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U23
09.04.2014

Alessandro Abruscia: Es geht wieder aufwärts

Ließe sich eine Spielzeit einfach austauschen, Alessandro Abruscia hätte das mit der Saison 2012/13 längst getan. In seiner ersten Saison brachte es der Rechtsverteidiger verletzungsgeplagt auf gerade mal 60 Minuten Einsatzzeit. Seit einigen Wochen geht es mit dem 23-Jährigen aber wieder bergauf.

Der Nachname verrät es: Abruscia (gesprochen: Abruhscha) hat italienische Wurzeln, denn Vater Angelo stammt aus Kalabrien. Mutter Maria Assunta ist allerdings Französin und in einem Vorort von Metz aufgewachsen. Geboren wiederum wurde Abruscia am 12. Juli 1990 in Waiblingen. Deutsche Wiege, französische Mutter, italienischer Pass – bei großen Turnieren ist das nicht immer ganz einfach. „Alle drei Nationen im Halbfinale“, wünscht er sich für die bevorstehende WM. Doch sollte es hart auf hart kommen, drückt er der Squadra Azzurra die Daumen – obwohl die meisten Familienurlaube aufgrund der geringeren Distanz im französischen Lothringen verbracht wurden.

Seine eigene Laufbahn startete Abruscia mit fünf Jahren im Stadtteilverein 1.FC Hohenacker, ehe er zum VfL Waiblingen wechselte. „Damals war ich noch Vollblutstürmer“, sagt er, und als solchen scoutete ihn bald der VfB Stuttgart für seine U12. Beim VfB wurde er zum Verteidiger umgeschult, doch nach nur einem Jahr ging es wieder zurück zum VfL. „Für mich stand damals der Spaß im Vordergrund“, erklärt Abruscia, warum er in jungen Jahren lieber mit seinen Freunden zusammenspielen wollte. Bei der TSG Backnang schaffte er es, unterbrochen von einem kurzen Intermezzo in Fellbach, in die Rems-Murr-Auswahl und wurde schließlich als B-Jugendlicher von den Stuttgarter Kickers verpflichtet.

Von da an ging es ganz schnell. Mit den B-Junioren feierte Abruscia die Oberliga-Meisterschaft und den Bundesliga-Aufstieg, bei den A-Junioren wurde er sofort Stammspieler und im zweiten Jahr in die U23 befördert. „Es lief sehr gut für mich“, sagt der Mann für die rechte Außenbahn, dem das Potenzial für eine der oberen Spielklassen bescheinigt wurde. Als die Kickers 2012 unter Trainer Dirk Schuster in die Dritte Liga aufstiegen, gehörte Abruscia zum Stammpersonal. Angebote aus der Zweiten Liga lagen vor.

Bessere Perspektive bei der TSG

„Ich habe in Hoffenheim die bessere Perspektive gesehen“, erklärt der 23-Jährige, warum er den Aufstieg dem Wechsel zur U23 der TSG vorzog. „Die Infrastruktur hier ist überragend und die gute Ausbildung im Kraichgau bekannt.“ Doch dann lief es anders, als geplant. „Ich habe gelernt, dass es im Fußball zwar schnell nach oben, aber noch schneller nach unten gehen kann“, sagt er rückblickend. Alles fing in der Sommervorbereitung 2012/13 an, ein Zwicken in der Leiste, Diagnose: Schambeinentzündung. „Das Blöde ist, dass dir niemand genau sagen kann, wie lange das dauert.“ Die Schmerzen ließen jedenfalls kein Training, geschweige denn Einsätze zu. Stattdessen standen für Abruscia Arztbesuche und Reha auf dem Programm. Erst am 22. Spieltag feierte er sein Debüt, als er im Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt II eingewechselt wurde – und nach wenigen Minuten war schon wieder alles vorbei. Foul an der Torauslinie. Sprunggelenksverletzung. Saisonende. Mehr Pech geht kaum.

„Man lernt, mit solchen Situationen umzugehen“, sagt der Pechvogel. „Aber Zufriedenheit sieht anders aus.“ Sein Vertrag wurde um ein Jahr bis Juni 2014 verlängert. Mittlerweile läuft es besser. Zwar benötigte er die komplette Hinrunde, um wieder zu früherer Form zu finden, aber das eine Jahr an Entwicklung fehlt und Abruscia sieht sich noch nicht ganz auf dem Ausgangsniveau angekommen. Da sich die U23 in diesem Jahr im Umbruch befindet, ist es für ihn schwierig, sich auf dem Platz für höhere Aufgaben zu empfehlen. Nach dieser Saison fällt er aus Altersgründen aus dem Kader. „Die Dritte oder Zweite Liga traue ich mir schon zu, aber da spielen viele Faktoren eine Rolle – auch ein wenig Glück“, weiß Abruscia nur zu genau.

Squash-Partner gesucht

Aller widrigen Umstände zum Trotz hat er sich gut im Kraichgau eingelebt, eine Wohnung in Hoffenheim bezogen und einen vereinsinternen Freundeskreis aufgebaut. Seinem Hobby Squash kann der Milan-Anhänger nur selten nachgehen, weil er kaum Gegner findet. „Mein Schläger liegt aber für Notfälle im Kofferraum allzeit bereit.“

Der Onkel seiner Mutter, Stéphane D'Angelo, ist in Frankreich übrigens kein Unbekannter. Beim FC Metz ausgebildet, machte er als Profi-Torwart in den 80er und 90er Jahren Karriere und stand unter anderem beim AS Nancy sowie in Montpellier und Toulouse zwischen den Pfosten.

Sollte Abruscias Weg nicht in den Profibereich führen, hat er mit dem in Stuttgart absolvierten Fach-Abi bereits Plan B in der Tasche. „Das hängt jetzt davon ab, wie es die nächsten beiden Jahre läuft. Spiele ich dann noch in der Regionalliga, werde ich studieren oder eine Ausbildung anfangen.“

Nun geht es aber darum, sich in den restlichen Spielen 2013/14 für „einen Verein mit Ambitionen“ interessant zu machen. Und im Sommer in Ruhe die WM zu genießen. „Bei der EM 2012 hat es Italien immerhin ins Finale geschafft, vielleicht ist diesmal mehr drin.“ Klappt es nicht, hat der Italo-Franko-Deutsche ja noch zwei weitere Optionen, um „Weltmeister zu werden“.

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