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SPIELFELD
23.10.2019

Lernwerkstatt fürs Leben

Die duale Ausbildung für die Jugendspieler von der U12 bis zur U19 ist ein Markenzeichen der TSG Hoffenheim. Neben der fußballerischen Förderung werden die Spieler dank des großen Engagements von Anpfiff ins Leben auch in ihrer schulischen Entwicklung permanent unterstützt, um möglichst gute Leistungen bringen und sich neue Perspektiven schaffen zu können. SPIELFELD hat sich umgesehen, wie einer der vielen Nachhilfe-Nachmittage in Hoffenheim und Zuzenhausen abläuft.

„25 Jungen sind heute hier und acht Lehrer“, sagt Martin Schenk, der Koordinator des Nachhilfe-Projekts. In fünf Kleingruppen arbeiten die Spieler der U17 und U19 an diesem Tag in drei verschiedenen Räumen der TSG-Akademie an der Sinsheimer Straße in Hoffenheim. Armindo Sieb und Mamin Sanyang sitzen rechts an einem Tisch im ersten Stock, Dominic Fiegle geht mit ihnen die Englisch-Hausaufgaben durch, die sie an der Max-Weber-Schule aufbekommen haben.

Konzentriert schauen sie auf ihre Handys, mit denen sie einen Text und Fragen dazu fotografiert haben, in ihre Hefte schreiben sie die Antworten. Dominic Fiegle, Lehrer an der Thomas-Morus-Realschule in Östringen für Sport und Englisch, gibt ihnen Hilfestellung. „Ich bin froh darüber, dass wir Nachhilfe bekommen. Ich will den bestmöglichen Abschluss in der Schule machen“, sagt U17-Nationalspieler Armindo Sieb.

Trainer nehmen Rücksicht

Der 16-Jährige kam vor zwei Jahren von RB Leipzig zur TSG, vorher spielte er in seiner Heimatstadt Halle. Er wohnt zusammen mit Mamin Sanyang in einer TSG-Gastfamilie. Die fußballerische Entwicklung des Stürmers läuft sehr gut, aber er weiß, wie schnell etwa eine Verletzung passieren und seine sportliche Karriere beeinträchtigen kann. „Unser Trainer Herr Galm sagt, wir müssen Fußball und Schule unter einen Hut bekommen. Alles auf die Fußballkarte zu setzen, wäre ein Fehler“, sagt Armindo, der derzeit auf der Max-Weber-Schule an seiner Mittleren Reife arbeitet. „Wenn wir mal viel lernen müssen, sollen wir uns beim Trainer melden. Er würde uns dann auch trainingsfrei geben.“

Er paukt in der Nachhilfe neben Englisch noch BWL und Mathe. „Armindo und Mamin geben sich viel Mühe. Es macht Spaß, mit ihnen zu arbeiten“, sagt Dominic Fiegle. Drei Mal die Woche kommt der 33-Jährige in die TSG-Akademie, meist von 14 bis 17 Uhr, den Kernzeiten der TSG-Nachhilfe. In den Sommerferien geht es intensiver zu. „Da habe ich den Australiern, Amerikanern und anderen fast täglich Deutsch beigebracht“, sagt Fiegle, der den Job seit nun drei Jahren macht. Insgesamt 25 Personen umfasst die Gruppe der Lehrkräfte.

„Wir beschäftigen ein breites Spektrum, vom pensionierten Lehrer bis zum Referendar. Es werden alle Fächer und alle Altersstufen abgedeckt. Wichtig ist, dass die Lehrer flexibel sind“, sagt Martin Schenk, der bereits seit elf Jahren bei der TSG Hoffenheim tätig ist und 2011 von Anpfiff ins Leben angestellt wurde. Der 37-Jährige bildet zusammen mit Marcel Metz, Katharina Plein und Jule Schneider das Anpfiff-Team „Laufbahnbegleitung“, das ausschließlich für die TSG Hoffenheim tätig ist. „Wir planen und organisieren die Abläufe, koordinieren die Einsatzpläne für die Lehrer und die Kleingruppen der Schüler“, berichtet Marcel Metz.

Nachhilfe wird an Trainingspläne angepasst

Doch das ist alles andere als reine Routine. Die Nachhilfestunden müssen ständig an veränderte Trainingspläne, die schulischen Leistungen der Jungen und neue Anforderungen angepasst werden. Denn die Priorität ist klar: „Bei uns machen sehr viele den Abschluss“, sagt Metz, der diese Saison für die U19 zuständig ist.

