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MÄNNER
25.01.2011

Sportler trifft Sportler: Die Becks unter sich

In unserer Serie „Sportler trifft Sportler“ treffen sich heute die Andi Becks. Für beide ein besonderer Moment, da der Tennis spielende Andi nicht nur ein großer Fußballfan ist, sondern auch der kickende Beck die Karriere des Namensvetters aufmerksam verfolgt. Den Wintermonaten angepasst, traf man sich in der Tennishalle auf einige Ballwechsel und anschließendes Fußballtennis. Das Verschnaufen bot die Gelegenheit für ein Gespräch zwischen den Becks. achtzehn99 durfte dabei sein.

Frage: Wann habt ihr mit eurem jeweiligen Sport angefangen und wann wurde euch bewusst, dass es zu mehr reichen wird, als „nur" dem Hobby?

Beck (Fußball): Seit ich bewusst denken kann, spiele ich Fußball. Mein Bruder ist drei Jahre älter, dem habe ich früher natürlich alles nachgemacht. Mit sechs, sieben Jahren hatte ich bereits den klaren Gedanken, einmal Profi zu werden und darauf hinzuarbeiten. Mir war immer klar, dass ich das solange mache, bis ich dieses Ziel erreiche.

Beck (Tennis): Bei mir ging das auch sehr früh los, mit vier Jahren, bedingt durch meine Familie. Ich komme aus einer reinen Tennis-Familie. Mein Onkel spielte Bundesliga, mein Opa war Trainer und meine Mutter deutsche Meisterin. Mit 14, 15 Jahren stand ich vor der Entscheidung zwischen Fußball - ich war auch ein brauchbarer Torhüter - und Tennis.


Einen Bezug zum Fußball hast du also durchaus, Tennis-Andi?

Beck (Tennis): Klar. Mittlerweile bin ich auch wieder aktiv! Die Idee kam beim Davis Cup Training auf. Wenn die Zeit es zulässt, spielen ein paar Tenniskollegen und ich bei einer Stuttgarter Amateurmannschaft mit.

Beck (Fußball): Da sollten wir mal ein Freundschaftsspiel organisieren!
Beck (Tennis): (lacht) Auf alle Fälle! Wir spielen zwar nur Kreisliga B, aber ein paar brauchbare Kicker sind dabei.


Zurück zum Tennis: Wie hat sich unser Fußball-Andi beim Ballwechsel angestellt?

Beck (Tennis): Ich habe ihm eben schon angeboten, dass ich einen Kontakt zu einem Club herstellen könnte! Nein, im Ernst: auf der Fahrt zur Halle hat er gesagt, er hätte zweimal in seinem Leben einen Tennisschläger in der Hand gehabt. Das kann aber nicht stimmen. Auch die mit Druck gespielten Bälle konnte er ganz ordentlich retournieren und die Körperhaltung bei der Vorhand lässt auf alle Fälle Talent erkennen.

Beck (Fußball): Etwas öfter habe ich vielleicht gespielt, aber nicht viel. Mein Bruder war im Verein und mit elf, zwölf Jahren bin ich ein paar Mal mitgegangen. Seitdem habe ich aber nur Tischtennis gespielt.


Die Frage nach dem Lieblingsbelag stellt sich bei Fußball-Andi nur bedingt...

Beck (Fußball): ...Stimmt, da gibt es nur eine Antwort: Ganz klar Naturrasen. In der Jugend beim VfB haben wir aber auch häufig auf Kunstrasen gespielt. Es geht aber nichts über einen gepflegten Naturrasenplatz.


Wie ist das bei dir, Tennis-Andi?

Beck (Tennis): Am erfolgreichsten war ich bisher auf Sand, darauf bin ich sozusagen aufgewachsen und trainiere, gerade im Sommer, darauf am häufigsten. Aber ich fühle mich ebenso auf anderen Belägen wohl. Mein Spiel ist sehr druckvoll, daher kommt mir ein schneller Belag wie Rasen auch entgegen.

Beck (Fußball): Bei uns stellt sich die Frage eher nach den richtigen Schuhen - Noppen oder Stollen. Im Training spiele ich in der Regel mit Noppen, im Spiel auf alle Fälle mit Stollen.


Wie viele Turniere spielst du im Jahr? Theoretisch könntest du ja jede Woche bei einem ATP Turnier antreten.

