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AKADEMIE
09.10.2012

Hoffe in Indien

In der Head Start Montessori School in Bangalore herrschte helle Aufregung. Ein Trainer aus Deutschland, zudem von einem Bundesligisten, war den Schülern angekündigt worden. Vier aufregende Tage mit sechs Einheiten à  90 Minuten lagen vor ihnen, Trikots gab es noch obendrauf. Diese Erfahrung werden die indischen Kinder so schnell nicht vergessen.

Rishab („Rishu“) Jain, der an der PH Heidelberg Sport, Deutsch und Ethik studiert, arbeitet seit zwei Jahren in der pädagogischen Betreuung des Akademie-Internats und trainiert die U10- und U11-Breitensportteams der TSG 1899 Hoffenheim. Seine Eltern stammen aus der indischen Provinz Punjab und kamen in den frühen 80ern nach Deutschland, Jain erblickte in Schwetzingen das Licht der Welt. Der Grund für den Besuch im Land seiner Vorfahren hatte eigentlich nichts mit Fußball zu tun. „Ich interessiere mich seit vielen Jahren für Yoga und wollte eine professionelle Ausbildung machen“, sagt Jain, der im Internet ein Ashram genanntes Yogazentrum in Nashik bei Mumbai ausfindig machte. Nach vier Wochen Theorie und Praxis – täglich von 5 Uhr morgens bis 21 Uhr – und sieben Prüfungen darf er sich nun „Yoga Teacher“ nennen. Aber warum Yoga? „Das ist einfach eine sehr gute Möglichkeit, Stress auszugleichen und Körper und Geist in Balance zu bringen“, so der 27-Jährige. Meditation, Atemübungen (Pranayama) und ruhende Köperstellung (Asanas) – diese Grundpfeiler des Yoga seien auch für Sportler von sehr großem Nutzen, glaubt Jain, der nach erfolgreichem Abschluss zu einem Cousin nach Bangalore weiterreiste. Der Sohn dieses Cousins besucht die Montessori Schule und spielt dort in der Schulmannschaft. „Sie haben mich gefragt, ob ich ein Training leiten könnte und ich habe gerne zugesagt.“

Wachsende Begeisterung für Fußball

Nun gilt Indien nicht gerade als Hochburg des Fußballs. Cricket und Hockey erfreuen sich im bevölkerungsmäßig zweitgrößten Land der Welt größerer Beliebtheit, doch Jain weiß von einer stark wachsenden Begeisterung zu berichten. Gemeinsam mit Sportlehrer Mark Mascrenas, einem ehemaligen indischen Nationaltorhüter, brachte er bei den rund 20 Zehn- bis Zwölfjährigen Trainingsansätze aus dem Kinderzentrum auf den Platz und zeigte sich von der vorhandenen Ausstattung positiv überrascht: „An Material war von Pylonen über Hütchen bis hin zu Leibchen und vernünftigen Bällen alles da, auch die Plätze waren in gutem Zustand.“ Nachdem die neugierigen Fragen der Schüler über Deutschland, die Bundesliga und die achtzehn99 AKADEMIE beantwortet waren, ging es endlich los: Aufwärmen, Techniktraining, Übersteiger, Abschlussspiel. „Die Kinder hatten jede Menge Spaß und es war auch das ein oder andere Talent dabei“, sagt Jain, der zur Freude der Kids Hoffenheimer Trainingskleidung und Fanartikel im Gepäck hatte.

Bevor er die Heimreise Richtung Kraichgau antrat, stattete Rishu Jain noch dem Armenviertel „Austin-Town“ einen Besuch ab. „Auf einem sogenannten Fußballplatz, der einer Baustelle ähnelte “, erzählt er, „haben Kinder unter schlechtesten Bedingungen gekickt. Auch für diese Jungs gab es 1899-Klamotten, die sie heute voller Stolz tragen. Sie alle eifern Sunil Chhetri nach, dem einzigen aktuellen indischen Fußball-Profi, der es geschafft hat, bei einem bekannten europäischen Klub unterzukommen – auch wenn es nur die zweite Mannschaft Sporting Lissabons ist. „Ich habe gute Fußballer gesehen, in Indien steckt ein großes Potenzial“, berichtet Jain. Kein Wunder bei 1,2 Milliarden Einwohnern. Gerade der Abstecher in die Slums hat beim Hoffenheimer Kindertrainer einen bleibenden Eindruck hinterlassen. „Ich möchte bald für ein paar Tage in ein Armenviertel ziehen und dort junge Fußballer trainieren.“ Die freuen sich sicher schon jetzt auf den Besuch aus Hoffenheim.

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