Auch an anderer Stelle der TSG-Welt wird zur gleichen Zeit fleißig gebüffelt. Im Grundlagenzentrum in Zuzenhausen werden die Spieler von der U12 bis zur U16 unterrichtet. Dort sind Katharina Plein und Jule Schneider vom Anpfiff-Team für die Koordination zuständig. Das Schild neben der Eingangstür eines Raums im Obergeschoss verrät,was drinnen passiert: „Lernwerkstatt“. Célia Siegers, gebürtige Französin und Mutter von U16-Spieler Paul Siegers, übt mit Sören Acker und Marcello Tacca aus der U15 das Deklinieren französischer Verben. Am Nebentisch steht Mathematik für eine Vierer-Gruppe mit Lehrer Benjamin Scherer auf dem Programm.

Das Anpfiff-Team „Laufbahnbegleitung“ hat dabei einen exakten Kenntnisstand zu jedem Schüler. „Wir sammeln die Zeugnisse ein und bitten alle, uns die Noten ihrer Klassenarbeiten zu schicken. Wir sind auch im ständigen Austausch mit den Lehrern ihrer Schulen“, schildert Jule Schneider. Deswegen machen die vier Laufbahnbegleiter jede Woche auch Schulbesuche, um die Nachhilfe mit den dortigen Lehrern zu besprechen. Dass der Betreuungsaufwand unterschiedlich ist, macht Katharina Plein deutlich: „Die Spieler, die im Internat oder den Gastfamilien wohnen, müssen wir enger betreuen.“

Unterschiede je nach Altersklasse

Aus der U19 und U17 wohnen fast alle Jungen nicht mehr zu Hause, auch aus der U16 betrifft dies einen Großteil. Sie gehen alle in Sinsheimer Schulen und für sie sind die zwei- bis drei Mal pro Woche festgesetzten Nachhilfestunden auch Pflicht. „Wir kennen im Optimalfall alle Noten, wissen über die Termine der Klassenarbeiten und Praktika Bescheid. Und für uns alle im Team ist der Austausch mit den Eltern sehr wichtig. Die wollen wissen, wie ihre Jungs neben dem Rasen vorankommen“, sagt Katharina Plein.

Anders ist es noch bei der U12 bis zur U15. „Aus diesen Mannschaften wohnen etwa 90 Prozent bei den Eltern. Da spielt sich die Kontrolle der schulischen Leistungen meist zu Hause ab. Aber auch diese Jungs können sich natürlich melden, wenn sie Nachhilfe brauchen und werden dann integriert“, erklärt Jule Schneider.

Der Tagesablauf der jungen TSG-Spieler ist sehr anspruchsvoll. Für den Traum, vielleicht einmal Fußball-Profi zu werden, nehmen sie es gern in Kauf. „Man muss morgens um sechs Uhr aufstehen, dann mit dem Zug nach Sinsheim. Nach Schule und Mittagessen folgen Nachhilfe und das Training. Oft muss man noch abends lernen“, schildert U15-Spieler Sören Acker das stramme Programm und Marcello Tacca nickt zustimmend. „Aber der Abschluss hat Priorität“, sagt er: „Schule ist sehr wichtig.“

Süle und Geiger als Beispiel

Jeder Junge aus der TSG-Akademie hat schon von den Beispielen gehört, dass erfolgreiche Profis wie Nationalspieler Niklas Süle und viele andere den gleichen, manchmal auch harten Weg gegangen und heute sehr dankbar sind. „Was wir immer wieder in der Nachhilfe spüren ist, wie sehr die Jungen von ihrer sportlichen Situation beeinflusst werden. Psychisch belastet sind sie, wenn sie verletzt sind. Und wenn sie sportlich weniger erfolgreich sind, spürt man das auch“, erklärt Katharina Plein.

Auf dem Tisch neben der Französisch-Gruppe liegt das Buch „Mathe-Kicker“, das Lehrkraft Benjamin Scherer selbst entwickelt hat. Es bindet so das allgegenwärtige Handy der Jungen mit ins Lernen ein. Benjamin, Mathematik- und Deutschlehrer an der Karl-Bühler-Schule in Meckesheim, hat im vergangenen Jahrzehnt Spieler wie Niklas Süle, Pascal Groß, Jonas Hofmann und Dennis Geiger unterrichtet und in seinem Job die ganze Bandbreite erlebt.

„Das ganze Leistungsspektrum von Realschule über Fachabitur bis Abitur ist vorhanden. Der eine will auf eine 4- kommen, ein anderer arbeitet auf eine 1 hin“, sagt der 34-Jährige. „Der Auftrag von Anpfiff ins Leben an uns lautet, dass jeder Spieler der TSG-Akademie individuell den für ihn bestmöglichen Abschluss machen soll“, betont Jule Schneider. Die Kandidaten in der „Lernwerkstatt“ springen von ihren Stühlen auf. Ab zum Training, ab auf den Rasen – und dort besitzen schließlich alle ein herausragendes Talent.

 

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