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CAMPUS
26.11.2013

Hecht, Reckermann, Fürste - Siegertypen im Dietmar-Hopp-Stadion zu Gast

Selten waren so viele Titel im Seminarraum des Kinderzentrums vereint: Mit Jochen Hecht (Eishockey), Jonas Reckermann (Beach-Volleyball) und Moritz Fürste (Hockey) nahmen drei Ausnahmeathleten an der Podiumsdiskussion „Siegermentalität“ teil, aus der die Hoffenheimer Junioren von der U23 bis zur U16 viele neue Erkenntnisse mitnahmen.

Was zeichnet einen Führungsspieler aus? Ist Siegermentalität angeboren oder kann sie erarbeitet werden? Wie entsteht Druck und wie kann er kanalisiert werden? Während die jungen Akademie-Spieler noch am Anfang ihrer Karrieren stehen und sich die Antworten auf diese Fragen erst erarbeiten müssen, konnten die drei Protagonisten aus ihren an Erfahrung reichen Nähkästchen plaudern. Geleitet wurde die Diskussion von Sven Voss, Moderator des Aktuellen Sportstudios, der das Trio 60 Minuten lang interviewte, ehe es in drei Gruppen in die Tiefe ging – und auch Zeit für das ein oder andere Anekdötchen war. Damit die 1899-Fußballer sich ein Bild von den Lebensläufen der Podiumsgäste machen konnten, hatte Videoanalyst Benjamin Glück entsprechende Kurzfilme vorbereitet.

„Ich wollte das unbedingt packen“

Natürlich gibt es kein Patentrezept, nach dem jeder Sportler sich mal eben schnell eine Siegermentalität aneignen könnte. Dennoch hatten Hecht, Reckermann und Fürste viele nützliche Botschaften parat. So erzählte Fürste frank und frei, wie er zunächst seine liebe Mühe hatte, sich für das Bundesliga-Team des Uhlenhorster HC zu empfehlen und von der Nationalmannschaft meilenweit entfernt war: „Als Deutschland 2002 Weltmeister wurde, habe ich die Spiele gar nicht richtig verfolgt.“ Heute hat er einen WM-Titel und zwei Olympiasiege auf seiner Visitenkarte stehen. „Ich wollte das unbedingt packen.“ Und er hat es gepackt: Mit der intuitiven Kanalisierung von Wut (über Nicht-Nominierungen), der richtigen Fokussierung („mit dem Kopf da sein“) und Ritualen, die Sicherheit gaben – und die er mittlerweile nicht mehr benötigt. „Es geht darum, sich zu 100 Prozent einzubringen – wie auch immer – und die anderen mitzureißen“, erinnerte der Mittelfeldspieler an das WM-Finale 2006, als die von Bernhard Peters trainierte Mannschaft gegen Australien kurz nach der Pause das 1:3 kassierte, Fürste auf 2:3 verkürzte und am Ende ein 4:3-Sieg stand.

Reckermann sprach unter anderem über den Druck, der bei großen Turnieren durch die Medien auf ihn und seinen Partner ausgeübt wurde. „Wenn wir bei der World Tour schlecht gespielt haben, hat das keine Sau interessiert. Bei Olympia wurde dann aber die Goldmedaille verlangt.“ Dass ihm dieses Kunststück schließlich gemeinsam mit seinem Partner Julius Brink 2012 gelungen ist, lag daran, dass „wir in der Vorbereitung nichts anders gemacht haben, nur weil die sportliche Wertigkeit höher war, sondern unseren gewohnten Weg gegangen sind.“ Während er Brink als eher emotionalen Leader bezeichnet, charakterisiert sich Reckermann selbst als rationalen, handlungsorientierten Spieler. „Wir haben uns optimal ergänzt.“

Immer 100 Prozent

Auf die längste und wohl härteste Profierfahrung blickte Jochen Hecht zurück. Der ehemalige NHL-Profi, in diesem Sommer nach 15 Jahren NHL in seine Heimatstadt Mannheim zurückgekehrt, erzählte, wie er in jungen Jahren zwei Mal Deutscher Meister wurde und dann den Sprung über den Großen Teich gewagt hat – um im ersten Anlauf zu scheitern und humorlos ins Farmteam geschickt zu werden. „Vom ersten Bully bis zur letzten Sirene immer 100 Prozent“, lautet seine Devise. Hecht betonte aber auch, dass es des nötigen Talents bedarf. Nur, das Talent allein reiche eben nicht.

Zum Thema „Führungsspieler“ sagte der Mannheimer: „Es geht nicht darum, wer in der Kabine am lautesten herumschreit, sondern darum, die jungen Spieler mitzuziehen und besser zu machen.“ Eine Einstellung, die Fürste uneingeschränkt teilte. Er nannte als Beispiel einen Nationalmannschaftskollegen, den er als weltbesten Spieler bezeichnete, der aber keine Führungsqualitäten habe, weil er einen Laissez-faire-Stil pflege. „In eine Führungsrolle wächst man rein, oder nicht“, so Fürste. Und die Siegermentalität? „Die kommt mit dem Erfolg und der Erfahrung“, bestätigte Hecht.

Meilensteine setzen und Ziele erreichen

Akademie-Chef Bernhard Peters, der diesen Abend organisiert hatte, bat die drei „Siegertypen“ schließlich um ein abschließendes Statement bzw. um Tipps, die die Akademie-Spieler mit auf den Trainingsplatz nehmen können. „Der beste Druck ist der, den man sich selbst macht“, so Hecht. „Wer sich fordert, hat Erfolg. Nutzt daher jeden Tag, um hart an euch zu arbeiten und das Beste zu geben. Die Zeit vergeht wie im Flug.“ Reckermann, der Handlungsorientierte, betonte nochmals: „Weniger das Ergebnis zählt, sondern im Training immer das Beste zu geben.“ Und Fürste forderte die Jungs auf, sich Meilensteine zu setzen. „Kurz-, mittel- und langfristige Ziele. Es gibt nichts Schöneres, als Ziele zu erreichen, ganz egal welche.“

Nach knapp zweieinhalb Stunden beendete Sven Voss die Veranstaltung. Ohne Torwandschießen, aber mit zufriedenen Gesichtern bei Spielern und Trainern. Grischa Prömel, Mittelfeldspieler der U19, nahm wichtige Erkenntnisse mit nach Hause: „Das waren bodenständige, sympathische Typen. Mich hat beeindruckt, wie zum Beispiel Moritz Fürste als Spätstarter seiner Karriere noch die richtige Wendung gegeben hat und dass alle drei betont haben, wie wichtig das tägliche, harte Training ist und dass Talent alleine nicht reicht.“

Steckbriefe

Jochen Hecht (36) | Eishockeyspieler

*Mannheim; aktueller Verein: Adler Mannheim, 2 x Deutscher Meister (1997, '98), 892 Spiele in der NHL für St. Louis, Edmonton und Buffalo

Jonas Reckermann (34) | Beach-Volleyballer

*Rheine; 1 x Weltmeister (2009), 4 x Europameister (2002, '04 , '11 , '12), 1 x Olympiasieger (2012)

Moritz Fürste (29) | Hockey-Nationalspieler

*Hamburg; aktueller Verein: Club de Campo Madrid, 1 x Weltmeister (2006), 1 x Europameister (2011), 2 x Olympiasieger (2008, '12), 1 x Welthockeyspieler (2012)

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