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AKADEMIE
17.09.2013

Julian Nagelsmann: Fünf Jahre in sechs Monaten

Es waren sechs intensive Monate, die vielen anderen den Kopf verdreht hätten: Beförderung vom U16-Chef- zum Profi-Co-Trainer, erst unter Frank Kramer, dann Marco Kurz und schließlich Markus Gisdol. Abstiegskampf vom ersten bis zum letzten Tag. Und nebenbei mal eben die A-Lizenz mit der Note 1,0 bestanden. Doch Julian Nagelsmann ist auf dem Boden geblieben – und in die Akademie zurückgekehrt. Als Chefcoach der U19.

„Ich habe die Entscheidung schon im März getroffen“, erzählt er. „Es wäre leichter gewesen, oben zu bleiben und weiter Erfahrung zu sammeln. Aber ich wollte wieder eine eigene Mannschaft trainieren.“ Die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Gisdol, die Bundesliga-Atmosphäre, das Medieninteresse, die Wertschätzung der Fans, all das wird der 26-Jährige wahrscheinlich auch etwas vermissen. „Obwohl ein halbes Jahr Abstiegskampf wohl genauso viel Substanz kostet wie fünf Jahre Tabellen-Mittelfeld.“

Gealtert wirkt „Baby-Mourinho“, wie ihn einige Profis nennen, allerdings nicht. Im Gegenteil: Den Akademie-Alltag bereichert er mit derselben guten Laune und ähnlich flotten Sprüchen wie vor seiner Beförderung. Ein echter Typ eben.

Vom Beginn des Trainingslagers in Portimao am 2. Januar bis zum 2:1-Sieg in Kaiserslautern Ende Mai hatte Nagelsmann keinen freien Tag, zumal er auch immer wieder das U19-Training besuchte. „Ich wurde bei den Profis außerordentlich gut aufgenommen und habe aufgrund meines Alters keine Respektlosigkeit erfahren. Der emotionale Stress war in dieser Zeit zwar enorm hoch, aber selbst nach dem Tiefpunkt, dem 1:4 gegen den Hamburger SV, haben wir daran geglaubt, in Dortmund gewinnen und die Klasse halten zu können.“

"Wir werden oben mitmischen"

Jetzt freut sich Nagelsmann, der von den Co-Trainern Matthias Kaltenbach und Dominik Drobisch unterstützt wird, auf seine erste Saison als A-Jugend-Cheftrainer. „Das wird nicht einfach, die Mannschaft besteht aus vielen Charakteren und ist sehr jung. Aber wenn es uns gelingt, aus den vielen guten Individualisten ein Team zu formen, werden wir auch oben mitmischen.“

Der Kader setzt sich aus acht Spielern der letztjährigen U19 zusammen, hinzu kommen 14 B-Junioren und gerade mal zwei externe Neue: Junioren-Nationalspieler Benjamin Trümner von Hessen Kassel und Grischa Prömel von den Stuttgarter Kickers. Die Voraussetzung, in der A-Junioren-Bundesliga trainieren zu dürfen, schuf Nagelsmann im März mit dem Erwerb der A-Lizenz. Zwei Mal hatte er den Lehrgang zuvor verschieben müssen, weil er in Hoffenheim gebraucht wurde. In Hennef wurde der Jungspund nach dem Motto „Mal schauen, was der drauf hat“ kritisch beäugt. Nagelsmann hielt sich im Hintergrund, um in der Prüfungswoche aus sich rauszukommen und mit der Bestnote nach Hause zu fahren. „Das war mein Anspruch, und das ist mir auch gelungen.“

Als Spieler und als Trainer ist Nagelsmann bislang immer unter den ersten Drei angekommen, insofern war der Abstecher zu den Profis auch in dieser Hinsicht eine neue Erfahrung. „Ich habe gelernt, mit Niederlagen umzugehen. Markus Gisdol hat nie vom Abstiegskampf gesprochen, sondern nur die Art und Weise gepredigt, wie er Fußball spielen will. Er hat die Situation entspannt, indem er die Jungs mit bestimmten Maßnahmen auf andere Gedanken und dazu gebracht hat, wieder an sich zu glauben.“ Wenn alles nach Plan läuft, macht Nagelsmann diese Erfahrung kein zweites Mal.

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