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MÄNNER
27.04.2011

Daniel Haas trifft Carolin Leonhardt

In unserer Serie „Sportler trifft Sportler“ hat achtzehn99.de die Kanutin Carolin Leonhardt und Hoffenheims Keeper Daniel Haas zusammengeführt.

Während die eine auf dem Wasser Erfolge und Titel einheimst, hält der andere auf dem Rasen den Kasten für 1899 sauber und sieht in Seen und Flüssen vor allem die Chance, seinem Hobby nachzugehen - dem Angeln. Am Bootshaus der WSV Mannheim-Sandhofen, an einem Seitenarm des Rheins, trafen sich der passionierte Angler und das Mannheimer Mädchen zum Gespräch über ihren Werdegang und den Trainingsalltag in den zwei Sportarten Fußball und Kanu.

Wie es mit dem Fußball bei Daniel Haas begann, ist schnell erzählt. Geboren in Erlenbach begann er beim benachbarten BSC Elsenfeld mit dem Kicken. „In der Jugend habe ich Libero gespielt," erinnert sich Haas. „Früher war ich auch beim Judo. Im Fußball hat sich aber schnell eine Perspektive aufgetan." Das war 1995, als er erstmals in die Juniorennationalmannschaft eingeladen wurde und für die U15 sieben Spiele absolvierte. Ein Jahr später folgte der Wechsel in das knapp 50 km entfernte Frankfurt. Nach vier Jahren in der zweiten Mannschaft der Eintracht, einem Jahr bei den Profis und knapp 50 Spielen für die Auswahlteams Deutschlands führte ihn der Weg über Hannover nach Hoffenheim. Dort ist er seit nunmehr sechs Jahren und erlebte den sportlichen Aufstieg von der Regionalliga bis in die Bundesliga mit. Neben Matthias Jaissle und Sejad Salihovic ist er dienstältester Profi im Kraichgau. Die Region ist sein Zuhause geworden, wo er mitsamt Frau und Kind sowohl berufliches als auch privates Glück gefunden hat.

Die gebürtige Lampertheimerin Leonhardt ist ein echtes „Mannemer Mädel". „Zum Kanusport bin ich 1994 durch eine Paddel-AG in der Grundschule gekommen." Der Erfolg stellte sich ein und sie blieb dabei. Da es im Kanusport keine Profis gibt, ging es über die Sportfördergruppe der Bundeswehr zur Bundespolizei - eine Gemeinsamkeit zwischen dem Obergefreiten Haas und Leonhardt, denn auch der Keeper absolvierte seinen Wehrdienst. Die zierliche Kanusportlerin paddelt auf der Weltspitze - und dort seit 2004 mit durchschlagendem Erfolg. Zwei olympische Medaillen, ebenso viele Welt- und Europameistertitel belegen dies. Es hätten bereits mehr werden können, zumindest was die Medaillen angeht. 2008, bei den Olympischen Sommerspielen in Peking, musste die 26-Jährige krankheitsbedingt abreisen. Der Vierer-Kajak, für den sie vorgesehen war, errang die Goldmedaille. „Klar habe ich mich für die Mädels gefreut. Aber Olympische Spiele erlebt man nicht alle Tage. Wenn man dann mit Siegchancen abreisen muss, ist das bitter," erinnert sich Leonhardt. Mittlerweile sei die Sache abgehakt, wie sie versichert: „Der Blick geht nach vorne." Das heißt: auf 2012, wenn die Spiele in London gastieren.

Kanusport - still und leise an die Weltspitze

Zwei Disziplinen gibt es im Kanusport: Kanadier und Kajak. „Caro" fährt Kajak. Beim Kanadier kniet der Athlet im Boot. „Das habe ich auch mal ausprobiert, mich aber noch nicht mal getraut, vom Steg abzulegen - das war einfach zu wackelig," gesteht Leonhardt lachend ihre gescheiterten Versuche im Kanadier.

Ein großer Unterschied ist die öffentliche Wahrnehmung beider Sportarten. Während König Fußball die Medienlandschaft beherrscht, fristet der Paddelsport ein Nischendasein - obwohl deutschlandweit über 100.000 Sportler im DKV (Deutscher Kanu Verband) organisiert sind. Warum also die eher geringe Aufmerksamkeit? „Tja, wenn wir das wüssten," bestätigt Leonhardt. „Vielleicht liegt es an der komplexen Technik. Man muss früh damit anfangen, wenn man sich auch nur im Boot halten möchte. Wenn ein Erwachsener ohne Vorkenntnisse in ein Rennkanu steigt, liegt er kurz darauf im Wasser."

