Alle Ergebnisse TSG eSPORTS TSG IST BEWEGUNG TSG Radio
MÄNNER
06.04.2011

Vedad Ibisevic trifft Heinz Seyfert

In unserer Serie „Sportler trifft Sportler“ verbleiben wir heute innerhalb der 1899 Hoffenheim Familie. Es ist ein Treffen der Generationen – zwischen beiden liegen 36 Jahre. Sie sind für 1899 aktiv, der eine neben, der andere auf dem Platz: Heinz Seyfert und Vedad Ibisevic.

Seyfert ist Zeugwart, 1899-Legende und „der mit Abstand wichtigste Mann im Verein", wie ihn sein Gegenüber nennt. Sein Name ist Ibisevic, Torjäger und Stürmer bei den Kraichgauern. Heinz Seyfert ist jedoch mehr als „nur" der Zeugwart. Wie kaum ein anderer repräsentiert er den Club. Er ist Rekordtorschütze des Vereins und seit 27 Jahren Zeugwart der ersten Mannschaft von 1899 Hoffenheim. Um den gegnerischen Strafraum, den er von 1963 bis
1992 bearbeitete, kümmert sich seit 2007 hauptberuflich Ibisevic.

Neben der Altersdifferenz gibt es weitere Unterschiede. Vedad Ibisevic ist Rechtsfuß, Heinz Seyfert Linksfuß. Ibisevic spielt am liebsten zentral in der Rolle eines Stoßstürmers, Heinz kam am liebsten über die Seite: „Ich war eher einer für die Außenbahn. Heute würde man wohl Flügelspieler dazu sagen.", sagt er. Doch die größten Unterschiede werden bei der Betrachtung der Lebensläufe deutlich.

Die Biographien

Heinz, geboren in Sinsheim, hat sein ganzes Leben in Hoffenheim verbracht. In den fast 30 Jahren, in denen er für die Kraichgauer auf dem Platz stand, erzielte er 227 Pflichtspieltore und hält damit den bis heute gültigen Rekord. Einen Großteil der Spiele hat er auf den Plätzen (manchmal auch Äcker) in der Region absolviert. Bevor er Zeugwart wurde, gab es kaum eine Position im Verein, die er nicht vorübergehend innehatte: Spieler, Spielausschuss, Vorstand, Platzwart und Jugendtrainer. „Unseren jetzigen Präsidenten, Peter Hofmann, habe ich auch schon trainiert," erinnert sich die Kraichgau-Legende. Jetzt kümmert er sich um die komplette Ausstattung der Profis und um deren wichtigstes Arbeitswerkzeug: die Fußballschuhe. Die Frage, wer die Schuhe denn putzen müsse, erweckt kurze Entrüstung in dem 62-Jährigen: „Na wer wohl? Das machen die Jungs schön selbst!"

„Vedo" wurde im bosnischen Vlasenica geboren. Im Alter von acht Jahren musste er aufgrund der gefährlichen Situation im Bosnienkrieg in das knapp 50 Kilometer entfernte Tuzla ziehen. Im Jahr 2000 wanderte die Familie in die Schweiz aus. Nur zehn Monate später war sie aufgrund der Aufenthaltsbestimmungen gezwungen, erneut eine neue Heimat zu finden und tat dies in den USA. In St. Louis angekommen, wurde Vedos außergewöhnliches Talent bei der College Mannschaft bereits deutlich. Auf einem Lehrgang der bosnischen Nationalelf machte er Scouts von Paris St. Germain auf sich aufmerksam und wechselte 2004 in die französische Hauptstadt. Über den FC Dijon führte sein Weg schließlich nach Deutschland, genauer gesagt zu Alemannia Aachen. 2007 folgten das Debüt in der Nationalelf Bosniens und der Wechsel zu 1899 Hoffenheim.

Die erste Begegnung

Zwei Lebensläufe, wie sie unterschiedlicher kaum sein könnten, aber wie sie der Fußball zusammenbringen kann. Erstmals begegnet sind sich die zwei vor knapp vier Jahren, als Ibisevic von Aachen in den Kraichgau wechselte. Was das Erste war, was er sich dachte, als er den Zeugwart kennenlernte? Daran erinnert sich der Bosnier noch ganz genau: „Ich habe ihn erstmal überhaupt nicht verstanden. Mit dem badischen Dialekt hatte ich zu Beginn meine Probleme. Daran muss man sich erstmal gewöhnen." Heinz Seyfert sagt über die erste Begegnung mit dem Mann, der zwei Jahre später 18 Tore in 17 Bundesligaspielen schießen sollte: „Mir war gleich klar, dass es ein lieber Junge ist. Das hat man sofort erkannt."

Innerhalb der Mannschaft genießt der Zeugwart hohes Ansehen. Seyfert gestand beispielsweise im Interview mit dem kicker, dass es ihn gelegentlich sauer mache, wenn er sehe, wie Ibisevic im Abseits steht. Damit konfrontiert sagt der nur: „Der Heinz darf das sagen. Auch wenn es nicht immer so leicht ist." Die Augen des Stürmers beginnen schließlich zu glänzen, als ihm der Zeugwart seinen Originalball aus den 1950'ern und alte Hoffenheimer Trikots präsentiert. „Mit dem hätte ich noch viel mehr Tore geschossen," meint Ibisevic lachend. „Die Dinger waren tückisch," gibt aber Seyfert zu bedenken. „Wenn es regnete, wurden sie schwer wie ein Stein." Bei der gemeinsamen Anprobe alter Trikots wird klar: In seinen besten Jahren schien der heutige Zeugwart einen ähnlichen Körperbau wie Ibisevic heute gehabt zu haben. Und ein bisschen was am Spielgerät kann Seyfert noch, wie er beim Ball hochhalten unter Beweis stellt.

Jetzt Downloaden!
Seite Drucken nach oben