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03.02.2017

Johannes Bender greift wieder an

Johannes Bender ist ein großes Talent der TSG 1899 Hoffenheim. Der Junioren-Nationalspieler hatte Pech, als er im Mai im Halbfinale der Deutschen Meisterschaft einen Kreuzbandriss erlitt. Doch nun steht der 18-Jährige nach einem harten Reha-Training vor seinem Comeback.

Es war ein großer Schreck, ein tiefer Schock, der Johannes Bender durch den Körper fuhr. Im Halbfinale der Deutschen Meisterschaft mit den U19-Junioren der TSG Hoffenheim gegen Werder Bremen ging er zu Boden. „Das wirklich Blöde war, dass es in der letzten Aktion des Spiels passiert ist“, schildert Jo Bender den Vorfall. Während seine Kameraden sich über den 3:1-Sieg im Dietmar-Hopp-Stadion freuten, ging es ihm schlecht. „Als ich gelandet bin, habe ich es knacken gehört. Dann hatte ich zehn Minuten höllische Schmerzen im Knie.“ Dann wurde es besser, Jo konnte gehen und hoffte auf ein Unglück weniger schlimmen Ausmaßes. „Ich hatte schon Kollegen gesehen, die einen Kreuzbandriss hatten und danach nicht mehr laufen konnten. Also dachte ich, vielleicht ist nur das Außenband oder das Innenband kaputt.“ Doch so war es nicht. Jo Bender, der defensive Mittelfeldspieler der U19, der Mann mit der Nummer 6 auf dem Trikot, hatte an diesem 10. Mai 2016 die Verletzung erlitten, die früher als der Super-GAU für einen Fußballer angesehen wurde und mit der einst tatsächlich etliche Fußball-Profis ihre Karriere beenden mussten. Die Diagnose: Kreuzbandriss.

Die Untersuchung mit der Kernspintomographie ließ keine Zweifel zu. „Das war ein Schock. Im ersten Moment war ich schon ziemlich niedergeschlagen, aber zwei Tage danach habe ich wieder nach vorne geguckt“, erinnert sich Jo, der eigentlich Johannes heißt. Die Verletzung war ein tiefer Einschnitt in seinem Leben, alle seine Planungen über den Mai hinaus waren über den Haufen geworfen worden. Er verpasste das zweite Halbfinale am Pfingstmontag in Bremen, ausgerechnet an seinem 18. Geburtstag. Nun war er volljährig, aber ein Patient. „Die Mannschaft hat dann für mich das Rückspiel 2:0 gewonnen. Es war eine schöne Geste, dass sie nach dem Tor zum 1:0 ein blaues Trikot gezeigt haben, auf dem mir gute Besserung gewünscht wurde. Da konnte ich nach vorne schauen.“

Nach den ersten Einheiten noch Muskelkater

Mit dem Finale gegen Borussia Dortmund in der WIRSOL Rhein-Neckar-Arena verpasste Bender ein weiteres sportliches Highlight, auf das er das ganze Jahr hingearbeitet hatte. Zudem konnte er seine Schullaufbahn nicht wie fest vorgesehen mit dem Abitur beenden, denn die Verletzung und die anschließende Operation vermasselte ihm auch die allerletzte Prüfung nach 13 Schuljahren. Mit einem kaputten Knie kann man das Sport-Abitur nicht ablegen, erst im kommenden Mai kann Jo die Tests nachholen. Auch der Urlaub im vorigen Sommer fiel ins Wasser. Doch Jo Bender ließ sich nicht unterkriegen. Er war nur kurz traurig, aber dann rappelte er sich wieder auf. Nun, mit dem Beginn der Rückrunde der Saison 2016/17, steht er vor seinem Comeback.

Im Mannschaftstraining ist er nach sieben Monaten extrem konsequent ausgeführter Rehabilitation wieder voll integriert. „Nach den ersten Einheiten hatte ich echt Muskelkater. Aber inzwischen ist er verschwunden. Ich bin fit und fühle mich richtig gut.“ Natürlich kann Bender einen Platz in der Startelf nicht einfordern, Trainer Domenico Tedesco muss die Entscheidung treffen, welche personelle Maßnahme für das Team gut ist. Aber fest steht auch: Die U19-Junioren der TSG, die 2016 und 2015 deutscher Vizemeister wurden sowie 2014 die Deutsche Meisterschaft in den Kraichgau holten, könnten für das Jahr 2017 noch einige Impulse gebrauchen. Das Ziel ist es, von Tabellenplatz sechs wieder deutlich weiter nach vorne in der Bundesliga-Staffel Süd/Südwest zu stoßen. Und Jo Bender wäre in der Form, die er vor seiner Verletzung zeigte, der richtige Mann dafür, der Mannschaft zusätzlichen Schwung und Stabilität zu verleihen.

