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FRAUEN
06.10.2011

Frauen: Kristina Kober trifft Tom Starke

Der Fünfmeterraum und das Tor – 7,32m auf 2,44m – sind ihr Metier. Als letzter Mann oder letzte Frau auf dem Feld stehen sie in einem Team mit elf Spielern häufig alleine da. Für Tom Starke und Kristina Kober ist die besondere „Einsamkeit“ eines Torhüters außergewöhnlich und zugleich „überragend“.

Bei den Frauen von 1899 Hoffenheim ist Kober in der 2. Bundesliga die Nummer 1 zwischen den Pfosten, Starke hütet als Nummer 1 das Tor der Profis in der Bundesliga. Beide teilen dieselbe Auffassung, hatten ursprünglich aber andere Pläne als ein Fußballtor zu hüten. Beide wollten Fußball spielen, aber wie fast jedes Kind lieber selbst aufs Tor schießen als abgeschossen zu werden. Kober gab in ihrer Mannschaft nach und stellte sich zwischen die Pfosten, weil keiner ins Tor wollte. „Dann habe ich mich selbst reingestellt“, sagt die 22-Jährige. Bevor Starke die Bälle vom Fußballtor fern hielt, verteidigte er ein Handballtor. Und auch bei ihm fehlten Keeper, deshalb fliegt er seither nach den Bällen. „Eigentlich wollte ich nicht ins Tor, aber es wurden Torhüter gesucht. Im Nachhinein habe ich es nie bereut. Alles andere hätte mich nie zum Profifußballer gemacht.“

„Habe jetzt eine Verbindung zu den Frauen“

Mit 1,69m hat Kober nicht die perfekte Größe für einen Torwart. „Vielleicht hat es deshalb auch nicht zu Berufungen in Nationalmannschaften gereicht“ sagt die 22-Jährige. Einige ihrer Teamkolleginnen, vor allen Dingen die jungen Spielerinnen der Jahrgänge 1994/95 spielen in den Auswahlmannschaften des Deutschen Fußball-Bundes. Auch Claire Savin durfte für die U19/U20-Auswahl bereits das DFB-Trikot überstreifen. In Hoffenheim tummeln sich ein paar Talente, die Starke in Zukunft vielleicht mal in der A-Nationalmannschaft sehen darf. Der 30-Jährige gesteht allerdings, dass ihn Frauenfußball bislang nicht sehr interessiert hat. „Ich gucke aber auch kein Frauenhandball“, verteidigt sich Starke und fügt hinzu: „Die WM in Deutschland war aber sehr interessant. Es hat Spaß gemacht, den Frauen zuzuschauen und ich werde demnächst sicher auch mal die Hoffenheimer Frauen besuchen. Jetzt habe ich ja auch eine Verbindung dazu.“

Eine besondere Position

Beim Torwartspiel hat sich einiges getan. Sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen ist es beweglicher geworden. Ein Torwart wird immer mehr zum zwölften Feldspieler, wird häufig als Anspielstation gewählt und klärt eine Situation schon mal außerhalb des Sechzehners. Das sieht manchmal riskant und auch etwas verrückt aus. Als „verrückt im Sinne von positiver Verrücktheit“, beschreibt Starke die Eigenschaften eines Torhüters. „Wenn du drei Volleys nacheinander parierst, und dann wieder aufstehst und dich jedes Mal mit dem Wissen ins Tor stellst, dass es weh tun wird, da muss man schon irgendwie verrückt sein. Aber dennoch: Die Torwartposition ist überragend“, erzählt der 30-Jährige weiter. Das Schönste am Torwartdasein ist, dass „man immer wieder Glückshormone ausschüttet. In diesem Moment weißt du, dass du der Held bist.“ Auch Kober bestätigt, dass man als Torwart eher Held als Depp ist. „Es gefällt mir, weil es etwas Besonderes ist.“

Nicht nur die Verrücktheit ist eine Eigenschaft, die man auf dem Fußballfeld sonst keinem Spieler in diesem Maße zuspricht. Kober und Starke reden auch von Einsamkeit und nicht zu vermeidbarer Auffälligkeit. „Du bist kein Mitläufer, sondern stehst alleine da und kannst dich nicht verstecken. Ein Abwehr- oder Mittelfeldspieler kann sich eher verstecken“, sagt Starke und Kober ergänzt: „Außerdem sind wir schon alleine durch unsere Trikotfarben die auffälligsten Spieler.“ Als Betrachter wirkt ein Torwart manchmal tatsächlich einsam und wenn die zehn Feldspieler nach einem Tor zum Jubeln abdrehen, ist der Keeper außen vor. Kober wünscht sich manchmal, beim Jubeln dabei sein zu können, für Starke ist das nicht so wichtig: „Da sind wir wieder bei dem Punkt, dass ein Torwart alleine ist. Ich halte mich mit dem Jubeln grundsätzlich zurück, weil ich genau weiß, dass ich kurz später schon selbst ein Gegentor kassieren kann.“

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