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SPIELFELD
24.03.2017

Kraichgau statt Karriereende

Danilo Soares wechselte im November nach langer Verletzungspause zur TSG, machte sich in der Reha-Abteilung und anschließend bei der Hoffenheimer U23 fit. Seit Beginn der Rückrunde gehört der Brasilianer zum Profikader. Manager Alexander Rosen hatte stets den Kontakt zum früheren Ingolstädter gehalten – der sich nun für einen neuen Vertrag empfehlen möchte.

Es gibt Fußballspieler, die seit Kindestagen auf einer Position spielen. Oder jene, die irgendwann nach reiflicher taktischer Überlegung umgeschult wurden. Und es gibt Danilo Teodoro Soares. Der neue Brasilianer der TSG wurde in seinem ersten Profispiel unfreiwillig zum Linksverteidiger, eine Not-Entscheidung, die der 25-Jährige bis heute nicht bereut hat.

"Ich habe immer im offensiven linken Mittelfeld gespielt. Dann haben wir in meinem ersten Spiel für Austria Lustenau eine Rote Karte bekommen, nachdem wir dreimal gewechselt hatten. Unser Trainer stellte mich nach hinten, ich erlitt eine Platzwunde, spielte mit einem Turban zu Ende und lief einfach immer weiter. Danach hat der Trainer zu mir gesagt: Du hast ein brutales Spiel gemacht, du bleibst auf dieser Position." Soares lacht bei den Gedanken an jene Partie, die seine Profi-Karriere maßgeblich beeinflusste – und nach der seine Herkunft angezweifelt wurde: "Meine Mitspieler meinten: Du bist kein Brasilianer. So wie du läufst und kämpfst passt das nicht zusammen."

Niederlande, Österreich, Bundesliga

Die Spielweise blieb, und die Laufbahn nahm Fahrt auf. Allerdings verlief sie ähnlich ungewöhnlich wie die Positionsfindung – denn der Ankunft in Hoffenheim gingen turbulente Zeiten voraus. Nach dem Abschied aus dem österreichischen Lustenau hatte sich Soares in der Aufstiegssaison des FC Ingolstadt für die TSG empfohlen, doch der Transfer war zwischenzeitlich in weite Ferne gerückt. Eine Zehenverletzung setzte Soares in der Saison 2015/16 monatelang außer Gefecht, sogar das Karriereende drohte. Doch inmitten der schweren Zeit konnte sich der Brasilianer auf Freunde und Familie verlassen – und auf Alexander Rosen.

Der Sportdirektor der TSG hatte Soares schon lange auf dem Radar und sicherte ihm während der zermürbenden Verletzungspause jegliche Unterstützung zu – auch ohne vertragliche Bindung. In der Winterpause der Vorsaison war ein Transfer aufgrund der Verletzung noch gescheitert, doch die offenen Gespräche waren die Basis für den Wechsel im November 2016, als Soares doch noch bei der TSG unterschrieb. "Ich bin Alex sehr dankbar. Er hat stets den Kontakt zu mir gehalten, das hat mir Kraft gegeben. Ich habe mich im Sommer in Brasilien von einem Spezialisten operieren lassen, dann eine zweimonatige Reha gemacht. Dann hat Alex mich eingeladen, die Reha bei der TSG fortzusetzen. Er hat an meine Arbeit geglaubt, das war sehr wichtig für mich. Und jetzt bin ich hier und kämpfe für meinen ersten Einsatz."

Fußball statt Familien-Restaurant

Kuriose Wendungen haben die Karriere von Danilo Soares stets begleitet. Auch die Ankunft in Europa verlief ungewöhnlich. Als er mit 18 Jahren in den Niederungen des brasilianischen Fußballs kickte, meldete sich ein Kumpel bei ihm, der an einem Talent-Projekt in den Niederlanden teilnahm. Soares war von der Chance begeistert – musste seine Mutter aber noch davon überzeugen: "Sie meinte zu mir, ich solle arbeiten oder studieren. Meine Eltern haben ein Restaurant, wo meine zwei Brüder und meine kleine Schwester voll eingespannt waren. Da hielt meine Mama wenig von der Idee, dass ich nach Europa gehe. Aber mein ältester Bruder hat sie davon überzeugt, dass ich versuchen muss, mir meinen Traum zu erfüllen. Und jetzt ist meine Familie stolz auf mich."

Also wagte Soares den Schritt in die Niederlande – und wurde schließlich vom damaligen österreichischen Zweitligisten Austria Lustenau verpflichtet. Die Ankunft im europäischen Profifußball war jedoch mit einigen Komplikationen verbunden – vor allem die Sprache machte dem Brasilianer zu schaffen. "Ich habe weder die Sonne noch den Strand vermisst, aber Deutsch zu lernen war sehr schwierig, vor allem, weil in Lustenau nur ältere Menschen waren, die alle Dialekt gesprochen haben. Ich habe einfach nichts verstanden."

"Kein Grüppchenbildung"

Vor dem Wechsel nach Ingolstadt im Jahr 2013 lernte Soares dann zwei Monate mit einem Privatlehrer, dann halfen ihm die neuen Teamkollegen. "Sie haben alle Hochdeutsch mit mir gesprochen. Das hat mir sehr geholfen. Mittlerweile kann ich mich gut verständigen und verstehe alles. Auch meine Frau lernt mittlerweile Deutsch und ist auf einem guten Weg."

Die sprachlichen Kompetenzen halfen Soares in Hoffenheim bei der Rückkehr in den Profifußball. Nachdem Jin-Su Kim und Eduardo Vargas den Verein im Winter verlassen haben, wird in der Kabine ausschließlich Deutsch gesprochen, einzig Andrej Kramaric erhält auf dem Trainingsplatz noch vereinzelt taktische Hinweise auf Englisch. "Für mich ist das super, so wird mein Deutsch immer besser. Aber auch für die Mannschaft ist das gut, es gibt keine sprachlich bedingte Grüppchenbildung und wir haben eine super Stimmung. Ich bin wirklich extrem nett aufgenommen worden und sehr froh, Teil dieser Gruppe zu sein."

Dankbarkeit

Trotz der guten Atmosphäre herrscht natürlich ein großer Konkurrenzkampf im Team der TSG. Die Plätze in der Startelf und sogar im Kader sind hart umkämpft – und Soares schuftet für seine Rückkehr auf den Bundesliga-Rasen. Sein erster Einsatz im Oberhaus liegt lange zurück und war gleichzeitig sein bislang letztes Profispiel: Am 19. Dezember 2015 verlor er mit dem FCI 0:1 gegen Bayer Leverkusen. "Ich will unbedingt wieder spielen. Ich stand ja auch hier bei der TSG schon im Kader. Das war super für mich, aber das reicht keinem Profi. Ich will der Mannschaft helfen, Punkte zu holen und arbeite in jedem Training hart dafür, endlich zurückzukehren."

Soares hofft auf ein Happy End seiner Odyssee. Sein Vertrag in Hoffenheim läuft bis zum Sommer; Zeit genug, sich für eine Verlängerung zu empfehlen. Druck macht er sich aufgrund der ungeklärten Zukunft nicht, das Vertrauen in sich selbst und den Verein ist groß: "Ich kann nichts anderes machen, als in jedem Training mein Bestes zu geben. Das Vertrauen zwischen Alexander Rosen und mir ist sehr groß, ich bin ihm und dem Verein sehr dankbar. In meiner schwersten Zeit hat der Verein an mich geglaubt, das will ich zurückzahlen."

Zum Spielerprofil von Danilo Soares >>

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