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16.05.2019

Jürgen Ehrmann: „Wir haben noch Potenzial!“

Den fünften Tabellenplatz musste die TSG am letzten Spieltag zwar noch für den 1. FFC Frankfurt räumen, mit der Saison ist Chef-Trainer Jürgen Ehrmann dennoch zufrieden. Im Interview mit achtzehn99.de lobt er nicht nur den Ehrgeiz seiner Spielerinnen, sondern blickt auch auf die vergangenen Monate und spricht über die Ziele für die kommende Saison.

Hallo Jürgen, Lena Lattwein steht im erweiterten Kader der Nationalmannschaft für die WM in Frankreich. Ist die Nominierung für dich auch eine Anerkennung deiner Arbeit bei der TSG?

„Ja, irgendwie schon. Aber ich sage immer wieder, dass die Spielerinnen selbst für ihren Erfolg verantwortlich sind. Wir als Verein und als Trainer können Angebote schaffen, die die Spielerinnen nutzen können, um sich zu entwickeln. Ob sie das tun, hängt von ihrem Ehrgeiz ab. Lena Lattwein gehört zu denjenigen, die viele Extraschichten auf sich nehmen und sehr lernwillig und wissbegierig sind. Deshalb habe ich ihr den Sprung in den WM-Kader auch allemal zugetraut.“

Nicht nur Lena Lattwein hat sich in dieser Saison toll entwickelt. Viele Spielerinnen haben erneut große Schritte gemacht. Wo siehst du die größte Entwicklung?

„Unser großes Ziel, das wir im vergangenen Sommer hatten, war, dass wir mehr Tore schießen und in der Offensive gefährlicher werden. Dass wir das erreicht haben, liegt zum einen an unserer offensiven Art Fußball zu spielen, aber auch an den Fortschritten einzelner Spielerinnen. So hing unsere Torgefahr nicht an einer Spielerin, sondern hat sich auf mehrere verteilt. Zudem haben wir uns im athletischen Bereich nochmals weiterentwickelt. Die Arbeit an vielen Dingen muss man als einen Prozess sehen, den wir immer weiter vorantreiben. Viele Spielerinnen haben noch viel Potenzial. Manche werden auch schaffen, das zu nutzen.“

Die Saison 2018/19 lief so erfolgreich wie noch nie. Mit 33 Punkten seid ihr am Ende auf dem sechsten Tabellenplatz gelandet. Wie sehr wurmt es dich noch, dass ihr den fünften Platz am letzten Spieltag hergeschenkt habt?

 „Es wäre schade, wenn wir unsere Saison zu sehr an dem ärgerlichen Spiel beim SC Sand festmachen würden. Das passiert und wenn man sich den Verlauf der Spielzeit anschaut, hätten wir auch in anderen Begegnungen zwei oder sogar drei Punkte mehr holen können, um uns den fünften Tabellenplatz schon viel früher zu sichern. Wir haben das Unentschieden nochmal besprochen und vielleicht war es auch ganz gut, kurz vor der Sommerpause auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt zu werden. So haben wir erneut vor Augen geführt bekommen, dass kein Spiel ein Selbstläufer ist.“

"Immer fokussiert und konzentriert"

Aber alles in allem warst du zufrieden?

„Wir haben in dieser Saison hart gearbeitet. Es gab in den vergangenen Monaten im Grunde keine Trainingseinheit, mit der wir richtig unzufrieden waren. Die Spielerinnen sind die Aufgaben unglaublich konzentriert und zielstrebig angegangen. Außerdem spricht unsere Ausbeute an Punkten für sich, wir haben neue Rekorde aufgestellt und unser Saisonziel erreicht.“

War es für dich nicht nur sehr erfolgreich, sondern auch besonders entspannt?

