einzige Spiel in einem leeren Stadion zwischen Gladbach und Köln im Fernsehen angeschaut?

„Das ist nicht der Fußball, den wir alle sehen wollen, aber es ist wohl die einzige Möglichkeit, die Saison überhaupt noch zu beenden. Darum müssen wir uns – wenn es soweit ist – darauf einstellen und die neue Situation annehmen. Es ist ja dennoch viel, viel besser als nicht mehr zu spielen.“

Die Europameisterschaft im Sommer wurde bereits abgesagt. Welcher Wettbewerb hat für Dich Priorität?

„Wir Spieler bekommen auch mit, welche wirtschaftlichen Auswirkungen die momentane Situation auf die Klubs hat. Darum ist es in meinen Augen das Wichtigste, die Saison zu beenden. Auch für uns Spieler ist es wichtig, dass wir in der nächsten Saison wieder einen normalen Ablauf haben. Die EM wäre für Teilnehmer und Fans eine großartige Sache und ein riesiges Erlebnis gewesen, aber sie im nächsten Jahr nachzuholen ist eine sehr gute Entscheidung.“

„Die Europameisterschaft ist ein großes Ziel von mir“

Du bist persönlich betroffen – schließlich warst Du bereits auf Abruf für die A-Nationalmannschaft nominiert und bei der TSG zuletzt in EM-Form …

„Es lief für mich sehr gut in den vergangenen Monaten. Darum kann man das schon so sagen, die Form war da. Die Europameisterschaft war und ist ein großes Ziel von mir. Auch wenn ich bislang noch kein A-Länderspiel bestritten habe, war es für mich im Rahmen der Möglichkeiten, dabei zu sein. Aber nun habe ich ein Jahr mehr Zeit, mich zu beweisen und in den Vordergrund zu spielen.“

17 Saisonspiele, vier Tore und drei Assists sind eine beeindruckende Bundesliga-Bilanz für einen 20-Jährigen. Hättest Du diese Entwicklung im Sommer 2019 für möglich gehalten?

„Ich habe es mir zugetraut, dass ich mich so entwickeln kann, weil ich am Ende der vergangenen Saison gemerkt habe, dass ich auf diesem Niveau mithalten kann. Es lief aber auch so gut, weil ich sehr viel Vertrauen vom Trainer und vom ganzen Verein erhalten habe. Dadurch konnte ich mich in einen Flow spielen und habe das nötige Selbstvertrauen entwickelt, das ist gerade für Offensiv-Spieler natürlich sehr wichtig. Aber erwarten konnte man es natürlich im Sommer nicht.“

„Der Trainer schenkt mir viel Vertrauen“

Welchen Anteil an Deiner Entwicklung hat Trainer Alfred Schreuder?

„Er schenkt mir extrem viel Vertrauen, gibt mir viel Spielzeit und hilft mir auch abseits des Platzes durch Gespräche und sein Feedback. Ich weiß, dass er meine Art, Fußball zu spielen, schätzt. Das hilft mir natürlich und er hat einen großen Anteil daran, dass es für mich so gut läuft.“

Du hast auf mehreren Positionen gespielt, zuletzt als Spielmacher. Wo fühlst Du Dich am wohlsten?

„Zentral offensiv ist auf jeden Fall meine Lieblingsposition. Ich habe mich dort zuletzt bei der TSG sehr wohl gefühlt, aber ich glaube nicht, dass meine Leistungen positionsabhängig waren. Auf den Flügeln habe ich auch schon das eine oder andere ganz gute Spiel gemacht. Ich fühle mich in der Offensive wohl und glaube nicht, dass ich in drei Jahren ein klassischer Sechser bin – auch wenn man es nicht ausschließen kann.“

Eine für viele Beobachter überraschende Stärke von Dir ist das Kopfballspiel. Du bist nicht gerade ein wuchtiger Spieler, hast Du speziell daran gearbeitet?

„Ich habe schon in der Jugend viele Kopfballtore gemacht und darum hat es mich nicht sonderlich überrascht, per Kopf zu treffen. Da ich eine große Sprungkraft und ein ganz gutes Timing habe, kann ich auch mal Duelle mit längeren Spielern gewinnen. Wir hatten früher ein Trampolin zu Hause, da haben mein Bruder und ich viele Stunden verbracht. Und meine Sportlehrerin war Geräteturnerin, die hat die Sprungkraft damals sehr gefördert. Ich kann auch einen Salto schlagen, aber gegen einen Zwei-Meter-Hünen habe ich im Kopfballduell natürlich dennoch kaum eine Chance. Auch in diese Zweikämpfe versuche ich aber immer mit Tempo und meinem ganzen Körper reinzugehen. Das funktioniert ganz gut.“

Wie beurteilst Du den bisherigen Saisonverlauf angesichts von zwei Punkten Rückstand auf die internationalen Ränge?

„Wir hatten während der Saison eine extrem gute Phase, in der wir konstant gepunktet haben. In der Tabelle stehen wir gut da und sind im Kampf um Europa noch dabei. Es war allen bewusst, dass das nicht die einfachste Saison wird nach den vielen Veränderungen. Aber ich glaube, dass wir es relativ gut meistern und wenn es weiter geht, auch noch die nötigen Punkte holen werden, um international dabei zu sein.“

Unabhängig, wie lange die Pause am Ende sein wird – danach beginnt sogleich die entscheidende Phase. Starten die Teams nach der ungewöhnlichen Unterbrechung wieder bei null? Testspiele und Informationen über den Gegner wird es dieses Mal nicht geben. Was kommt da auf Euch zu?

„Wenn jeder Einzelne möglichst professionell mit der Phase umgeht und sich möglichst gut vorbereitet, werden wir nicht bei null starten. Wenn es wieder losgeht, muss man neben der körperlichen Form auch vom Kopf bereit sein und die Chancen erkennen, die die Zielgerade der Saison für uns bereithält. Nach unten wird es eher nicht gefährlich, also richten wir den Blick nach oben und greifen an.“

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