Beck (Tennis): Mein Turnierplan sieht so aus, dass ich in der Regel ca. 25 Turniere im Jahr spiele. An denen richten sich dann die Trainings- und Regenerationsphasen aus. Zwischendrin braucht man natürlich auch mal Urlaub, um abschalten zu können.

Beck (Fußball): Und wie gestaltet sich bei euch ein Trainingstag?

Beck (Tennis): In der Turniervorbereitung geht der so sechs bis acht Stunden. Man fängt morgens mit drei Stunden Tennis oder Fitness an, dann Mittagspause und dasselbe Programm dann noch mal am Nachmittag.


Beck (Fußball): Planst Du Dir Sommer- und Winterpausen selbst ein? Oder wonach richten sich deine Ruhephasen?

Beck (Tennis): Die sind größtenteils vom Spielplan der ATP-Tour vorgegeben. Der beginnt Anfang Januar und geht bis Ende November. Bis auf den Dezember kannst du eigentlich das ganze Jahr durchspielen.


Ist dein Training vergleichbar mit dem eines Fußballers? Bei 25 Turnieren kannst du dich wahrscheinlich nicht wirklich intensiv auf einzelne Wettbewerbe vorbereiten.

Beck (Tennis): Stimmt, du trainierst eher so, dass du die ganze Saison durchhältst. Bei Großereignissen kann man auch mal eine kleine Spitze setzen, viel ist in der Hinsicht bei dem vollgestopften Terminkalender aber nicht möglich. Das ist ähnlich wie bei Fußballern. Man hat eine sehr harte Vorbereitung im Vorfeld der Saison, während dieser ist ein Großteil der Trainingsarbeit dann Regeneration. Die Trainingsinhalte unterscheiden sich aber grundlegend vom Fußball.


Inwiefern?

Beck (Tennis): Die Fitness-Anforderungen unterscheiden sich fundamental. Wenn ich 30 Minuten die langen Sprints vor und zurück mache, die beim Fußball gefordert werden, bin ich platt. Umgekehrt könnte ein Fußballer die ständigen Richtungswechsel und Kurzsprints vom Tennis wahrscheinlich nicht so leicht wegstecken.


Ihr seid beide in Baden-Württemberg aufgewachsen. Wie habt ihr erstmals voneinander erfahren?

Beck (Tennis): Ich muss gestehen, ich war VfB Stuttgart-Fan und hatte 2007 sein Trikot vom VfB. So konnte ich mir die personalisierte Beflockung schon mal sparen. Als ich mitbekommen habe, dass dort ein Andi Beck spielt, der mehr oder weniger aus der gleichen Gegend kommt und im ähnlichen Alter ist, wurde ich natürlich hellhörig. Dann wurde erstmal gegoogelt. Seitdem verfolge ich die Entwicklung von Andi regelmäßig.

Beck (Fußball): Ich habe zu einem ganz ähnlichen Zeitpunkt das erste Mal von dem „anderen" Andi Beck gehört. Es ist auch echt phänomenal, dass sich da ein anderer Andi herum treibt, gar nicht weit weg, der statt im Fußball im Tennis Karriere macht. Als ich das dann länger beobachtet habe, wurde mir auch deutlich, dass unsere Entwicklungen viele Parallelen aufweisen. Es war immer schön zu sehen, wenn der andere Andi ebenfalls Erfolg hatte. Irgendwie hat man, ohne sich je kennengelernt zu haben, fast eine persönliche Bindung aufgebaut. Seitdem verfolge ich übers Internet, wie er bei den Turnieren abschneidet und was es allgemein Neues gibt.


Was würdet ihr jeweils als eure Stärken bezeichnen und wo glaubt ihr, noch dazulernen zu müssen?

Beck (Tennis): Meine große Stärke ist die Vorhand. Die Teamkameraden im Davis Cup Team sagen mir immer wieder, dass meine Vorhand zu den schnellsten der Tour gehört. Dank meiner Größe und dem dadurch resultierenden Winkel ist auch mein Aufschlag eine meiner Stärken. Verbessern möchte ich mich im Bereich der Fitness und der Beinarbeit.