„Nein, so kann man das nicht sagen. Es war insofern entspannt, dass wir nie etwas mit dem Abstieg zu tun hatten und es in der Mannschaft und im Team ums Teams zu keinem Zeitpunkt Unruhe gab. Aber man hat trotzdem Ziele, die man erreichen will. Die Trainingseinheiten müssen geplant werden und jeder Tag wird genutzt, um Gas zu geben und die Mannschaft voranzutreiben. Deshalb ist man immer fokussiert und konzentriert.“

Was wollt ihr in der kommenden Saison verbessern?

„Wir müssen in einem Spiel konstanter auftreten. Es gab in diesem Jahr mehrere Begegnungen, in denen wir nicht über 90 Minuten überzeugen konnten, hektisch waren und den roten Faden in unserem Spiel verloren haben. Deshalb haben wir auch mehrere Punkte liegenlassen. Außerdem hätten wir einige Tore vermeiden können, wenn wir im Kopf schneller gewesen wären und nicht zu früh abgeschaltet hätten. Zudem steht auf unserer To-Do-Liste, dass wir die Spielerinnen sensibilisieren, was das Thema Krankheit und Verletzungen angeht. So wollen wir die Ausfallzeiten minimieren. Auch im Engagement für individuelle Einheiten ist noch Luft nach oben. Wichtig ist uns außerdem, dass wir unsere Philosophie noch besser in den Köpfen verankern, damit wir die nächsten Schritte in unserer Entwicklung machen.“

Die Frauen-Bundesliga startet mit einem neuen Namensgeber in die Spielzeit 2019/20. Welche Veränderungen erhoffst du dir von der Zusammenarbeit mit FLYERALARM?

„Ich persönlich hatte bisher nur wenige Berührungspunkte mit dem Unternehmen. Die ersten Eindrücke sind aber sehr positiv, denn Flyeralarm scheint richtig Lust auf Frauenfußball zu haben. Um die Zusammenarbeit bestmöglich ausschöpfen zu können, müssen das Unternehmen, die Vereine und der DFB an einem Strang ziehen.“

Zur neuen Saison rücken vier Spielerinnen aus der eigenen U20 in den Kader. Was traust du ihnen zu?

„Wir sehen in ihnen das Potenzial, in der Bundesliga zu spielen, sonst hätten wir sie nicht ins Team geholt. Kathi Naschenweng kommt aus einer langen Verletzungspause und wir hoffen, dass sie sich schnell einfindet. Chantal Hagel hat bereits viele Trainingseinheiten bei uns absolviert und sich in der U20 zu einer Führungsspielerin entwickelt. Auf sie wartet im zentralen Mittelfeld starke Konkurrenz. Das gilt auch für Jenny Klein, die im Bereich Tempo und Athletik noch zulegen muss. Paulina Krumbiegel verpasst leider aufgrund der U19-EM den Start in die Vorbereitung, deshalb wird die Eingewöhnung bei ihr wahrscheinlich etwas länger dauern. Natürlich müssen unsere vier Neuzugänge ein wenig Geduld mitbringen und vor allem fleißig sein, um sich am Ende auch durchzusetzen.“

Den fünften Platz habt ihr knapp verfehlt, dieser ist für die kommende Spielzeit sicherlich ein Ziel. Wie realistisch ist es, sogar noch weiter oben anzugreifen?

„Zunächst gilt es für uns, an das anzuknüpfen, was wir in dieser Saison geleistet haben. Ich sehe noch viel Potenzial in der Mannschaft, aber bin nicht der Typ dafür, direkt zu groß zu denken. Erst kommt die Arbeit und dann zeigt sich, was der Lohn dafür ist. Viel wird davon abhängen, wie fleißig die Spielerinnen in der kommenden Saison sein werden. Wenn alles gut läuft und wir uns auch auf eine Portion Spielglück verlassen können, wird der ein oder andere Punkt mehr drin sein. Wenn nicht, könnte es auch der ein oder andere weniger werden. Wir haben natürlich den Vorteil, dass wir bereits eingespielt sind und auf das Bestehende aufbauen können. Das Team funktioniert, das wird es hoffentlich auch in Zukunft tun.“

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