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SPIELFELD
08.05.2017

Oliver Baumann - Auf dem Sprung

Oliver Baumann spielt eine herausragende Saison. Der 26-Jährige hat bereits mit Freiburg in der Europa League gespielt und weiß um die Verlockungen – und Risiken - der Doppelbelastung. Die Champions League wäre "ein Traum" für den Keeper, der seine ganz persönliche Galerie besonderer Erinnerungen noch erweitern möchte.

Es lief die zweite Hälfte des Spiels gegen den FC Bayern München, als sich Oliver Baumann für einen Seitenwechsel empfahl. Nach einem Schuss von Robert Lewandowski schnellte der TSG-Torhüter empor, flog wie eine Rakete in Richtung Pfosten und lenkte den Ball noch am Tor vorbei. Ein Gemälde von einer Parade. Baumann hätte sich durch die spektakuläre Flugshow eigentlich einen Platz neben der Concorde und der Tupolew auf dem Dach des gegenüberliegenden Auto- und Technikmuseums verdient – zwei weiteren Flugobjekten, welche die Menschen in Sinsheim faszinieren.

Doch zur Freude der Hoffenheimer Fans ist der Torhüter noch immer auf der anderen Seite der A6 zu bestaunen. Die Parade gegen Lewandowski wird trotzdem noch zum Ausstellungsstück. "Ich möchte mir das Bild auf eine Leinwand drucken lassen und bei mir zu Hause aufhängen. Da hängen bislang nur zwei Auszeichnungen für das 'FIFA Team of the Week', das ist ein bisschen wenig", sagt er lachend. Dabei hätte der Keeper allein in dieser Spielzeit eigentlich genug Material sammeln können, um komplette Zimmerwände zu füllen. Baumann spielt eine überragende Saison und hat großen Anteil am Hoffenheimer Höhenflug. Das Selbstbewusstsein ist entsprechend groß: "Ich habe vergangene Saison gesagt, dass es meine beste war. Das wollte ich bestätigen und kann sagen: Ich fühle mich noch besser als im Vorjahr."

"Etwas ganz Besonderes schaffen"

Da auch die Feldspieler beeindruckende Leistungskurven hingelegt haben, hat die TSG vor dem Liga-Endspurt die Chance, neben den Bayern in der kommenden Spielzeit auch internationale Top-Mannschaften in Sinsheim zu empfangen. Für Baumann wäre die Qualifikation für die Champions League "ein Traum", den er sich "losgelöst von dieser Saison" irgendwann erfüllen möchte. Als er 2014 vom SC Freiburg zur TSG wechselte, waren internationale Spiele das große Ziel des Keepers: "Ich wollte zur TSG, weil sie das Potenzial dafür hatte. Im ersten Jahr haben vier Punkte gefehlt, die zweite Saison war dann eine Katastrophe. Jetzt können wir etwas Besonderes und sogar etwas ganz Besonderes schaffen. Mal sehen, was am Ende dabei rauskommt. Wir haben alle Bock drauf, wenn man so lange verdient da oben steht, dann will man auch das Maximum erreichen."

Vor den verbleibenden Spielen kreisen die Gedanken aber nur um den jeweils nächsten Gegner: "Die Zuschauer dürfen rechnen, wir müssen Woche für Woche unseren Job bestmöglich machen. Qualität und Wille sind da, gegen die direkten Konkurrenten zeigt sich dann, wohin unser Weg führt: Bestehst du gegen sie, hast du es auch verdient.“ Zweifel an der eigenen Stärke existieren dabei nicht: "So viel Qualität, wie wir momentan in der Mannschaft haben, hatte noch kein Team, in dem ich je gespielt habe. Dazu kommt die Qualität von Julian Nagelsmann, die er mit seiner Taktik und Spielidee beiträgt. Das ist insgesamt das Beste in meiner Laufbahn, auch tabellarisch. Das wollen wir bestätigen und bis zum Ende da oben blieben."

