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02.01.2014

Emin Birinci: Über Stuttgart und Bursaspor zu 1899

Eigentlich wollte seine Mutter nicht, dass er weiter Fußball spielt, weil sich zwei Onkel beim Kicken das Schienbein gebrochen hatten. Und tatsächlich wechselte Emin Birinci für einige Zeit zum Basketball und spielte Tischtennis. Doch als A-Jugendlicher nahm er einen zweiten Anlauf in seinem Heimatverein SV Möhringen. Für die große Spielerkarriere reichte es nicht mehr, und so schlug Birinci die Trainerlaufbahn ein. Seit diesem Sommer ist der 33-Jährige Koordinator Sport im Aufbaubereich – eine Position, die bislang der U15- und U14-Trainer zusätzlich ausfüllten.

Der Koordinator Sport im Aufbaubereich, also von der U12 bis zur U15, soll aber nicht nur den Trainern, sondern auch dem Sportlichen Leiter Michael Mutzel den Rücken frei halten, der sich an Wochenenden nicht auf mehreren Plätzen gleichzeitig aufhalten kann. In seiner neuen Funktion wird Birinci nicht nur die Kaderplanung bei den D- und C-Junioren mitverantworten, sondern auch von Zeit zu Zeit selbst Trainingseinheiten leiten, um einen besseren Draht zu den Jungs zu kriegen. Zu seinem Job gehört es naturgemäß, alle Heimspiele der Förderzentrum-Mannschaften zu besuchen und darüber hinaus auch auf anderen Plätzen im Süden der Republik Ausschau zu halten, schließlich sollte ihm kein Talent in Baden-Württemberg durch die Lappen gehen.

Seit dem 23. Lebensjahr Trainer

Birinci bedeutet im Türkischen „Erster“, und als erstes Kind der Großfamilie wurde Emin am 13. Mai 1980 in Stuttgart geboren. Beim SV Möhringen unternahm er seine ersten fußballerischen Gehversuche und blieb dem Verein auch nach dem Verbot durch die Mutter treu, wechselte aber die Abteilung und verschaffte sich als Power Forward unter den Basketballkörben in und um Stuttgart Platz. „Die Verletzungsgefahr beim Basketball ist auch nicht geringer als im Fußball“, sagt Birinci, den es in der A-Jugend wieder ins Freie zog, um noch einige Jahre in der Bezirksliga zu spielen. „Als Schüler habe ich am Jugendtrainerlehrgang in der Sportschule Ruit teilgenommen“, erzählt er, wie sich nach und nach der spätere Berufswunsch verfestigte.

Mit 23 fing Emin Birinci als Trainer beim FC Stuttgart an. 1995 als TSV Hilalspor gegründet, hat sich der Verein zehn Jahre später – als erster in Deutschland – umbenannt, um die Öffnung nach außen zu demonstrieren. „Das hat mir imponiert“, sagt Birinci, der von der D-Jugend bis zu den Herren Mannschaften coachte und insgesamt neun Jahre Jugendleiter war. Nebenbei absolvierte er ein Praktikum beim VfB Stuttgart und hospitierte in Bursa, der Heimatstadt seiner Eltern, bei Bursaspor, dem türkischen Meister von 2010. Und er war Stützpunkt- und Auswahltrainer, was ihn in den Genuss brachte, unter anderem Serge Gnabry zu trainieren – heute beim Arsenal FC unter Vertrag.

Birinci bezeichnet sich als absolut fußballverrückt. Dadurch, dass im Elternhaus mit dem TV-Konsum sehr sparsam umgegangen wurde, blieb viel Zeit zum Lesen und für die Beschäftigung mit anderen Sportarten. Besonders American Football, hier sympathisiert Birinci mit den erfolglosen Buffalo Bills („Die Gründe, nach denen man einen Lieblingsklub wählt, sind nicht immer leicht zu erklären“), und Basketball haben es ihm – neben dem Fußball – angetan. Gerne erinnert er sich an die 90er Jahre zurück, als er Spieler wie Karl Malone, Charles Barkley und Dennis Rodman bewunderte. „Alle Power Forwards und keine Center, trotzdem waren sie die Chefs unter den Körben.“

„Hoffenheim ist eine tolle Adresse“

Auf den Fußballplätzen galt seine Begeisterung Zinédine Zidane. Aber auch dem Bosnier Elvir Baljić, der für Bursa stürmte und dem eine große Karriere bei Real Madrid nur aufgrund eines Kreuzbandrisses verwehrt blieb. Nicht zu vergessen Sergen Yalçın, den sie in der Türkei nur „Superlinksfuß“ nannten. „Ein hochbegnadeter Fußballer mit einem kontraproduktiven Lebensstil. Wer weiß, wozu er in der Lage gewesen wäre, wenn er sich nur annähernd wie ein Profi verhalten hätte.“ Der Kontakt nach Hoffenheim kam über Michael Mutzel zu Stande. „Wir kennen uns seit seiner Stuttgarter Zeit und haben schnell gemerkt, dass wir, wenn wir über Fußball reden, dieselbe Sprache sprechen. Hoffenheim ist eine tolle Adresse, daher musste ich nicht lange überlegen.“

Und daher heißt sein Wohnort heute Balzfeld und nicht mehr Stuttgart. „Ich denke, dass die TSG zu den spannendsten Vereinen überhaupt gehört. Obwohl ich erst wenige Monate hier bin, fühle ich mich sehr wohl, die Trainer haben mich sehr gut integriert.“

Wenn über die Idee vom Fußball geredet werde, sei vieles immer nur ein Lippenbekenntnis, daher möchte sich Birinci dazu nur ungern äußern. „Für mich sind die Ergebnisse der Mannschaften egal, solange auf dem Platz zu erkennen ist, dass die Jungs sich stetig verbessern und auch alles dafür tun.“ Seinen bevorzugten Spielertypen beschreibt er als elegant und gedankenschnell. „Ich mag Jungs, die technisch versiert sind und sich auch mal was trauen.“

Zunächst konzentriert sich Birinci natürlich auf seine Kernaufgabe, die Rekrutierung und Ausbildung von Talenten im Förderzentrum, um sie auf den Sprung ins Nachwuchsleistungszentrum vorzubereiten. Für die Formulierung von Zielen ist es zwar ein bisschen früh, träumen sei aber erlaubt: „Zuletzt haben einige Abwehrspieler den Sprung zu den Profis geschafft. Ich würde mich freuen, wenn wir auch in der Offensive einen rausbringen. Einen Zehner. Oder einen Stürmer, der 20 Tore in einer Saison erzielt.“

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