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FRAUEN
03.06.2019

"Die TSG ist ein herausragender Verein"

Vom 7. Juni bis 7. Juli wird in Frankreich die Frauen-Weltmeisterschaft ausgetragen. Die deutsche Nationalmannschaft, Olympiasieger von 2016, geht als Mitfavorit auf den Titelgewinn in das Turnier. Lena Lattwein, die Mittelfeldspielerin der TSG Hoffenheim, erhielt eine Berufung in den erweiterten Kader. Birgit Prinz, die im Mädchen- und Frauenzentrum in St. Leon-Rot arbeitet, wird die Nationalspielerinnen als Psychologin in Frankreich unterstützen. Journalist Frank Hellmann sprach exklusiv für SPIELFELD mit der Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg über die TSG-Einflüsse auf das Nationalteam.

Martina Voss-Tecklenburg, in Ihrem Kader für die Frauen-WM stand die Hoffenheimerin Lena Lattwein auf der Liste jener fünf Spielerinnen, die sich als Nachrücker bereithalten sollten. Wie beurteilen Sie ihre Entwicklung?

"Sie ist eine junge Spielerin, die sich wirklich in den vergangenen Jahren toll in der Liga entwickelt hat. Sie versteht Fußball!"

Warum hat es für die 19-Jährige denn in den Kreis der 23 Auserwählten noch nicht gereicht?

"Was wir mit ihr reflektiert haben, ist die Tatsache, dass es international noch anders zur Sache geht. Da braucht sie noch ein bisschen was in der Körperlichkeit. Aber ich bin mir sicher, dass diese Spielerin für uns in der Zukunft ein Thema bleibt."

Auch Maximiliane Rall von der TSG hat zuletzt zwei Länderspiele gemacht und ist von Ihnen gesichtet worden.

"Sie hat zuletzt gute Leistungen in der Liga gebracht, weil sie sich mit ihrer Dynamik, mit ihrer Physis einiges zutraut und gewisse Torgefahr unter Beweis stellt. Bei ihr sind es Kleinigkeiten, die mit ihr aber besprochen sind."

"Bei der TSG gibt es Chancengleichheit bei Jungs und Mädchen"

Insgesamt hat die TSG Hoffenheim in der Frauen-Bundesliga einen guten Ruf als Verein, der sich der Entwicklung junger Spielerinnen verschreibt. Wie nehmen Sie das wahr?

"Für mich ist die TSG ein herausragender Verein, weil er einen Fokus auf den Nachwuchs legt. Und dabei gibt es Chancengleichheit für Jungs und Mädchen. Es war ja die Prämisse von Dietmar Hopp: Wenn wir ein Nachwuchsleistungszentrum bauen, sollen beide die gleichen Trainingsmöglichkeiten erhalten. Davon haben die erste und zweite Mannschaft der Frauen bei der TSG Hoffenheim sicher profitiert, weil sie hervorragende Trainingsbedingungen besitzen. Ich weiß das von Spielerinnen wie Martina Moser und Luana Bühler."

Es ist bei der TSG Hoffenheim üblich, dass der Footbonaut auch von den Frauen genutzt wird. Kristin Demann, die jetzt beim FC Bayern spielt, hat erzählt, dass ihr das geholfen habe, Nationalspielerin zu werden.

"Der Klub hat tolle Möglichkeiten und Synergien geschaffen. Alles was im männlichen Bereich auch wissenschaftlich erforscht ist – ob das Life-Kinetik oder der Footbonaut ist – wird nutzbar gemacht. Ich habe schon Vereine erlebt, in denen Mädchen und Frauen das was den Männern geboten wird, nicht nutzen durften."

"Der Verein kann sehr stolz sein"

Der Weg der TSG Hoffenheim gefällt Ihnen also?

"Ich glaube, der Verein kann sehr stolz sein, zumal er sehr viel mit eigenen Talenten aus der Region arbeitet. Dazu kommt die Kontinuität: Jürgen Ehrmann ist schon seit 2008 der Trainer der ersten Mannschaft. Und auch Ralf Zwanziger, der seinen Job als Leiter des Frauen- und Mädchenfußballs mit großer Leidenschaft macht. Dazu nehme ich eine positive Einstellung zum Frauenfußball wahr; ich nenne es mal 'Kraichgauer Gemütlichkeitsgefühl'."

In diesem Ambiente arbeitet auch Birgit Prinz als Psychologin. Sie haben mit der Kader-Bekanntgabe bestätigt, dass die Rekordtorschützin der deutschen Frauen-Nationalmannschaft temporär auch bei der WM dabei ist.

"Birgit war bei den Länderspielen dabei und hat dort bereits Teamprozesse und auch individuelle Prozesse angestoßen. Sie ist auch zwischen den Maßnahmen mit einigen Spielerinnen im Austausch gewesen. Wir haben diesen Aspekt aufgenommen, weil ich bei meinen ersten Gesprächen im Januar erfahren habe, dass 23 von 30 Spielerinnen in diesem Bereich einen Bedarf sehen. Also war es doch logisch, dass wir uns Unterstützung holen. Dazu kommt, dass Birgit in der Fachkompetenz als Sportpsychologin einen Riesenmehrwert als Spielerin mitbringt. Wer selbst Welt- und Europameisterschaften so erfolgreich gespielt hat, kann den aktuellen Spielerinnen mit einer klaren Idee Unterstützung leisten."

Mussten Sie bei ihr, die zurückhaltend ist, eigentlich Überzeugungsarbeit leisten?

"Nein. Birgit hatte von Anfang an große Lust, nur wir hatten vereinbart, dass wir uns die Zeit geben, um zu überprüfen, ob die Chemie stimmt. Und die Chemie stimmt!"

"Wir gehören immer zum Kreis der Favoriten"

Mit welchen Zielen treten Sie und das DFB-Team bei der WM an?

"Wir möchten uns für die Olympischen Spiele 2020 in Tokio qualifizieren. Dazu müssen wir uns unter den besten drei europäischen Teams befinden. Da ich aber sechs davon zum Favoritenkreis zähle, ergibt sich ja, dass wir Minimum ins Viertelfinale, vielleicht sogar ins Halbfinale kommen müssen, um das Ziel zu erreichen."

Spüren Sie persönlich denn einen Druck?

"Nein. Wir gehören als deutsche Nationalmannschaft im Frauenfußball immer zum Kreis der Favoriten und sind die aktuelle Nummer zwei der FIFA-Weltrangliste. Die WM ist ein emotionaler Höhepunkt, und wenn auch die Vorbereitungszeit nur kurz war, bin ich weit davon entfernt, zu jammern. In Frankreich teilnehmen zu dürfen, empfinde ich als Trainerin als Privileg. Ich freue mich auf ein leidenschaftliches, emotionales und stimmungsvolles Turnier."

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