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SPIELFELD
08.02.2016

Armin Reutershahn: Co-Trainer aus Leidenschaft

Seit 1991 ist Armin Reutershahn in der Bundesliga tätig – immer als Assistent. In dieser Funktion hat er in Uerdingen, Hamburg, Frankfurt, Nürnberg und Stuttgart gearbeitet, bevor er im Januar zur TSG wechselte. Mit Hoffenheim verbindet er aber eine ganz besondere Erfahrung, die bereits zwölfeinhalb Jahre zurückliegt.

Im Januar unterschrieb Armin Reutershahn einen Vertrag als Assistenztrainer in Hoffenheim. Die gemeinsame Geschichte des Fußballlehrers und der TSG begann aber schon viel früher – im Jahr 2003. Der mittlerweile 55-Jährige war damals vom Hamburger SV freigestellt worden und überbrückte die Zeit bis zu seiner nächsten Anstellung mit Hospitationen.

Nach Stationen beim SC Freiburg, dem FC Bayern, dem PSV Eindhoven und Manchester City zog es ihn in den Kraichgau. Den damaligen TSG-Trainer Hansi Flick hatte Reutershahn "im Urlaub kennengelernt" – der Kontakt blieb bestehen und der gebürtige Duisburger verfolgte die Entwicklung in Hoffenheim mit zunehmendem Interesse. Vor dem DFB-Pokal-Spiel gegen Bayer 04 Leverkusen verbrachte er eine Woche im Trainerstab der TSG – und erlebte so hautnah den bis dahin größten Erfolg der Vereinsgeschichte: Im Achtelfinale bezwang der damalige Regionalligist die Star-Auswahl aus Leverkusen mit 3:2. "Das war eine tolle Zeit. Ich war die Woche vor dem Spiel im Training und bei den Mannschaftssitzungen dabei, mit dem Team im Hotel Stumpf in Neunkirchen und habe das Spiel im Dietmar-Hopp-Stadion geschaut", erinnert sich Reutershahn.

"Keine bewusste Entscheidung"

In der Folge pflegte er immer eine besondere Beziehung zur TSG. "Ich mochte Hoffenheim und habe intensiv beobachtet, wie der Juniorenbereich aufgebaut wurde", sagt er. Zu dieser Zeit war Reutershahn längst ein fester Bestandteil der Liga – allerdings nie in vorderster Front. Reutershahn ist Co-Trainer aus Leidenschaft. Und ein wenig aus Zufall, denn seinen ersten Job im Profi-Fußball verdankte er einigen glücklichen Zufällen: "Das war damals keine bewusste Entscheidung."

Nach seinem Diplom-Sportstudium in Köln arbeitete er zwei Jahre beim Sportamt in Krefeld. Da Reutershahn als Sportlehrer keine Anstellung fand, erhielt er durch eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für arbeitslose Diplom-Sportlehrer eine Stelle im Institut der Deutschen Wirtschaft in Köln. Parallel dazu arbeitete er aber an seiner Trainer-Laufbahn. Den großen Fußball-Schwerpunkt im Sportstudium hatte er mit der Note eins abgeschlossen und sich so für den Fußballlehrer-Lehrgang unter der Leitung von Gero Bisanz qualifiziert. Im Rahmen des Lehrgangs hospitierte er 1991 erstmals in der Bundesliga. Bei Bayer 05 Uerdingen. Unter Trainer Timo Konietzka und seinem Assistenten Friedhelm Funkel. Eine gute Wahl, die Station in Krefeld sollte sein Leben für immer verändern. Als Bayer 05 schon als Absteiger feststand, wurde Konietzka entlassen – Funkel übernahm. Die Stelle des Co-Trainers wurde frei, und Reutershahn geriet in den Fokus.