Training und Spiel am Limit

Gefahr, aufgrund der bislang herausragenden Saison auch außerhalb des Strafraums abzuheben, existiert für Baumann nicht. Im Gegenteil, den früheren DFB-Junioren-Nationaltorwart beeindruckt die mentale Stärke des gesamten Teams. "Für mich ist der Schlüssel, dass wir auf dem Boden bleiben und nicht denken: Wir sind so geil. Wenn man das denkt, vergisst man die Taktik und die Disziplin, dann geht es bergab. Wir spielen und trainieren alle am Limit und arbeiten mit Selbstvertrauen und Demut. Das ist ganz wichtig."

Die Motivation, die Spielzeit mit der Eintrittskarte zur europäischen Elite zu krönen, ist riesig. Baumann hat beste Erinnerungen an internationale Duelle, neben den Junioren-Länderspielen hat er mit dem SC Freiburg in sechs Europa-League-Spielen auf dem Rasen gestanden. Bei den Gedanken an die Reisen quer durch den Kontinent und die drei damaligen Gruppengegner gerät er ins Schwärmen. "Das ist einfach etwas Besonderes und sehr Schönes, woran man sich gern erinnert. Man merkt auf den Reisen sofort, dass in jedem Land alles anders ist: die Kultur, die Stadien, die Fans und der Rasen. In Liberec ragt ein Berg aus den Tribünen hervor, Estoril hat eine winzige Arena umgeben von Hochhäusern und Sevilla war natürlich spektakulär: Der Rasen war ganz kurz geschnitten, wie beim Feldhockey. Das Spiel war ganz anders, sie haben ein unglaubliches Kurzpassspiel aufgezogen, da hatten wir überhaupt keine Chance.“

Momente für die Kinder

Nicht nur in seinem Gedächtnis bewahrt er Erinnerungen an die aufregende Zeit auf, auch zu Hause hat er ein paar Souvenirs: Eine Kapitänsbinde und ein Trikot, jeweils mit dem Europa-League-Logo bedruckt. Allerdings sind in den Gedanken auch noch negative Folgen des Europa-Abenteuers präsent. Freiburg bezahlte – wie zuletzt einige andere Mannschaften auch – einen hohen Preis für das Europa-Abenteuer: In der Liga sorgten die sechs zusätzlichen Spiele bis zur Winterpause für große Probleme. "Das ist nicht bloß körperlich, sondern auch mental sehr schwer. Anreise, Abreise, das sind zwei stressige Tage zwischen den Bundesliga-Spielen, dazu hat man viel weniger Zeit, Grundtaktiken einzustudieren. Deshalb braucht man eine eingespielte und gefestigte Mannschaft sowie einen breiten Kader und Spieler, die auch im Liga-Alltag demütig bleiben und 100 Prozent abrufen."

Natürlich bieten die europäischen Wettbewerbe aber neben besonderen Erfahrungen auch die Chance, sich auf der ganz großen internationalen Bühne zu präsentieren – im Falle von Oliver Baumann eine wichtige Möglichkeit, um sich auch beim DFB in Erinnerung zu rufen. "Alle Torhüter, die in der Nationalmannschaft dabei sind, spielen international. Das ist schon hilfreich, wenn man eingeladen werden will. Ich spiele in der Bundesliga auf sehr hohem Niveau und würde mich auch gern international zeigen. Was man sich erhofft oder wünscht, kann man nur durch Leistung beeinflussen, ansonsten durch nichts."

Dass er auch die ganz großen Namen zum Verzweifeln bringen kann, hat Baumann zuletzt bei der Parade gegen Robert Lewandowski gezeigt, den für Baumann "besten Stürmer, gegen den ich je gespielt habe". Duelle mit den beiden derzeit weltweit besten Spielern Lionel Messi und Cristiano Ronaldo will der TSG-Torhüter in seiner Karriere aber unbedingt auch noch erleben – auch, um seine private Galerie zu Hause noch ein bisschen zu vergrößern: "Das sind Momente, die man erleben und später seinen Kindern erzählen will. Höhepunkte, an die man zurückdenkt und sagt: Das war schön, da war ich, gegen den habe ich gespielt. Von solchen Erlebnissen fehlen noch ein paar, da arbeite ich drauf hin und dann kommen vielleicht noch ein paar Fotos an die Wand."

Zum Spielerprofil von Oliver Baumann >>

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