Beck (Fußball): Fußball ist ja sehr komplex. Als meine Stärken würde ich aber grob mein Offensivspiel bezeichnen, wodurch ich mich als Außenverteidiger auch ein Stück weit von anderen unterscheide. Wichtig ist dabei natürlich immer, dass man als Teil der Viererkette seine Defensivaufgaben nicht vernachlässigt. Verbessern möchte ich mich in allen Bereichen und das solange ich Profi bin.


Der größte Unterschied zwischen euren Sportarten ist sicherlich die Form des Wettkampfs, Turnier und Liga, und der Gegensatz zwischen Individualsport und Teamsport. Um was beneidet ihr den jeweils anderen?

Beck (Fußball): Was ich mir sehr aufregend vorstelle ist das Reisen. Melbourne, New York, das sind Wettkampf-orte, die man als Fußballer eher selten zu Gesicht bekommt. So um die Welt zu reisen, das könnte mir auch gefallen.

Beck (Tennis): Worum ich die Teamsportler beneide ist die Mannschaft, die du um dich hast. Wenn du mal einen schlechten Tag hast, sind andere für dich da, helfen aus oder bauen dich wieder auf. Wenn du beim Tennis schlecht spielst, verlierst du und musst damit erstmal alleine klar kommen. Wenn du gewinnst, kannst du das Gefühl außerdem mit anderen teilen.

Beck (Fußball) Ist der Davis Cup dann so eine Art Team-Ersatz?

Beck (Tennis): Auf jeden Fall. Davis Cup zu spielen ist was ganz Großes. Wir wollen das nicht mit der Nationalmannschaft beim Fußball vergleichen. Aber für sein Land aufzuschlagen, die Nationalhymne zu hören und die Vorbereitung mit der ganzen Mannschaft sind unvergessliche Momente. Es ist ein sehr familiäres Verhältnis.


Was die Stufe der Karriere angeht, seid ihr auf ähnlichem Niveau, daher die Frage an beide: Gibt es einen Drei- oder Fünf-Jahresplan?

Beck (Tennis): Einen Plan gibt es nicht. Was die Nominierung für das Davis Cup Team betrifft, muss ich mich genau wie alle anderen jedes Jahr beweisen. Wir haben auch einen sehr großen Kader, das macht es nicht einfacher. Hinzu kommt, dass im Tennis als Individualsport vergangene Leistungen weniger zählen als im Fußball, wo ein verdienter Spieler vielleicht eher mal trotz Leistungstief mitgenommen wird. Das nächste Ziel sind die Davis Cup Partien im März, da will ich auf alle Fälle wieder mit dabei sein.

Beck (Fußball): Bei mir gibt es keinen klaren Zeitrahmen, in dem ich ganz bestimmte Ziele erreichen will. Ich will immer der Beste sein, der ich sein kann und mich so auch dem Bundestrainer empfehlen. Jetzt ist die Situation in Deutschland mittlerweile wieder so, dass wir zu den drei bis fünf besten Teams der Welt gehören. Das Spieler-potenzial ist enorm. Es gibt 50 bis 60 potenzielle Nationalspieler. Da ist es selbstverständlich eine riesige Ehre, wenn man zu den 20 bis 25 Besten gezählt wird. Ein Traum ist natürlich die Teilnahme an den großen Turnieren. Das nächste ist die EM 2012 - da will ich auf alle Fälle dabei sein.


Im Fußball hat Deutschland viel Talent im Nachwuchsbereich zu bieten. Wie sieht das im Tennis aus? Für den Laien wirkt es, als ob die großen Zeiten unter Steffi Graf, Boris Becker und Michael Stich vorbei wären. Wie geht ihr mit dieser Wahrnehmung um und wie ist die Unterstützung heute?

Beck (Tennis): Deutschland ist sehr verwöhnt durch die Vergangenheit. Es wirkt manchmal, als ob die Leute auf den nächsten Grand-Slam-Sieger warten, bevor sie sich wieder für Tennis interessieren. Aber man muss ganz klar sagen: Ein Phänomen wie Becker wird es nicht noch mal geben. Tennis ist viel schneller und moderner geworden, ein 17-Jähriger könnte heute kein Wimbledon-Sieger werden. Die Unterstützung ist da, natürlich nicht vergleichbar mit dem Fußball. Über mehr Support würden wir uns natürlich auch nicht beschweren.

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