Niklas Süle als Vorbild

„Ich hoffe sehr, dass wir nochmal oben angreifen und um die Meisterschaft mitspielen können. Das Gute ist, dass ich der Mannschaft noch helfen kann, wenn ich zurückkomme, um die nur vier Punkte Rückstand auf die Tabellenspitze wettzumachen“, erklärt Bender. Die Liga hat verrückt gespielt, es gab seit Saisonbeginn sehr viele Überraschungen, unter anderem die, dass mit Augsburg und Lautern die beiden Aufsteiger Platz eins und zwei vor dem Neustart in diesem Jahr belegen. „Ich finde es gut, dass wir gleich in den ersten vier Spielen im Februar auf die drei Mannschaften treffen, die vorne stehen. Dann sehen wir gleich, wo wir stehen. Wir wollen die Spiele unbedingt gewinnen.“

Das „Programm der Wahrheit“ lautet: 4. Februar gegen den 1. FC Kaiserslautern, 12. Februar beim FC Bayern München, 18. Februar gegen den 1. FC Nürnberg und am 25. Februar beim FC Augsburg. Jo Bender und seine Kollegen glauben an die Chance, vielleicht sogar zum vierten Mal hintereinander in die Endrunde um die Deutsche Meisterschaft einzuziehen. Bender hat zudem noch etwas nachzuholen: „Ich würde mir wünschen, dieses Jahr noch einmal beide Halbfinals zu spielen und nicht nur eins. Und dann auch noch das Finale zu erleben.“

Niklas Süle ist für Jo Bender gewissermaßen ein Vorbild. Denn der Verteidiger der TSG-Profimannschaft fand nach einem Kreuzbandriss im Dezember 2014 nicht nur zu alter Spielstärke zurück, die Verletzung war für ihn sogar kein Hindernis, noch besser zu werden. Der Nationalspieler und Olympia-Silbermedaillengewinner wurde zum Ratgeber für Jo. Vom 21-Jährigen wollte der aus Buchen stammende Bender wissen, ob das veränderte Gefühl im operierten vorderen Kreuzband des Knies, das durch zwei Schrauben fixiert wurde, normal ist. „Niklas hat mir gesagt, er spürt es immer noch, dass etwas anders ist im Knie. Er merkt auch noch den Unterschied, obwohl bei ihm der Riss und die OP schon länger her sind.“ Süles Aussage bestätigte Jo darin, sich keine Sorgen machen zu müssen. „Es war schon sehr gut mit ihm zu reden, denn ich wusste ja nicht, dass es anderen auch so geht mit dem Gefühl im Knie, dass eben nicht mehr das originale Kreuzband drin ist.“

„Ich habe die volle Profibetreuung bekommen“

So schnell es ging, fing Bender im vorigen Sommer mit der Arbeit in der Reha-Abteilung der TSG und den vielen Übungen im Kraftraum an. Von Juni bis in den Januar schuftete der Mittelfeldspieler, um wieder gesund auf den Rasen zurückkehren können. „Reha-Trainer Bernd Steinhoff und die Physiotherapeuten in der Reha haben mir sehr geholfen. Und super war es auch, als Profi-Athletiktrainer Otmar Rösch mit mir dann auf dem Platz gearbeitet hat. Ich bekam schon die volle Profibetreuung.“ Zweifel oder Gedanken, dass seine junge Karriere einen Knick bekommen hat, hatte Jo Bender nie. „Das kam nicht in Frage. Ich bin ja eher der gut gelaunte Typ.“ Seine Einstellung hat sich allerdings verändert. „Ich schätze eine einfache Teilnahme am Training jetzt viel mehr, allein die Tatsache, mit der Mannschaft auf dem Platz stehen zu können, ist ein schönes Erlebnis, wenn man sieben Monate weg war. Ich weiß die ganze Sache jetzt noch mehr zu schätzen.“

Zwar ist Bender noch bis zum Mai Schüler, aber da er keine Anwesenheitspflicht mehr hat und nur noch das Sport-Abi nachholen muss, hat er viel Zeit im Leistungszentrum an der Sinsheimer Straße in Hoffenheim verbracht. Bei einem Praktikum bei „Anpfiff ins Leben“ blickt er hinter die Kulissen, wie der duale Ausbildungsweg bei der TSG organisiert wird.

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