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MÄNNER
12.04.2010

Inside 1899: Zu jeder Zeit bereit

Die Spieler aus der zweiten Reihe prägen das Klima innerhalb einer Mannschaft entscheidend mit. Frustration, Missgunst oder Neid stehen zumeist auf der Tagesordnung. Nicht bei 1899 Hoffenheim.

Ersatztorhüter Daniel Haas steht Woche für Woche auf dem Trainingsplatz, geht seiner Arbeit mit viel Leidenschaft und Akribie nach, unterstützt Timo Hildebrand wo er kann. Wahrlich keine einfache Situation für den Familienvater, dem oftmals nur der undankbare Platz auf der Reservebank bleibt. Der Ehrgeiz des 26-Jährigen ist dennoch ungebrochen. „Es ist nicht mein Anspruch, ewig die Nummer zwei zu bleiben. Das heißt aber nicht, dass ich es nicht akzeptiere, hinter Timo zu stehen. Er ist ein sehr guter Torhüter und wir unterstützen uns gegenseitig." Haas ist einer der Dienstältesten bei 1899 Hoffenheim, genau wie Sejad Salihovic hat der gebürtige Erlenbacher beide Aufstiege und den Gewinn der Herbstmeisterschaft 2008 miterlebt. 21 Bundesliga-Spiele hat er bislang vorzuweisen, doch aufgrund der wenigen Einsätze in den letzten anderthalb Jahren hat jedes Spiel eine besondere Bedeutung. „Ich freue mich über jeden Einsatz in der Bundesliga, auch wenn es wie in Wolfsburg undankbare Aufgaben sind. Ich konnte mich überhaupt nicht auszeichnen, die ersten drei Torschüsse der Wölfe waren drin. Aber auch solche Rückschläge muss man wegstecken können." Auf die 21 Bundesliga-Partien sollen möglichst noch viele weitere folgen, sein Glück bei einem anderen Verein möchte Haas trotz der starken Konkurrenz bei 1899 Hoffenheim nicht versuchen. „Ich möchte mit der Mannschaft noch einiges erleben. Ich bin davon überzeugt, dass ich hier mein Torwart-Spiel noch verbessern kann und sehe auch eine Chance, in Hoffenheim wieder die Nummer eins zu werden", zeigt sich Haas kämpferisch.

Das Verhältnis unter den Torhütern ist trotz der Konkurrenzsituation harmonisch. „Wir verstehen uns alle sehr gut, respektieren uns und haben sehr viel Spaß zusammen", sagt Jens Grahl, der bei der U23 zwischen den Pfosten steht, den täglichen Trainingsbetrieb jedoch bei den Profis absolviert. „Es macht sehr viel Spaß mit den Jungs zu trainieren. Aber wir schaffen es auch ganz gut, den Schalter wieder umzulegen und konzentriert zu arbeiten", sagt Haas, der auch lobende Wort für die beiden Torwart-Trainer Zsolt Petry und Cesar Thier übrig hat. „Sie machen ein hervorragendes Training. Ich denke, alle fünf profitieren von dieser Situation." Daniel Haas und Jens Grahl: Zwei, die sich auch außerhalb des Trainingsplatzes verstehen. Gemeinsam teilen sie sich im Trainingszentrum in Zuzenhausen ein Zimmer, das jedoch zumeist als Schlafplatz zwischen den Trainingseinheiten genutzt wird. Auf dem Rasen liegt Grahl noch hinter Haas zurück, anders sieht dies auf der Platte aus. Knappe Duelle liefern sich die Zimmerkollegen zumeist beim Tischtennis, „doch an Per Nilsson reichen wir nicht heran", lacht Haas.

Im Vergleich zu seinem Teamkollegen Daniel Haas ist die Situation für Jens Grahl eine andere. Er kann sein Können in der Oberliga Baden-Württemberg Woche für Woche unter Beweis stellen, steht mit der U23 auf dem Sprung in die Regionalliga. Fällt entweder Hildebrand oder Haas aus, kann er Bundesliga-Luft schnuppern. So auch am vergangenen Wochenende beim Auswärtsspiel in Wolfsburg, als die etatmäßige Nummer eins Timo Hildebrand aufgrund von Rückenproblemen pausieren musste. Grahl rückte nach und nahm auf der Bank Platz. „Es ist schon was anderes, in der Bundesliga dabei zu sein. Vor 30 000 Zuschauern zum Warmmachen auf den Rasen zu laufen ist ein besonderer Nervenkitzel", gibt Grahl einen Einblick in seine Gefühlswelt. „Als Ralf Rangnick zum 3. Mal ausgewechselt hatte, fiel die Anspannung von mir ab." Den Tag darauf stand Grahl schon wieder bei der U23 auf dem Rasen und hielt beim 2:0-Erfolg gegen Normannia Gmünd seinen Kasten zum 12. Mal in dieser Spielzeit sauber. „Bei acht Punkten Vorsprung dürfte hoffentlich nicht mehr allzu viel passieren. Aber wir müssen weiterhin konzentriert bleiben, die Saison ist noch lange nicht vorbei." Die Bundesliga ist die Bühne auf der sich auch Jens Grahl zeigen möchte, doch er weiß, dass es noch ein langer Weg ist. „Ich möchte mich Schritt für Schritt nach oben arbeiten. Ich denke, ich bin auf einem guten Weg", so Grahl.

Dass immer nur einer zwischen den Pfosten stehen kann, ist das Schicksal eines jeden Torhüters. Die große Kunst liegt daher nicht nur im Halten von Bällen. Es geht darum, den Blick nach vorne zu richten, dem anderen den Erfolg zu gönnen, zu versuchen sich im Schatten des Konkurrenten weiterzuentwickeln. Denn Missgunst und Neid haben in einer Mannschaft, die gemeinsam noch viele Erfolge feiern möchte, nichts verloren. Daniel Haas und Jens Grahl dienen als Paradebeispiele dafür, wie Konkurrenzkampf unter Teamkollegen aussehen sollte.

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