An einer Sache liegt es definitiv nicht: am Mangel an Erfolgen. Die deutsche Kanu Rennsportabteilung ist seit Jahren weltweit eine der erfolgreichsten und räumt bei olympischen Spielen regelmäßig zig Medaillen ab. Jeweils acht waren es bei den letzten beiden Olympischen Spielen. 2004 erhielt Carolin Leonhardt gemeinsam mit ihren Kanukollegen wie Katrin Wagner-Augustin, Andreas Dittmer und Birgit Fischer (u. a.) einen Bambi. Fischer ist mit acht Gold- und vier Silbermedaillen sogar die erfolgreichste deutsche Olympionikin aller Zeiten. Das Sortiment an Edelmetall erweitern möchte Leonhardt im nächsten Jahr: „2012 in London will ich wieder richtig angreifen. Das wird ein absolutes Highlight."

Hoffes Keeper: Kumpels und Kollegen

Eine Begeisterung, die Daniel Haas nachempfinden kann: „Es gibt nicht viel, was über der olympischen Medaille steht. Anschauen würde ich mir das gerne mal." Doch zunächst steht seine Aufgabe bei 1899 im Vordergrund. Dort ist er Ersatzmann für Tom Starke. Trotz der natürlich gegebenen Konkurrenzsituation zwischen Torleuten ist die Stimmung unter allen vier Keepern in Hoffenheim sehr gut. „Mit Jens, Rambo (Ramazan Özcan; Anm. d. Red.) und Tom verstehe ich mich sehr gut und wir verbringen auch außerhalb des Platzes Zeit miteinander. Das gibt es nicht oft. Natürlich gibt es Konkurrenz, aber wir pushen uns gegenseitig, was ich als sehr positiv empfinde." Dass Haas auf Abruf bereit steht, hat er diese Saison bereits eindrucksvoll bewiesen. Als sich Starke an der Rippe verletzte, ersetzte Haas ihn mit Bravour. Acht Spieltage stand er zwischen den Pfosten. Die Bilanz: Nur zwei Niederlagen, zweimal zu Null. Der professionelle Umgang ist ihm wichtig: „Ich hatte nie Probleme mit den Kollegen. Das wäre auch nicht die richtige Basis, um Topleistungen zu bringen."

Auch der eigentliche Individualsport Kanu hat Elemente, in denen die Qualität der Teamarbeit über Erfolg oder Misserfolg entscheidet - immer, wenn mehr als eine Person im Boot sitzt. Carolin weiß, wovon sie spricht: „Ich bin die ganzen Jahre über Zweier und Vierer gefahren. Im Vierer ist die Harmonie sehr entscheidend. Man kann nicht einfach die vier Besten in ein Boot setzen und das funktioniert dann. Man muss auf Technik, Fahrstil und das Zwischenmenschliche achten."

Der Trainingsalltag

Große Unterschiede ergeben sich bei der täglichen Trainingsgestaltung. „Wir trainieren sechs Mal die Woche, drei bis vier Einheiten pro Tag. In der Woche kommen wir auf 18 bis 25 Stunden." Zahlen, die den Fußballer über die unterschiedliche Ausgangslage reflektieren lassen: „Das ist schon komisch. Fußball ist die Sportart Nummer Eins, im Fußball wird am meisten verdient und trotzdem sind wir die, die oft weniger trainieren. Da sieht man mal, wie viel Leidenschaft bei den anderen Sportlern dahinter steckt." Natürlich heißt das nicht, dass Fußballer fauler wären. Die geringere Trainingsbelastung resultiert aus den hohen Anforderungen, die sich durch die ständigen Spiele ergeben. „Wir müssen jedes Wochenende Leistung abrufen und das mittlerweile fast das ganze Jahr über," bringt Haas die Sache auf den Punkt. Das konzentrierte Training auf ein bis zwei Höhepunkte pro Jahr ist da nicht möglich. „Die Anzahl der Wettkämpfe ist bei uns tatsächlich viel geringer," bestätigt Leonhardt.

Keeper und Kanutin beenden das Gespräch bei tief stehender Sonne am Bootssteg des Mannheimer Clubs. Beim Blick auf den Rhein stellen beide fest, dass ihr nächstes Treffen am Fluss vielleicht nicht so harmonisch verläuft wie heute. Der Grund: Daniel Haas' spezielle Affinität, wenn es um Flüsse oder Seen geht. Als Hobby-Angler kann er ganze Tage am Wasser verbringen. „Dabei kann ich entspannen und die Welt um mich herum vergessen," beschreibt er die Faszination. „Dort, wo wir paddeln, angelt in der Regel keiner," wirft Leonhardt ein. „Wenn hier gegenüber mal ein paar sind und wir machen unsere Sprinttests, sind die in der Regel alles andere als begeistert." Hier muss der Torwart jedoch eine Lanze oder besser Rute für die Fischerfreunde brechen: „Das ist eher kontraproduktiv und am Ende verheddert sich noch ein Paddel in der Schnur," bittet der Keeper mit zwinkerndem Auge um Verständnis.

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