Quantensprung HSV

Das Duo funktionierte auf Anhieb, schaffte den Wiederaufstieg und arbeitete fünf Jahre zusammen in Uerdingen. Nach dem Ende bei Bayer half der Zufall erneut ein wenig mit, um die Laufbahn auf das nächste Level zu hieven. Reutershahn rief seinen alten Bekannten Frank Pagelsdorf an, um dem früheren Kollegen aus dem Fußballlehrer-Lehrgang zu seinem Job beim Hamburger SV zu gratulieren. Pagelsdorf bedankte sich – und bot ihm den Job als Co-Trainer an. In der Millionenstadt führte das Duo den Dino aus dem Tabellenkeller, spielte UEFA-Cup und Champions League. "Eine traumhafte Zeit und ein Quantensprung im Vergleich zu Uerdingen."

Mit seiner ruhigen, analytischen Art und seinem leichten Ruhrpott-Akzent überzeugte er die Verantwortlichen des HSV. Reutershahn geht auf die Spieler zu, und lädt sie auch mal zum Kaffeetrinken ein, um in Ruhe über positive oder negative Entwicklungen zu sprechen. Die Art kommt an. Selbst nach der Trennung von Pagelsdorf hielt der HSV an ihm fest. So arbeitete er noch zwei Jahre mit Kurt Jara in Hamburg und verbrachte insgesamt sechseinhalb Spielzeiten in der Hansestadt.

"Überragende Zusammenarbeit"

Es folgten fünf Jahre als Gespann mit seinem Freund und früheren Förderer Friedhelm Funkel bei Eintracht Frankfurt. Nach weiteren viereinhalb Jahren in Nürnberg unter den Trainern Michael Oenning und Dieter Hecking sowie als kurzzeitiges Gespann mit Michael Wiesinger folgte der Wechsel zum VfB Stuttgart – wo Reutershahn erstmals auf Huub Stevens traf. Der besonnene Assistent erwies sich als perfekte Ergänzung zum
temperamentvollen Chefcoach. Gemeinsam mit Stevens rettete er den VfB zweimal vor dem Abstieg. "Wir sagten unabhängig voneinander, dass die Zeit in Stuttgart die allerschönste unserer Trainer-Karriere war. Trotz der angespannten Situation hatten wir unheimlich viel Spaß. Die Zusammenarbeit im Trainer-Team war überragend."

So war es kaum verwunderlich, dass Stevens seinen Wegbegleiter aus Stuttgarter Zeiten nach Hoffenheim lotste, um seinen Trainerstab zu vervollständigen als Reutershahn im Dezember zusammen mit dem gesamten Trainerteam von Stevens-Nachfolger Alexander Zorniger freigestellt wurde. In Hoffenheim bildet er mit Alfred Schreuder, der einst unter Stevens spielte und bei der TSG erstmals unter ihm als Assistent arbeitet, das Co-Trainer-Duo. Beide leiten meist die Einheiten – die Stevens mit konzentriertem Blick verfolgt oder durch Anweisungen unterbricht.

Chef sein? Nein Danke!

Allerdings werden sich die Wege des Duisburgers und der beiden Niederländer im Sommer wieder trennen: Reutershahn unterschrieb bis 2019 und wird den 28-jährigen Cheftrainer Julian Nagelsmann unterstützen. "Das ist ein absolut interessantes Projekt, auf das ich mich sehr freue. Allerdings ist das erste Projekt der Klassenerhalt, das werden vier schwierige Monate, die uns alles abverlangen werden."

Mit dem hoch dekorierten Jugend-Coach hat er sich bereits ausgetauscht. Beide sind extrem zuversichtlich. "Ich fühle mich sehr wohl in der Rolle, einen jungen Coach zu unterstützen und mitzuhelfen, seine Trainer-Persönlichkeit weiterzuentwickeln. Es geht ja in der Bundesliga nicht nur um das Sportliche. Dabei sind viele Dinge zu berücksichtigen, wie die Medien- und Öffentlichkeitsarbeit. Da habe ich ja einige Erfahrung." Somit ist er die perfekte Ergänzung des Trainerteams. In den 25 Jahren in der Bundesliga und mehr als 640 Erstligaspielen auf der Trainerbank hat Reutershahn viel erlebt. Er genießt seine Rolle – und möchte sie noch
lange ausfüllen: "Die Trainingsarbeit habe ich ja wie ein Cheftrainer gemacht. Ich habe mich als Assistent immer sehr wohl gefühlt und nie den Drang verspürt, selbst der Chef zu sein."

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