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19.11.2014

Westermann: "Ohne Widerstandsfähigkeit kommt keiner oben an"

Patrick Westermann ist seit der Saison 2013/14 als Cheftrainer für die U14 verantwortlich. Achtzehn99.de sprach mit dem 33-Jährigen über seinen Werdegang und seine Vorstellung von Talententwicklung.

Durch einige interne Wechsel im Sommer 2013 – Trainer Frank Fröhling wechselte von der U15 zu den Profis, um dort Markus Gisdol zu assistieren, und U14-Coach Wolfgang Heller rückte für ihn nach – musste die dadurch entstandene Vakanz auf der Trainer-Bank der U14 geschlossen werden. „Ich war zehn Jahre beim KSC und hatte Lust auf einen Tapetenwechsel“, erklärt Westermann, warum er sehr gerne das Angebot aus der achtzehn99 AKADEMIE angenommen hat.

Westermann, 1981 in Bretten geboren, verbrachte sein aktives Fußballerleben beim SV Kickers Büchig, doch schon vor dem Eintritt ins Seniorenalter wurde ihm klar, dass ihm der Trainerjob mehr liegt. „Ich habe immer alles hinterfragt und wollte mehr wissen, als meine Trainer mir vermitteln konnten“, sagt der 33-Jährige, der mit 19 in seinem Heimatverein eine E-Jugend-Mannschaft übernahm. Als einer seiner Spieler vom Karlsruher SC entdeckt wurde, entstand der Kontakt zum Klub, für den er als Kind schwärmte: Beim legendären 7:0 gegen Valencia lag er jubelnd vor dem Fernseher. Doch während sich viele damals „Euro-Eddy“ Edgar Schmitt, Slaven Bilić oder Manfred Bender zum Vorbild nahmen, war es für ihn Rainer Schütterle. Ein eher solider, fast unauffälliger Mittelfeldarbeiter.

Den ganzen Tag über Fußball reden

Markus Kauczinksi – heute Chefcoach, damals Jugendchef – unterbreitete Westermann 2003 ein Angebot, die Zusage folgte umgehend. Parallel zur Ausbildung zum Bürokaufmann verdiente er sich ab sofort als U12-Trainer seines Lieblingsklubs etwas dazu. 2008 bekam der Brettener einen Festvertrag und war somit einer von nur vier Hauptberuflern im Nachwuchsbereich des KSC. Als U13-Trainer und Leiter des Grundlagenbereichs holte er unter anderem den späteren Junioren-Nationalspieler und heutigen Hoffenheimer Kevin Akpoguma vom FC Neureut in die Fächerstadt. Weitere spätere Hoffenheimer Akademie-Spieler wie Sead Kolašinac (heute Schalke 04), Johannes Kölmel, Robin Hack, Timo Teufel oder Nico Rieble liefen durch seine Schule. Ihre Abgänge in den Kraichgau schmerzten, aber gerade das bezeichnet Westermann als reizvolle Aufgabe: „Wir hatten nicht die besten Möglichkeiten, um Talente zu halten, andererseits war es aber auch gerade reizvoll, immer wieder von Neuem etwas aufzubauen.“

In der Saison 2013/14 hätte Westermann die U15 des KSC betreuen sollen. „Ich wollte nach so langer Zeit einfach mal was Neues machen und das Angebot aus Hoffenheim nicht ausschlagen“, sagt der neue 1899-Coach und betont: „Meinem sehr guten Verhältnis zu Markus Kauczinski und zu Nachwuchschef Ede Becker hat diese Entscheidung aber nicht geschadet.“

Im Förderzentrum der Akademie hat sich Westermann schnell eingelebt. „Ich wurde gut aufgenommen und es macht einfach Spaß, unter diesen hervorragenden Möglichkeiten zu arbeiten.“ Außerdem schätzt er es, mit den anderen Trainern den ganzen Tag über Fußball reden und fachsimpeln zu können. „Da entstehen immer wieder neue Ideen und Sichtweisen. Für mich ist das ein Lernprozess, den ich mit meiner Erfahrung aus zehn Jahren Karlsruhe vermischen möchte.“

Unbändigen Willen entfachen

Die Arbeit mit den 12- bis 14-Jährigen hat es Westermann besonders angetan. „Es ist spannend, die Entwicklung junger Talente zu verfolgen“, sagt er. Gerade in dem von ihm betreuten Alterssegment verändern sich die Jungs am meisten und machen physisch die größte Entwicklung durch – kurz: Es werden entscheidende Weichen gestellt. Die U14 spielt in der Oberliga Baden-Württemberg vornehmlich gegen U15-Teams. „Da sind nicht nur technisch-taktische Elemente, sondern eben auch eine gehörige Portion Physis gefragt.“ Aus diesem Grund wird im Förderzentrum auch weniger Wert auf den Tabellenstand, sondern auf die individuelle Entwicklung für die nächsthöheren Altersklassen gelegt. „Die Arbeit im Nachwuchsbereich wird immer besser und auch die anderen Leistungszentren schlafen nicht, von daher kommt es immer mehr auf die Details und die letzten Prozent an. Wir wollen den Jungs so viele Dinge wie möglich mit auf den Weg geben, die sie dann in den älteren Jahrgängen perfektionieren können. Meine Botschaft an die Spieler ist, dass jeder etwas erreichen kann – wenn er genügend dafür tut.“

Patrick Westermann hat also sein Hobby zum Beruf gemacht. Skifahren, joggen oder mal mit Freunden schön essen gehen – auch das steht auf der Liste der bevorzugten Aktivitäten. Doch am Ende dreht sich doch alles um Fußball. „Ich habe noch keinen oben ankommen sehen, der nicht widerstandsfähig und belastbar war und alles für seinen Erfolg getan hat“, sagt der U14-Trainer und führt den Leverkusener Hakan Çalhanoğlu, der 2009 als 15-Jähriger zum KSC kam, als Beispiel an. „Als er seine Ausbildung zum Sport- und Fitnesskaufmann im Verein absolvierte, stand er in jeder Mittagspause auf dem Platz und hat an seiner Schusstechnik gefeilt. Der Junge hatte einen unbändigen Willen, sich zu verbessern.“ Diesen Willen möchte Westermann nun bei den Talenten des Hoffenheimer Förderzentrums entfachen.

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